Betrunkener Monteur fährt Lehrer an und rammt Auto beim Rückwärtsfahren

Löhne. Die Großbaustelle auf der Werster Straße hat im vergangenen Sommer zu erheblichem Stress im Straßenverkehr geführt - und zu Unfällen. Einer davon hat am Dienstag ein Nachspiel vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen. Auf der schmalen Umleitungsstrecke in Mennighüffen hat ein betrunkener Monteur mit seinem Transporter nacheinander gleich zwei Unfälle gebaut. Er hat erst einen Fußgänger angefahren und dann beim Rückwärtssetzen auch noch ein Auto gerammt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wirft dem 43-jährigen Bad Oeynhausener fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung und Körperverletzung vor. Eine Blutprobe ergab, dass der Fahrer zwei Stunden nach dem Unfall am Freitag, 19. Juni, um 13.40 Uhr, noch ein Promille Alkohol im Blut hatte. Auf dem Beifahrersitz saß ein Monteurskollege, der allerdings keinen Führerschein hat. Die beiden Männer waren auf der Straße Im Büschen Richtung Bad Oeynhausen unterwegs. Diese Straße ist eigentlich zu schmal für zwei Fahrzeuge. Am Straßenrand parkte zudem ein Anwohner, um Gartengeräte im Kofferraum zu verstauen. Als der Monteur mit seinem Transporter vorbei wollte, stand der 32-jährige Fußgänger seitlich an seinem Fahrzeug. Und der Außenspiegel des weißen Transporters kam immer näher. Der Außenspiegel hätte den Fußgänger fast am Kopf getroffen Vor Gericht schildert der Fußgänger seine Erlebnisse: Der Spiegel hätte ihn am Kopf getroffen, wenn er sich nicht weggeduckt und in Panik den Arm hochgerissen hätte. Es knallte, der Außenspiegel klappte ein und der Monteur trat auf die Bremse. Dann habe er laut schimpfend zurück gesetzt ("Freundchen, wir sprechen uns noch!") und dabei seinen Hintermann gerammt. Der Angeklagte und sein Verteidiger mutmaßen dagegen, dass der Fußgänger den Außenspiegel absichtlich eingeklappt habe. "Vielleicht war ihm zu viel Verkehr auf der Straße", sagt der Angeklagte. Jedenfalls habe er sich mächtig erschrocken, als der Spiegel einklappte. Seine Schuld bestreitet er nicht. Der Richter will wissen, wie viel Alkohol der Angeklagte getrunken hatte und der antwortet: "Drei Bier." Als der Richter ungläubig schaut, schiebt er hinterher: "Drei große Bier." Eigentlich finde er, dass Alkohol am Steuer nichts zu suchen habe. An diesem Freitagnachmittag sei er aber von einer weit entfernten Baustelle über die Autobahn zurück nach Hause gefahren. "Ich weiß nicht, was mich da verleitet hat." Polizei findet zahlreiche leere Bierdosen und Flaschen auf der Ladefläche Die Polizei entdeckte im Transporter später zahlreiche leere Bierdosen und Flaschen. Ein Polizist bemerkte den Alkoholgeruch und ließ den Fahrer ins Röhrchen pusten. Weil der Monteur immer aggressiver wurde, legten die Beamten ihm Handschellen an und nahmen ihn mit zur Blutprobe auf die Wache. Sein Beifahrer und Monteurskollege erzählt dem Gericht, dass er nur den Knall gehört, den Fußgänger aber gar nicht gesehen habe. Der Fußgänger ist Lehrer, er spricht frei und redet wie gedruckt. Zur Vorbereitung auf den Gerichtstermin hat er sich einen Kunststoff-Schnellhefter mit Material angelegt und mitgebracht. Detailliert schildert er dem Gericht die Verletzung seines Arms (eine Unterarmprellung). Einen Monat habe er damit zu schaffen gehabt. Glücklicherweise seien bald Ferien gewesen, sodass er nicht mehr so viel habe schreiben müssen. Im Attest des Krankenhauses Bünde steht: Irritation der peripheren Nerven. Der Richter fragt den Zeugen, wie schnell der Transporter war. Doch daran kann sich der Lehrer nicht erinnern. Allerdings weiß er noch, dass der Transporterfahrer nach dem zweiten Unfall den ersten gerne vergessen machen wollte und gegenüber den Polizisten gar nicht erst erwähnte. Bei dem Auffahrunfall entstand Blechschaden in Höhe von 3.200 Euro, der Fahrer blieb unverletzt. Verteidiger: Ganz normaler Auffahrunfall Aus Sicht der Staatsanwältin ist die Darstellung des Angeklagten eine Schutzbehauptung, die Anklage bewiesen. Der Monteur habe den Fußgänger fahrlässig angefahren. "Sie waren mit der Lage überfordert." Der Verteidiger dagegen verweist darauf, dass der Angeklagte keine alkoholbedingten Ausfallerscheinungen gezeigt habe. Er habe zu wenig Abstand gehalten, das sei aber nicht alkoholtypisch. Und einen Auffahrunfall beim Rückwärtsfahren habe er selbst schon zweimal erlebt. Der Richter verweist dagegen auf die Umstände beider Unfälle. "Das sind keine normalen Fahrfehler." Der Angeklagte habe zudem im Gericht erklärt, dass er schon alkoholisiert auf der Autobahn unterwegs war. Eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu 30 Euro (2.100 Euro) wie von der Staatsanwältin gefordert sei angemessen. Die Fahrerlaubnis werde eingezogen. Erst nach einer Sperre von zehn Monaten kann sich der Angeklagte um einen neuen bewerben. Der Verteidiger hatte 25 Tagessätze zu 25 Euro (625 Euro) und einen Monat Fahrverbot beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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