Wann es mit dem Bahnverkehr in Löhne so richtig los ging

Löhne. Sicher fragt sich mancher Reisende auch heute noch, warum der Löhner Personenbahnhof so einen langen Tunnel zu den Bahnsteigen hat. Was anmutet wie die Kulisse für einen dystopischen Film hatte aber einst durchaus seinen Sinn. KURZE VORGESCHICHTE AB 1900 Nach der Jahrhundertwende um 1900 stieg der Verkehr auf der Strecke Hamm-Minden derart an, dass die zweigleisige Strecke mit ihren vielen Zugfolgen und der damaligen Signaltechnik an ihre Kapazitätsgrenze stieß, Verspätungen waren oft die Folge. Deshalb plante man eine zusätzliche zweite zweigleisige Güterverkehrsstrecke. Der damit neu entstandene Rangierbahnhof und Personenbahnhof verfügten nach dem Ausbau bis 1917 im Gleisbild über 300 Weichen und entsprechend ebenso viele unzählige Signale. Das nun außen liegende Bahnhofsgebäude mit fünf neuen Bahnsteigen bot damit zehn Personenzügen Halt oder Vorbereitung für die Abfahrt boten. Zuvor waren es insgesamt immerhin schon vier Personenzughaltegleise am Bahnhofsgebäude und einem Bahnsteig gewesen, die die Züge jeweils in die vier mögliche Richtungen abfahren ließen. DIE NEUE NUMMERIERUNG AB 1916/17 Eine ganz neue Gleisnummerierung war damit auch verbunden. Die ersten Gleise mit Nr. 1 und Nr.2 beginnend waren die Freiladegleise und Nr.3 bis Nr.5 die Gleise am Güterschuppen im Güterbahnhof, der seinen Standort auf der heutigen Investorenwiese behielt. Hier wurden Güter von und nach Löhne ein- oder ausgeladen. Das heute noch bestehende Güterzughauptgleis nach Osnabrück direkt am Bahnhofsgebäude war also nicht Gleis 1, sondern Gleis 6. Gleise 7 bis 10 waren weitere Rangier- und Ausfahrtgleise für die im Rangierbahnhof gebildeten Güterzüge. Die beiden Hauptgleise der neuen Güterbahn waren dann die Gleise 11 und 12, Gütergleis 12 (heute Gleis 8) lag schon am ersten schmalen Bahnsteig 1 an der Nordbahnsteigkante, das damals wie heute nur unplanmäßig auch für Reisezüge genutzt wurde, wenn es der Betrieb durch Verspätungen erforderte, Personenzüge parallel auf den Güterzuggleisen wischen Löhne und Minden verkehren zu lassen. Insgesamt lagen also 7 Gleise zwischen Empfangsgebäude und dem ersten Bahnsteig, was damit den langen Abschnitt zum ersten Bahnsteig erklärt. DIE NEUEN BAHNSTEIGE 1 UND 2 Das zweite südliche Gleis am ersten Bahnsteig 1 trug dann die Nummer 13, an dem heute der Regionalexpress nach Rheine alle 2 Stunden abfährt, wurde dann im Regelbetrieb als Abfahrtsgleis nach Osnabrück genutzt. Dieser schmalere Bahnsteig besaß nur einen einzigen Treppenaufgang nach Osten wie auch die schmaleren Bahnsteige 3 und 5. Am ersten großen zweiten Bahnsteig 2 mit Treppen zu beiden Seiten nach Ost und West waren dann die Gleise 14 und 15 (heute 10 und 11) Richtung Osnabrück und Köln. Auf diesem Bahnsteig 2 gab es auch ein großes Kioskgebäude bis etwa 1955 betrieben, das erst jetzt durch den Umbau für den RRX abgerissen wurde. Alle Bahnsteige hatten eine Länge von etwas über 300 Meter, um langen Fernreisezügen mit 12 bis 14 Waggons Platz an der Bahnsteigkante zu bieten, wie dem Moskau-Paris Express, der zeitweise in Löhne hielt. DER ALTE MITTLERE BAHNSTEIG 3 Die Gleise 16 und 17 lagen dann am mittleren Bahnsteig. Hier hielten zumeist Personenzüge, die auf der Köln-Mindener endeten, starteten oder einen längeren Zwischenhalt zur Überholung schnellerer Reisezüge hatten. Dieser Bahnsteig wurde aber beim Bombenangriff auf Löhne 1945 auch etwas zerstört, so dass die Gleise 16 und 17 danach nicht wieder neu aufgebaut wurden, der Betrieb konnte ab 1945 auch mit nur 4 Bahnsteigen fortgeführt werden. Vom Dach war nur noch ein kurzer Rest übrig geblieben, der Treppenaufgang war unten zunächst bis 1968 nur durch eine dicke Seilkordel gesperrt, bis der Bahnsteig im Zuge der Elektrifizierungsarbeiten 1967/68 ganz abgebrochen wurde und auch die Treppe zugebaut wurde, aber mit anderen weißen Kachelsteinen im Tunnel. Die Steine von 1916 waren nicht mehr erhältlich. DIE BAHNSTEIGE 4 UND 5 An Bahnsteig 4 hatten die beiden Hauptgleise nach Hannover und Hameln die Nummer 18 und 19 (heute 12 und 13). Bahnsteig 5 mit Gleis 20 und 21 (später 14 und 15) diente dann noch den startenden Personenzügen in Richtung Hameln und Osnabrück über die südlichen Gleise. Vor einigen Jahren wurden die Halte hier eingestellt und man riss das Dach dieses Bahnsteigs komplett ab und die Treppe wurde von oben und im Tunnel einfach nur mit Holz verbarrikadiert. NEUE Nummern NACH DER ELEKTRIFIZIERUNG Die neue Gleisnummerierung mit den heutigen Gleisnummern an den Bahnsteigen kam dann beim Umbau zum elektrischen Betrieb 1968. Aus Gleis 6 wurde nun 2 (1 neu lag südlich am Güterschuppen, aus 13 dann 9 usw., aus 18 wurde 12 usw., da man nun die ehemaligen Gleise am alten mittleren Bahnsteig nicht mehr mitzählte. AUSBLICK Vielleicht kommt der kürzere südlichste alte Bahnsteig doch noch ins Spiel in Zukunft, wie die Bahn und sein Vertreter Martin Novosad in der jüngsten Presse mutmaßen lässt ? Ein kompletter Abbau ist noch nicht vorgesehen, die Treppe wird lediglich durch die neuen Metallpaneele verdeckt. Überlegungen zur Verkürzung des Tunnels im Süden sind vorerst auf Eis gelegt. Der Umbau der drei noch genutzten Bahnsteige für den Rhein-Ruhr-Express ist abgeschlossen, die Fahrstühle fehlen aber noch. Auch der Tunnel wirkt nun schon freundlicher und moderner, hier bieten sich sogar noch weitere Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen der ganzen Verschönerung an.

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