So viele Hausärzte fehlen in Löhne - und viele gehen bald in Rente

Löhne. Anfang Juli hat Kathrin Kießling ihre Hausarztpraxis in Ostscheid eröffnet. Vom Bürgermeister wurde ihr mit einem Blumenstrauß zur Eröffnung gratuliert. Bernd Poggemöller vergisst in solchen Momenten nie, die Werbetrommel zu rühren. "Wenn Sie eine Ärztin oder einen Arzt kennen", dann empfehlen Sie uns weiter", sagte er zu der Medizinerin. Dass der Bürgermeister jeden Hausarzt persönlich mit Handschlag begrüßt, liegt daran, dass es schon seit Jahren zu wenige in der Werrestadt gibt. Auch die aktuellen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) bestätigen das. In Löhne sind zurzeit 19 Hausärzte tätig. Die meisten von ihnen in einer Einzelpraxis. "Der Versorgungsgrad beträgt 78 Prozent", schreibt Jana Elbert von der Kassenärztlichen Vereinigung in ihrer Antwort auf die Anfrage der NW zur aktuellen Situation. Rein rechnerisch bestehen noch 5,5 weiter Niederlassungsmöglichkeiten von Hausärzten. Dann wäre eine Versorgung von 100 Prozent erreicht und weitere Hausärzte dürften ihre Praxen in Löhne nicht eröffnen. Meistens wurden bestehende Praxen übernommen Für den Bürgermeister wäre das wohl eher ein Luxusproblem, dem sich die Stadt so bald nicht stellen muss. Das zeigt sich auch daran, welche Mühe es kostet, eine Medizinerin oder einen Mediziner davon überzeugen, eine Praxis in Löhne zu eröffnen. In den letzten Jahren sind eher selten wirklich neue Praxen eröffnet worden. Bestehende wurde übernommen, sodass sich der Versorgungsgrad nicht weiter verschlechtert hat. "Insgesamt ist die Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten in Löhne derzeit - statistisch gesehen - noch stabil", schreibt Elbert von der KVWL. Allerdings könnte sich die Lage mittelfristig verschlechtern. 32 Prozent der Hausärzte in der Werrestadt sind über 60 Jahre alt. Viele von ihnen werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen. Damit ist die Situation in Löhne besser als im Durchschnitt in Westfalen-Lippe. Der Schnitt liegt bei 40 Prozent über 60 Jahre. Die Expertin der KVWL geht davon aus, dass die Lage schwierig bleibt. "Generell wird die Nachbesetzung von Arztsitzen in vielen Regionen, vor allem in ländlichen Bereich, schwieriger, da sich nicht genug Mediziner für eine eigene Praxis entscheiden. Dies gilt besonders für die Hausärzteschaft", so Elbert. Frühwarnsystem zeigt, wo Probleme entstehen könnten Immerhin sei des der KVWL bisher gelungen, einer drohenden Unterversorgung entgegen zu wirken. Löhne wird seit 2015 im Förderverzeichnis der KVWL geführt. "Das ist eine Art Frühwarnsystem, mit dem die KVWL aufzeigen kann, in welchen Gemeinden sich in naher Zukunft Probleme bei der ärztlichen Versorgung entwickeln könnten", sagt Elbert. Wichtige Indikatoren dafür seien die Altersstruktur und der Versorgungsgrad der Mediziner vor Ort. Ärzte, die sich in den Städten niederlassen, die im Förderverzeichnis aufgeführt sind, werden von der KVWL unterstützt. Dabei geht es zum Beispiel um die Übernahme von Kosten für die Praxiseinrichtung, die Gewährung von Darlehen zum Praxisaufbau oder zur Praxisübernahme. "In Löhne sind bereits sieben Förderungen erfolgt, sodass die Anzahl der Hausarztpraxen konstant blieb. Auch aktuell befindet sich Löhne in dem Verzeichnis", so Elbert. Unterstützungen haben meine Entscheidung sehr erleichtert Neben der Förderung durch die KVWL hat Kathrin Kießling auch von Stadt und Kreis profitiert. Aus dem Förderprogramm des Kreises wurden Kathrin Kießling 25.000 Euro gezahlt. Von der Stadt gibt es ein zinsloses Darlehen in Höhe von 75.000 Euro. Die KVWL hat mit einer Quereinsteigerförderung die Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin finanziell unterstützt. &bdquo;Diese Unterstützungen haben meine Entscheidung sehr erleichtert“, sagte Ostscheids neue Hausärztin im Frühjahr zur NW. Kathrin Kießling hat ihre Praxis im ehemaligen Sparkassen-Gebäude in Ostscheid eröffnet. In der ebenfalls geschlossenen Filiale an der Königstraße könnte ebenfalls ein Hausarzt seine Praxis eröffnen. Dass darüber mit einem Mediziner Gespräche geführt werden, hatte Sparkassen-Sprecher Peter Platz gegenüber der NW bestätigt. Ein weiterer Standort für Mediziner, möglicherweise ebenfalls für einen Hausarzt, könnte der Neubau auf der Investorenwiese sein, der gerade geplant wird. Als Mieter für Flächen in den Obergeschossen sind auch Ärzte im Gespräch.

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