Zeugen der Krise: Archiv und Museum sammeln Corona-Objekte

Löhne. Die Corona-Pandemie hat Löhne seit fast einem Jahr fest im Griff. Nur mit Masken geht es in den Supermarkt, Feiern sind tabu, Gastronomie und Geschäfte geschlossen, Abstand halten das oberste Gebot. Die Entbehrungen sind zur neuen Realität geworden. Was für uns mittlerweile selbstverständlich ist, wird sich nachfolgenden Generationen nicht so schnell erschließen. Doch was bleibt von der Krise in Erinnerung? Um für die Nachwelt festzuhalten, wie Menschen in Löhne während der Coronakrise gelebt haben, sammeln Stadtarchiv und Museum schon jetzt Dokumente, Fotografien und Alltagsgegenstände. Selbstgenähte Stoffmasken, Fotografien von ausgestorbenen Plätzen, Abstandsmarkierungen auf den Böden von Geschäften: Zeitzeugnisse von heute sollen unsere aktuelle Situation für die Nachwelt festhalten. Schließlich werde gerade Geschichte geschrieben. Und nicht so oft ist das in der Gegenwart so klar wie in der Corona-Pandemie, die die ganze Welt betrifft. Wie die jetzige Ausnahmesituation aber festgehalten wird, damit gehen Archiv und Museum unterschiedlich vor. Manches muss, vieles darf archiviert werden Speichern, aufnehmen, bewahren: Stadtarchive sind rechtlich dazu verpflichtet, bestimmte Dokumente für die Nachwelt festzuhalten. Ratsbeschlüsse fallen zum Beispiel darunter, sagt der Löhner Archivar Mathis Nolte. Alles, was von der Verwaltung kommt, muss im Keller des Rathauses dokumentiert werden. So werden hier etwa alle Corona-Schutzverordnungen gesammelt, sobald das Ordnungsamt diese freigibt. Auch die Presseberichterstattung wird sowohl abgeheftet, als auch online gespeichert. "Wir lagern die Materialien so ein, wie wir sie bekommen", sagt Nolte. Für den Stadtarchivar gehört es auch dazu, aktiv zu sammeln. "Da gibt es eine Diskussion unter Archivaren. Manche sehen das aktive Sammeln als Aufgabe eines Museums. Ich finde, es gibt Dinge, die wir selbst festhalten sollten." Daher habe auch jedes Archiv eine eigene Handschrift. So ist Nolte selbst mit dem Fotoapparat losgezogen und hat die coronaspezifischen Hinweisschilder im Rathaus geknipst, die Desinfektionsspender oder auch den neuen Eingang ins Verwaltungsgebäude im Bild festgehalten. Immer mit dem Hintergedanken, was die Menschen in Zukunft interessieren könnte. Auch das Museums-Mammut trug Maske Auch Museumsleiterin Sonja Voss hat eine spätere Ausstellung über Corona schon heute im Blick. "Wir haben ab dem ersten Lockdown gemerkt wie einschneidend es ist. Und wie die Menschen ganz kreativ mit der Krise umgehen." All das möchte das Museum einfangen und hat daher auch schon Aufrufe gestartet. "Wir wollen wissen, was Corona mit den Menschen macht", sagt Voss. Fotos von leeren Klopapierregalen sammelt sie ebenso wie Regenbogenbilder als Zeichen der Hoffnung oder Schokonikoläuse, die als Gag eine Maske getragen haben. Selbst das Mammut vorm Heimatmuseum hat eine Zeit lang den Mund-Nase-Schutz angehabt. Es sind aber auch schon Videos und Tagebucheinträge eingereicht worden. Generell, sagt Voss, sammle das Museum alles was stadtprägend ist. Das Regionale, wie die Menschen hier vor Ort mit der Pandemie umgegangen sind, sei für die nachfolgenden Generationen spannend. Das Nachforschen der eigenen Familiengeschichte zieht auch die meisten Menschen ins Archiv, so Nolte. "Die eigene Biografie ist der antreibende Funke." Wenn die Oma beispielsweise an Corona verstorben ist, können Enkel sich vielleicht Jahre später die Frage stellen, wie das damals eigentlich so war mit der Pandemie in Löhne, nennt Nolte ein Beispiel. "Wie haben die Menschen damals hier gelebt?" Objekte verdeutlichen sehr gut, wie die Lebensverhältnisse in gewissen Zeitabschnitten waren. Und solche Gegenstände bekommt das Heimatmuseum immer mal wieder angeboten. "Wie eine Wurstpresse oder ein alter Fleischwolf", sagt Voss. "Das zeigt uns heute, dass die Hausschlachtung hier in Löhne mal eine große Rolle gespielt hat." Und das könnte zukünftig auch die heutigen Masken symbolisieren. Voss: "Auch wenn die Pandemie momentan allgegenwärtig ist. Das Gute ist, wenn man für ein Museum sammelt, dann weiß man, es ist nur ein Zeitabschnitt und der geht irgendwann vorbei."

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