ICE-Trasse: "Das ist kein Prozess auf Augenhöhe"

Löhne. "Die Bahn ist in Löhne immer Thema", sagt Stefan Schwartze zu den versammelten Gästen der SPD-Sommertour. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und die beiden Landtagsabgeordneten Christian Dahm und Angela Lück sind nach Löhne gekommen und schauen sich die lokalen Gegebenheiten an. Im Bahnhof geht es um ein Bahn-Thema, das die Region schon jetzt bewegt und noch bewegen wird: Den möglichen Neubau einer ICE-Trasse, die eine Verbindung zwischen Bielefeld und Hannover in 31 Minuten nach dem sogenannten Deutschlandtakt ermöglichen soll. "Die hat natürlich Bedeutung für die Anliegerstädte", leitet Egon Schewe von der Löhner SPD das Thema ein, bevor er das Wort an Stefan Schwartze übergibt. "Von dem Problem der Ost-West-Verbindung wissen wir schon seit der Wiedervereinigung", beginnt dieser seine Ausführungen zur ICE-Trasse. Er berichtet von den unterschiedlichsten Überlegungen, wie die Bahnverbindungen in der Region besser gestaltet werden können, die allerdings dann nie verwirklicht wurden. "Plötzlich gab es dann im letzten Jahr Gerüchte von einer Neubaustrecke." Und im November seien dann schließlich zunächst die Abgeordneten und dann auch die Öffentlichkeit von den Plänen unterrichtet worden. "Uns wurden fünf Varianten mit sehr genauen Streckenplanungen vorgelegt", berichtet er weiter. Mit 300 km/h in 31 Minuten von Bielefeld nach Hannover Genauer sehen die Planungen der Bahn eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Bielefeld und Hannover vor, bei denen die Züge mit 300 km/h in 31 Minuten von Bielefeld nach Hannover düsen. In den beiden Hauptvarianten könnte dafür entweder die vorhandene Strecke ausgebaut werden - wobei hier wie berichtet eine Geschwindigkeit von 300 km/h unwahrscheinlich erscheint. Einer weiteren Variante nach würde eine neue Trasse entlang der A2 gebaut werden, die durch Vlotho und Exter verläuft. Dagegen hatte sich vor Ort schnell Widerstand formiert. Vor allem das intransparente Vorgehen der Bahn war kritisiert worden. Auch Schwartze fordert mehr Transparenz und eine bessere Bürgerbeteiligung, die die Bahn inzwischen zumindest angekündigt hat. "Das ist kein Prozess auf Augenhöhe", kritisiert jedoch Schwartze die Bahn und das Bundesverkehrsministerium. Das habe sich beim letzten Plenum in einer stundenlangen Videokonferenz gezeigt. "Das war eine Verkündigungsmesse der Deutschen Bahn", betont der Abgeordnete. Dabei müssten doch eigentlich gerade die Fragen, Ideen und Überlegungen der Menschen vor Ort mit in solche großen Projekte einfließen. "Das darf nicht über den Köpfen der Menschen gemacht werden." Die geplante Trasse würde nun mal auch Milliarden Steuergelder kosten. "Wenn wir die Überlegungen vor Ort nicht mit einbeziehen, wird es nicht gelingen, die Region mitzunehmen." "Das ist eine Riesenchance für die Region" Schließlich könne eine Neuausrichtung der Bahnverbindungen vor Ort auch positiv sein. Ein S-Bahn-Netz für OWL nennt Schwartze als Beispiel. "Wir müssen den Nahverkehr stärken, damit die Menschen kostengünstig von A nach B kommen. Das ist eine Riesenchance für die Region", meint Schwartze. Das meiste Potenzial auch für die Verkehrswende habe schließlich der Nahverkehr. "Brauchen wir dann wirklich solche Irrsinns-Hochgeschwindigkeits-Trassen? Ich sage: Nein", unterstreicht der Abgeordnete und bekommt dafür spontanen Applaus von seinen Parteikollegen. Die 31 Minuten, meint Schwartze, seien eben auch nicht in Stein gemeißelt. Es gebe viele Varianten, wie der Deutschlandtakt verwirklicht werden könne. Für feste Ankunftszeiten von Fernverkehrszügen in kürzeren Abständen an Knotenpunkten wie Hamm und Hannover könne man vielleicht auch noch an anderen Schrauben drehen. Mit diesem Standpunkt kommt Schwartze vor Ort gut an. "Das nimmt Ausmaße an, die eigentlich nicht vertretbar sind", sagt etwa Bürgermeister Bernd Poggemöller daraufhin zu den Planungen. Immer wieder habe die Stadt versucht, mit der Deutschen Bahn auf einen Nenner zu kommen, was die Zukunftsplanung angehe. Als Beispiel nennt er etwa brachliegende Gleisflächen, die bei einem Ausbau der aktuellen Strecke vielleicht eine Rolle spielen könnten, die die Stadt aber ansonsten auch gerne weiter entwickeln würde. "Aber bei der Bahn beißt man auf Granit."

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