In den Ruinen des Kaiser-Centers

Löhne. Das Kaiser-Center geht vor die Hunde. Der Weg des ehemaligen Sportzentrums zur Ruine ist weit fortgeschritten. Nach Informationen der NW ist das Gebäude bereits verkauft worden und steht kurz vor der Übergabe an den neuen Besitzer. Die NW hat mit Dominik Lagrin eine Runde durch die Trümmerlandschaft im Gebäude gemacht. Lagrin ist einer von vielen Menschen, die dem jetzigen Eigentümer Horst Plätzer schwere Vorwürfe machen. Mit der NW redet Plätzer schon seit vielen Jahren nicht mehr. "Der hat mich fast in den Ruin getrieben", sagt Lagrin. Seit 2016 war der Stuntman, der mit seiner Familie die Stunt-Action-Show betreibt, auf dem Gelände des Kaiser-Centers regelmäßig im Winterquartier. Mit seiner Autoshow ist er, wenn nicht gerade Pandemie ist, in ganz Deutschland unterwegs. "In den ersten Jahren lief noch alles gut", sagt Lagrin. In den Wintermonaten habe er sich mit seiner Familie um das Gebäude gekümmert und Hausmeistertätigkeiten übernommen. Schlimmer, als sich von außen ahnen lässt Lagrin öffnet die grüne Haupteingangstür. Der Zustand im Innern des Kaiser-Centers ist noch schlimmer, als sich von außen ahnen lässt. An vielen Stellen im Gebäude liegt Müll. Das Holzparkett in der ehemaligen Gastronomie ist in Teilen rausgerissen. Auf der Theke stehen noch ein paar angefangene Flaschen Schnaps. Eine Speisekarte liegt auf dem Tresen. Sie muss aus den goldenen Zeiten des Centers stammen. Die Angebote auf der ersten Seite zeugen davon. Schweinshaxe und Pizza werden angepriesen. Auf dem Weg in den Saunabereich erzählt Lagrin seine Geschichte weiter. Im September 2019 habe ihn Plätzer in Hannover nach einem Auftritt besucht. "Du wirst Manager im Kaiser-Center", habe dieser zu ihm gesagt. Von großen Plänen erzählte der Unternehmer. "Er wollte im Gebäude ein EDV-Zentrum eröffnen und auf dem Gelände ein Seniorenzentrum bauen. Meine Frau und ich sollten uns für ihn um alles kümmern." Das Angebot klang verlockend für ihn. Mit seinen Monstertrucks, Stuntautos und Wohnwagen leben er und seine Familie seitdem auf dem Gelände des Kaisercenters. Schöne Erinnerungen bei geschlossenen Augen Lagrin bahnt sich einen Weg zwischen Mülltüten und herunterhängenden Deckenelementen. Im Saunabereich hilft es, die Augen zu schließen. Denn dann sorgt die Nase für schöne Erinnerungen. Hier riecht es tatsächlich nach einem angenehmen Aufguss. Um so trauriger ist der Anblick des Schwimmbeckens. Dort, wo man ein paar Bahnen nach dem Saunagang ziehen konnte, liegen jetzt Mülltüten. Der Autostuntman machte mit Plätzer die gleichen Erfahrungen wie viele andere vor ihm. "Bei den Versprechungen ist es geblieben", sagt Lagrin. Weil er ihm vertraut habe, trat er in Vorleistung. "Ich habe neue Toiletten und Wasserleitungen einbauen lassen". Bei den zahlreichen Großhochzeiten, die im Center stattfanden, hätten er und seine Frau die Reinigung übernommen. Geld sei die ganze Zeit nicht gekommen. "Mittlerweile haben wir Forderungen in Höhe von 90.000 Euro gegenüber Horst Plätzer." Unvermeidlicher Streit Erinnerungen werden auch in der Tennishalle wach. Hier sollte Boris Becker am 14. November 2002 zu einem Schaukampf antreten. Auch dieser Traum vieler Tennisfans zerplatzte so, wie die ehrgeizigen Pläne vieler Mieter und Pächter, die sich im Lauf der letzten Jahrzehnte mit Plätzer vor Gericht trafen. In der Tennishalle ist das Bild genauso traurig wie in der Sauna. Die Netze hängen, ein paar Tennisschuhe stehen am Rand eines Feldes, als habe sie ein Spieler eben erst ausgezogen. Türen sind aufgebrochen, so dass jeder ins Gebäude kommt. Zum wohl unvermeidlichen Streit zwischen Lagrin und Plätzer kam es nach wenigen Monaten. Im November 2019 ist Lagrin mit seiner Familie zu einem Weihnachtsmarkt als Beschicker gefahren. "Da musste ich hin, sonst hätte ich eine Konventionalstrafe zahlen müssen." Das habe ihm Plätzer übel genommen, weil er sich nicht ums Center kümmern konnte. "Der hat mich als Arschloch beschimpft." Seitdem sei das Verhältnis schlecht gewesen. "Der hat sich hier nicht mehr blicken lassen und nur noch über seinen Anwalt mit uns geredet." "Dann wären wir jetzt endgültig ruiniert" Eine dicke Pfütze steht in dem Hallenteil, in dem bis vor wenigen Monaten große Hochzeiten gefeiert wurden. Stoffbanner sind zum Teil von der Decke gerutscht. In einigen Squash-Kabinen stehen sogar noch die Glaswände, hier könnte man gleich ein Spiel machen. Ein paar Meter weiter, in der ehemaligen Badminton-Halle, war bis März 2019 eine Kart-Bahn. Hier hat Lagrin jetzt seine Fahrzeuge stehen. Am Rand der Halle liegen jede Menge Federbälle. Lagrin geht davon aus, dass es mit dem Gebäude bald ein Ende hat. "Soweit ich weiß, wird es abgerissen. Schon bald soll die Schlüsselübergabe an den neuen Besitzer erfolgen. Lagrin will mit seiner Show wieder auf Tournee gehen. Und er will einen Anwalt einschalten, sein Geld zurückfordern. "Ich bin heilfroh, dass ich nicht auch noch eine Bürgschaft in Höhe von 300.000 Euro unterschrieben habe. Darum hatte Plätzer mich gebeten. Dann wären wir jetzt endgültig ruiniert."

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