Fahrradklima-Test: Viel Luft nach oben in Löhne

Löhne. Georg Hofemann und Falk Georgi stehen mit ihren Fahrrädern und gelben ADFC-Westen in der Einmündung Am Bach an der Werster Straße. Immer wieder sausen mit lautem Motorengeräusch Lkw auf der Landesstraße vorbei. Hofemann, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club, muss darum sehr laut durch seine Atemschutz-Maske sprechen. "Das hier ist ein Beispiel dafür, was für Fahrradfahrer in Löhne schiefläuft", erklärt er und deutet auf die Fußgängerampel, deren Bedienung für die kreuzenden Radfahrer äußerst umständlich ist. Anlass, diesen "neuralgischen Punkt" im Radwegenetz der Stadt noch einmal in den Blick zu nehmen, ist der Fahrradklima-Test 2020 des ADFC. Dessen Ergebnisse sind gerade veröffentlicht worden. Die bescheinigen Löhne zwar eine leichte Verbesserung seit dem letzten Test im Jahr 2018. Trotzdem bekommt die Werrestadt von den Teilnehmern im Schnitt gerade einmal eine glatte Vier und landet auf Platz 249 von 415 Städten bundesweit in der gleichen Größenklasse von 10.000 bis 50.000 Einwohnern. In der gleichen Klasse, aber deutlich besser, rangiert auch Bünde. Die Elsestadt kommt mit einer Gesamtnote von 3,43 auf Platz 30. Auf Platz 1 liegt das hessische Baunatal mit einer 2,39. Überhaupt nur drei Städte schaffen eine Zwei vor dem Komma in der Gesamtbewertung. Das und den Gesamtdurchschnitt von 3,9 zeigten laut ADFC, dass die Zufriedenheit der Radfahrer weiter auf niedrigem Niveau bleibe. Was gut läuft - und was weniger Immerhin: Löhne schneidet in einigen der abgefragten Themen überdurchschnittlich gut ab, das hebt auch Georg Hofemann hervor. Am besten bewertet wurde etwa die Wegweisung der Radfahrer mit einer 2,6. Hier liegt die Stadt auch 0,7 Punkte über dem Durchschnitt. Ebenfalls ganz gut bewerten die Löhner Radfahrer die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,0). Und der Punkt "Werbung für das Radfahren" (3,8) ist im Vergleich zu den anderen Städten ein wenig besser. Besonders schlecht steht es in Löhne um öffentliche Fahrräder (5,2), die Breite der Radwege (4,8) und die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (4,7). Aber auch in Sachen Ampelschaltung sehen die Teilnehmer viel Luft nach oben (4,6). Und hier kommt wieder die Ampel an der Werster Straße ins Spiel. Das Problem: "Eigentlich müssen Sie hier absteigen", erklärt Hofemann und zeigt auf die rechte Seite der Einmündung am Bach. "Dann müssen Sie das Fahrrad über die Straße und auf den Gehweg bis zur Ampel schieben, dort den Knopf drücken, um mit dem Rad über die Straße zu kommen." "Ein Knopf würde reichen" Alles in allem ziemlich umständlich. Und das obwohl es eine vorgeschaltete Ampel auf der anderen Seite der Querung von Am Bach zu Im Büschen gibt. "Ein Knopf hier auf der rechten Seite würde reichen, um das fahrradfreundlicher zu gestalten", erklärt der ADFC-Sprecher. Das aber hatte Straßen NRW - für die Werster Straße als Landesbetrieb zuständig - nach dem ohnehin lange diskutierten Bau der Fußgängerampel abgelehnt. Der ADFC-Sprecher unterbricht seine Ausführungen, als eine kleine Gruppe Schüler von Süden auf Rädern herangebraust kommt. Sie nutzen die von der Stadt ausgewiesene Parallelroute zur Lübbecker Straße, die die Zentren von Mennighüffen mit der Gesamtschule und Löhne-Bahnhof mit dem Gymnasium verbindet. Insgesamt eine sehr schöne Strecke, wie Hofemanns Stellvertreter Falk Georgi betont. Zwei der Schüler fahren zur Ampel, um den Knopf zu drücken, die anderen warten in der Einmündung und queren von da aus, als die Fußgängerampel auf grün schaltet. Die Bremse für die Verkehrswende Immerhin warten die Schüler auf das Lichtsignal, im Laufe der Zeit kreuzen andere, erwachsene Radfahrer die Straße, ohne die Ampel zu benutzen oder zu beachten. Das, was ihnen eigentlich mehr Sicherheit bringen soll, wird dadurch bedeutungslos. Für Hofemann und Georgi ist die für Fahrradfahrer schlecht zu bedienende Ampel nur ein Beispiel von vielen, warum in Löhne in Sachen Fahrradklima "noch sehr viel Luft nach oben ist". Das gehe vom schmalen Schutzstreifen mit gestrichelter Linie, der kaum Sicherheit bietet, weil die Straße zu eng ist, bis hin zur langen und zähen Geschichte des Radschnellwegs. Das ewige Hin und Her zwischen verschiedenen Interessengruppen, hinter denen die Radfahrer bei Planungen immer wieder zurückbleiben - aus Sicht der beiden ADFC-Mitglieder ist das eine echte Bremse für die Verkehrswende - und damit schlecht nicht nur fürs Fahrrad- sondern auch für das richtige Klima. "Von der Einsicht zum gebauten Radweg ist es ein langer Weg", meint Hofemann. Und Georgi unterstreicht: "Man muss ja auch mal ein bisschen umdenken." Weg vom Auto eben, hin zum Fahrrad. Und das passiere nur, wenn sich die Menschen auf dem Fahrrad auch sicher fühlen, unterstreicht Hofemann.

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