Wie der Beckerkrug durch die Krise kommt

Löhne. Eigentlich tobt hier das Leben, doch jetzt stehen die Stühle auf den Tischen. Im Saal des Beckerkrugs beherrscht die Pandemie und die nicht die Party die Stimmung. Das wird nicht so bleiben. "Wir lassen uns durch Corona nicht unterkriegen", sagt Una Margenberg. Sie führt gemeinsam mit Ehemann Klaus den Becker Krug. Die Gastronomie an der Lübbecker Straße ist eine der traditionsreichsten der Stadt. Seit 1922 ist die historische Gaststätte in Familienbesitz. Wir haben mit den Betreibern über ihre Situation gesprochen, auch darüber dass das Pfingstfest erneut ausfallen muss. Normalerweise würden die Vorbereitungen für die Party rund vier Wochen vor Pfingsten längst abgeschlossen sein. "Ein paar Tage nach dem Pfingstfest haben wir immer mit den Vorbereitungen für das folgende Jahr begonnen", sagt Klaus Margenberg. Das war bis 2019 so. "Die Band, die wir für 2020 gebucht haben, weil die 2019 so toll bei uns gespielt haben, die haben wir auf dieses Jahr geschoben", sagt Margenberg. Diese Entscheidung fiel im Frühsommer 2020. "Damals haben wir gedacht, in diesem Jahr hat sich Corona erledigt", erinnert sich Margenberg. "Dann haut ein Superspreader halb Löhne ins Bett" Im Januar haben sich die Margenbergs entschieden, die Planungen für das Pfingstfest 2021 einzustellen. "Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass Veranstaltungen mit so vielen Menschen kaum möglich sein würden", sagt Una Margenberg. Und selbst wenn Partys zu Pfingsten erlaubt wären, wovon wohl niemand ernsthaft ausgeht, würden sich die Margenberges dagegen entscheiden. "Ich könnte bei dem Gedanken nicht schlafen, dass bei uns ein Superspreader feiert, der halb Löhne ins Bett haut", sagt Klaus Margenberg. Die Gastronomen wären glücklich, wenn in den nächsten Wochen eine vorsichtige Öffnung mit dem entsprechenden Hygienekonzept möglich wäre. Die Außengastronomie wäre wohl im ersten Schritt dran. "Das trägt sich wirtschaftlich aber nur, wenn das Wetter wirklich gut ist. Wer hat schon Lust bei nasskaltem Wetter draußen zu essen oder ein Bier zu trinken, auch wenn unsere Terrasse überdacht ist", sagt Klaus Margenberg. Deshalb hätte auch die vor Monaten angedachte Öffnung der Außengastronomie im April wenig gebracht. "Das Wetter war viel zu schlecht", sagt er. Lüftungssystem, wie es für Schulen gefordert wird Die Margenbergs haben ihre Innenräume so gut wie möglich sicher gemacht. "Wir haben ein Lüftungssystem für jeden Raum angeschafft, durch das die Luft nicht umgewälzt, sondern komplett ausgetauscht wird. Hier könnten Gäste schon jetzt mit Abstand an den Tischen sitzen und Essen und Trinken", sagt Una Margenberg. Im Becker Krug wurde ein System eingebaut, wie es für Schulen schon lange gefordert wird. "Wir könnten hier Platz bieten für drei verschiedene Schulklassen in drei Räumen", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Dass die Gastronomie gute Perspektiven hat, davon sind die Margenbergs überzeugt. "Ich bin sicher, dass es bei vielen Menschen großen Nachholbedarf gibt. Unsere Kollegen und wir mussten ziemlich genau vor einem halben Jahr schließen. Den Gästen fehlt die Gastronomie", ist sich Klaus Margenberg sicher. Frustriert ist das Ehepaar vom inkonsequenten Verhalten der Politik. "Seit Monaten ist bekannt, dass ein klarer Lockdown von zwei oder vier Wochen helfen würde. Darüber reden Experten mindestens seit November. Geschehen ist viel zu wenig", sagt Una Margenberg. Unter diesem Versagen würden jetzt alle leiden. "Wir könnten schon viel weiter sein, wenn man einmal einen richtigen Lockdown gemacht hätte", findet auch Klaus Margenberg. "Außer-Haus-Verkauf rechnet sich nicht" Ans Aufgeben haben die Margenbergs nie gedacht. "Wir schaffen das", sagt Klaus Margenberg. Dass sie den Optimismus nicht verloren haben, liege auch an den Mitarbeitern. Im Becker Krug arbeiten sechs fest Angestellte und rund 20 Aushilfen. Die hätten immer wieder klar gemacht, dass sie nur darauf warten, wieder im Beckerkrug zu arbeiten. "Von denen kriegen wir viele positive Rückmeldungen, das gibt uns Kraft", sagt Una Margenberg. Um nicht aus der Übung zu kommen, hat Margenberg gemeinsam mit dem Service- und dem Küchenteam Monatskarten erstellt. "Da haben wir auch in der Küche ein paar Sachen ausprobiert." Schon zu Beginn der Pandemie haben sich die Margenbergs gegen den Außer-Haus-Verkauf entschieden. "Das rechnet sich nicht", sagt Klaus Margenberg. Wirtschaftlich kommt dem Unternehmen zugute, dass Klaus Margenberg Küchenmeister und Betriebswirt ist. "Ich habe so einen ganz anderen Blick auf die Finanzen und kann bei problematischen Entwicklungen besser gegensteuern", sagt er. Hilfreich sei auch, das sich Versorger und Einrichtungen wie die GEMA oder die Berufsgenossenschaft sehr kulant zeigen würden bei den Zahlungsmodalitäten. "Die waren sehr kooperativ. Wir haben bei denen offene Türen eingerannt. Entscheidend ist, dass man sich kümmert." Die Margenbergs hoffen, dass die Zwangspause schnell endet. "Das ist ja leider nicht wie Urlaub, sondern ein ganz fürchterlicher Zustand", sagt Una Margenberg.

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