Das Konzept für den Löhner Bahnhof steht - nun entscheidet die Politik

Löhne. Stöbern in der Bücherei, Skat-Abend, Vereinstreffen, gemeinsam chillen, Kultur genießen, Kaffee trinken - all das und mehr an einem Ort, dem Löhner Bahnhof. Der soll zu einem "Dritten Ort" werden, einem Raum, wo sich Menschen zwanglos begegnen können. Nun steht das Konzept. Auch die Kosten für Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes hat die Stadt kalkulieren lassen: Neun Millionen Euro. Im nächsten Schritt soll ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden. Darüber beraten in der kommenden Woche in einer gemeinsamen Sitzung zunächst Planungs- und Umwelt- sowie Kulturausschuss. "Für uns ist das eine Zäsur", sagt Günter Willig, Vereinsvorstand von "Löhne umsteigen". "Wir sind mit den Planungen durch. Alles weitere liegt jetzt in den Händen der Politiker." Der Verein hat das Nutzungskonzept vom Büro Frauns in Münster erstellen lassen. Eingeflossen sind darin die Ideen der Bürger, die im Verlauf des vergangenen Jahres konkretisiert und an die räumlichen Gegebenheiten im Bahnhof angepasst wurden. In seiner schriftlichen Form, die den Ausschüssen vorgelegt wird und auch im Ratsinformationssystem für jeden einsehbar ist, ist das Konzept knapp 40 Seiten lang. Stadtbücherei bleibt Herz des Konzepts Und so soll es demnach mal im Bahnhof aussehen: Zentrales Element ist nach wie vor die Stadtbücherei, die in den Bahnhof umziehen soll. Sie bildet das Herz für das Konzept. Literatur, Spiele, Informationsmedien, Gaming-Ecke und Maker-Space finden sich ebenso wieder wie Einzel- und Gruppenarbeitsplätze. Für die Verwaltung der Stadtbücherei sind 156 Quadratmeter vorgesehen. Durch eine Mischnutzung mit Veranstaltungen, Gastronomie und mehr wird für die Bücherei viel Raum im Bahnhof eingeplant, mobile Regale sorgen für Flexibilität. Etwa im Wartesaal der ersten Klasse. Dort sollen weiter eine Theke und maximal 150 Plätze für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Auch der Wartesaal der zweiten Klasse, sowie kleinere Bereiche im Auswanderersaal sollen für öffentliche und private Zusammenkünfte nutzbar sein. Und mobile Bühnenelemente könnten letztendlich fast überall im Gebäude Orte in Kulturräume verwandeln. Wie in der Bahnhofshalle, wo die Fäden zusammenlaufen. Hier könnte ein Tresen für die Stadtbücherei mit Ausleihe und Information ihren Platz finden. Sehr sichtbar soll eine Fahrgastinformation mit Fahrkartenverkauf platziert werden. Und auch das mit 181 Quadratmetern eingeplante Bistro soll sich zur Bahnhofshalle hin öffnen lassen. Es dient gleichzeitig als Lesecafé für die Bücherei und als Treffpunkt und Wartebereich. Abends könnte sich die Gastronomie in eine Bar oder Kneipe verwandeln. Eine "gläserne Küche" bietet Einblicke und dient im Bedarfsfall auch als Gemeinschaftsküche. Am Dachgeschoss könnte noch gespart werden Ebenfalls im Raumkonzept enthalten sind auch Räume für Vereine und Gruppen. Ein großer Versammlungsraum soll gleichzeitig die Geschichtswerkstatt und Heimatbücher beherbergen. Auch an Toiletten, Lager- und Technikräume ist natürlich gedacht. Abgerundet wird das Ganze mit einer geplanten Fahrradwerkstatt im Außenbereich. Ursprünglich ist auch geplant gewesen, das Dachgeschoss zu nutzen. Das abschließende Raumprogramm solle aber eine Nutzung auch ohne Anbau oder Dachgeschoss-Ausbau realisierbar machen, heißt es nun in der Beschlussvorlage. 1.780 Quadratmeter Raumbedarf sind darin eingeplant. Das könnte Geld sparen - denn im Kostenrahmen der Stadt ist der Dachgeschossausbau noch mit enthalten. Bei den auf neun Millionen Euro veranschlagten Kosten und einem Fördersatz von 70 Prozent könnte der Umbau mit 6,3 Millionen Euro vom Land NRW gefördert werden. So blieben 2,7 Millionen Eigenanteil übrig. Das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung habe grundsätzlich schon eine Förderung in Aussicht gestellt. Der Fördersatz wird jedoch jährlich neu festgelegt und auch die Höhe der Baukosten sei hinterfragt worden. Wie es weiter geht Günter Willig jedenfalls ist überzeugt, dass sich die Aufwertung des Bahnhofs zu einem "dritten Ort" für Löhne lohnt. "Es ist ein unglaublich geschichtsträchtiges Gebäude", meint er. Und er ist sich sehr sicher, dass die Löhner diesen neuen Raum zum Verweilen und Treffen nutzen werden. Schließlich sollen möglichst viele Bereiche offen für alle Menschen nutzbar sein. "Ganz ohne Konsumzwang", unterstreicht Willig. "Solche Möglichkeiten gibt es in Löhne bislang nicht." Wie gut das Konzept angenommen wird, werde sich auch in der Testphase zeigen. Denn die nächsten drei Jahre wird - mit Fördermitteln unterstützt - genau das im Bahnhof Löhne überprüft. Die Testphase könne starten, "sobald die Corona-Lage das dann zulässt". In der Zwischenzeit können am 29. April zunächst die Mitglieder des Planungs- und Umwelt- sowie des Kulturausschusses entscheiden, ob sie dem Rat einen Beschluss des Nutzungskonzept und des Raumprogramms empfehlen. Der Rat entscheidet dann im Mai. Wenn das Votum positiv ausfällt, könnte dann die Planung mit dem Architekturwettbewerb starten, dessen Ergebnis voraussichtlich im April 2022 erwartet wird.

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