Löhne

Autogottesdienst lockt viele Teilnehmer

Zweiter ökumenischer Autogottesdienst lockt hunderte Menschen auf den Bruno-Kleine-Parkplatz. Pfarrer-Sextett begeistert mit unterhaltsamer Predigt.

Marie-Luise und Roger Lampe waren mit ihren E-Bikes zum Autogottesdienst gekommen. | © Sonja Töbing

24.05.2021 | 24.05.2021, 18:00

Löhne. „Erst, wenn es etwas nicht mehr gibt, merken wir plötzlich, wie sehr es uns fehlt.“ Und gemeinsame Gottesdienste fehlten während der Corona-Pandemie vielen Menschen in den Löhner Gemeinden. Umso dankbarer waren am Pfingstmontag alle Beteiligten und Besucher des zweiten ökumenischen Autogottesdienstes auf dem Bruno-Kleine-Parkplatz, dass sie gemeinsam singen, beten und Gottes Segen empfangen durften.

Bereits kurz nach halb neun Uhr morgens postierten sich die freiwilligen Helferinnen und Helfer in ihren leuchtend bunten Warnwesten. Unter anderem auch Ingo Brune, auf dessen Weste sogar sein Vorname zu lesen war. „Die Weste habe ich mir extra bestellt, das ist jetzt wenigstens meine Größe“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Hupkonzert der Gläubigen

Lange warten mussten die Ordner nicht, nur wenige Minuten später rollten die ersten Autos an. „Wir haben hier 123 Plätze, zwischen den Fahrzeugen muss jeweils eine Parklücke Abstand gehalten werden“, erklärte Pfarrer Peter Außerwinkler, der den 40-minütigen Gottesdienst gemeinsam mit seinen Kollegen Uwe Stintmann, Kai Sundermeier, Harald Ludewig, Enrico Klee und Gordon Richard vorbereitet hatte – ein jeder bekam für seine Gemeinde die Möglichkeit, die Predigt zu gestalten und alle Ortsteile auf diese Weise mit einzubeziehen. Mittels lautstarkem Hupkonzert gaben die Besucher an, zu welcher Kirchengemeinde sie gehörten. „Gohfeld – das sind wohl die Platzhirsche hier“, sagte Pfarrer Gordon Richard von der katholischen Gemeinde St. Laurentius, als unzählige Hupen ertönten.

Das Musik-Team Kreuzkirche hat für die musikalische Untermalung des zweiten Autogottesdienstes gesorgt: Evelin Woker (von links), Mirjam Anders, Bernd Woker und Esther König sind mit vollem Einsatz dabei. - © Sonja Töbing
Das Musik-Team Kreuzkirche hat für die musikalische Untermalung des zweiten Autogottesdienstes gesorgt: Evelin Woker (von links), Mirjam Anders, Bernd Woker und Esther König sind mit vollem Einsatz dabei. | © Sonja Töbing

Heike Westerholt und Reinhold Kienzl aus Löhne hatten es sich in ihrem Auto gemütlich gemacht – die Sonne am strahlend-blauen Himmel sorgte dafür, dass viele ihre Scheiben herunterließen oder die Türen öffneten. „Wir waren vergangenes Jahr schon beim ersten Autogottesdienst hier, und es hat uns sehr gut gefallen. So wird es für uns ein richtig schönes Pfingstfest“, betonte Heike Westerholt.

Heike Westerholt und Reinhold Kienzl genießen es, bei der Veranstaltung auf dem Bruno-Kleine-Parkplatz dabei sein zu können. - © Sonja Töbing
Heike Westerholt und Reinhold Kienzl genießen es, bei der Veranstaltung auf dem Bruno-Kleine-Parkplatz dabei sein zu können. | © Sonja Töbing

Regina Abke, Sängerin der L’Ort Singers, hatte ihre Freundin Marina Kruse mitgebracht. „Mir fehlt der persönliche Kontakt zu den anderen Sängerinnen und Sängern so sehr. Zwar proben wir immer virtuell, aber das ersetzt die Präsenz-Proben nicht“, erklärte Regina Abke. Mit ihren E-Bikes waren Roger und Marie-Luise Lampe von Löhne-Ort aus angereist, um beim Gottesdienst dabei sein zu können. „Das ist für uns das erste Mal, wir freuen uns sehr“, sagte Marie-Luise Lampe.

Übertragung ins Auto auf Frequenz 88,5 MHz

Um die Predigt und die musikalischen Beiträge des Musik-Teams Kreuzkirche, bestehend aus Evelin und Bernd Woker, Mirjam Anders und Esther König, zu hören, mussten alle Autofahrer auf ihrem Radio die Frequenz 88,5 MHz einstellen. Wer das nicht auf Anhieb schaffte, bekam Hilfe vom Ordner-Team. „Einfach den Sendersuchlauf starten“, rief Ingo Bruno einem technisch eher weniger versierten Besucher zu.

Zum Motto des Gottesdienstes „Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz“ hatte sich das sechsköpfige Pfarrer-Team zahlreiche Gedanken gemacht. „Mir hat besonders das ,O du Fröhliche‘ zu Weihnachten in der Kirche gefehlt“, erzählte Peter Außerwinkler. Überhaupt die Kirche: „Diese Gebäude prägen unsere Ortsteile, sind wahre Schätzchen. Wie mein Zahnarzt zu mir sagte, während er mit seinem Bohrer hantierte: Ein Kirchturm gehört zum Leben“, sagte Harald Ludewig. Er habe in dieser Situation auch nicht gewagt zu widersprechen – und hätte es auch sowieso nicht getan, wie er schmunzelnd ergänzte. Eine Pandemie möge kommen und gehen – die Kirche bleibe. „Kirche ist Heimat, sie bedeutet Geborgenheit“, so Ludewig.

Doch der eigentliche Schatz, erklärte Peter Außerwinkler, sei das Wort Gottes, es gebe Hoffnung in schwierigen Zeiten. Seit mehr als 2000 Jahren vermittele es jedem Menschen Wertschätzung und Anerkennung. „Und die Gewissheit: Du bist von Gott gewollt.“ Das Gesicht unseres Gegenübers, unserer Mitmenschen sei der „Spiegel Gottes“. Und am Ende drückten Außerwinkler und Ludewig ihre gegenseitige Wertschätzung auf besonders herzliche Weise aus: „Du bist ein Schatz, Peter.“ „Du auch, Harald.“ Es folgte ein lautes Hupkonzert – quasi die Technik-Version der sonst so beliebten stehenden Ovationen.

Nach 40 Minuten Predigt und Musik entließen die Pfarrer ihre „Schäfchen“ in einen sonnigen Pfingstmontag. An der Ausfahrt des Parkplatzes sammelten die Ordner eine Kollekte für den Löhner Mittagstisch ein. Und die Besucher zeigten sich äußerst spendabel.

„Ob wir auch in Zukunft diesen Autogottesdienst veranstalten werden, bleibt abzuwarten. Das sollten wir zu Nicht-Corona-Zeiten zur Diskussion stellen“, sagte Peter Außerwinkler. Auf jeden Fall habe die Digitalisierung in den Kirchengemeinden einen „ordentlichen Schub“ erhalten. „Pro Online-Gottesdienst hatten wir mehr als 400 Teilnehmer, so viele Menschen hätten wir sonst nicht erreicht“, betonte der Löhne-Orter Pfarrer. Trotzdem freuen er und seine Kollegen sich wieder auf die ersten Präsenz-Gottesdienste, die dank sinkender Inzidenzwerte momentan wieder erlaubt sind.