Bünder Familienvater zieht nach Miami – und arbeitet für die Fußball-WM 2026

Bünde/Miami. Palmen, Strand und Meer. Was für die einen nach Urlaub klingt, ist für Martin Wittlif seit einem Jahr Alltag. Seitdem lebt der 34-Jährige mit seiner Frau Itzel (32) und seinem dreijährigen Sohn Milan in Miami in den USA. &bdquo;Es gibt schlimmere Orte“, scherzt der Familienvater, der in Bünde-Spradow aufgewachsen ist. Beim Telefonat mit der Neuen Westfälischen ist es bei Wittlif 9 Uhr morgens Ortszeit. &bdquo;Und es sind jetzt schon 30 Grad“, erzählt er. Er ist gerade mit dem Rad auf dem Weg zu seinem Job. Auch von dem träumen wohl viele andere Menschen. Der 34-Jährige ist Teil der kommenden Fußballweltmeisterschaft der Herren. Die findet nächstes Jahr in den USA, Kanada und Mexiko statt. Konkret arbeitet er bei der WM als Einkaufsleiter, sein Arbeitgeber ist die &bdquo;FIFA“, also der Weltfußballverband. &bdquo;Ich bin gar nicht so ein großer Fußballfan“, gibt Wittlif zu. Unter seinen Kollegen ist er damit die Ausnahme. &bdquo;Die kennen sich teilweise besser in der deutschen Bundesliga aus, als ich“, berichtet er und lacht. Arminia Bielefeld sei bisher aber noch kein Gesprächsthema gewesen. Bünder macht die Einkäufe für die WM 2026 Als Einkaufsleiter ist der gebürtige Bünder für den Stadionbedarf bei der WM zuständig. Was bei der FIFA auf der Einkaufsliste steht, darf er gegenüber der NW allerdings nicht verraten. Den Job hat er im Juli 2024 angetreten. Doch sein Auswanderer-Abenteuer begann eigentlich schon vorher. Denn bevor Wittlif mit seiner Familie nach Miami gezogen ist, haben die drei bereits in Manhattan, New York, gelebt. Und wie kam er von Bünde dorthin? Nach dem Besuch der Grundschule Spradow und der Realschule Bünde-Nord absolvierte Wittlif seine Ausbildung zum Industriekaufmann am Erich-Gutenberg-Berufskolleg. Dann zog es ihn fürs Studium nach Bonn, wo er seinen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre (BWL) machte. Später startete er als Einkäufer bei Nestlé in Frankfurt, bis er zur Tochterfirma Nespresso wechselte. Im September 2020 fragte sein Chef, ob er die Stelle in New York übernehmen möchte. &bdquo;Da habe ich natürlich nicht lange überlegt“, sagte Wittlif bereits in einem früheren Gespräch mit der NW, kurz nach seiner Auswanderung. Und so startete sein Leben in den Vereinigten Staaten. Mehr zum Thema: Bünder zieht für Job nach New York Unabhängig dank der &bdquo;Greencard“ In New York lebte das Paar an der Upper West Side, im Nordwesten von Manhattan. Nachdem im Oktober 2022 ihr gemeinsamer Sohn Milan zur Welt gekommen war, zog die Familie in den Nachbarstaat New Jersey. Grund für den Jobwechsel und den damit verbundenen Umzug nach Miami im vergangenen Jahr war schließlich die &bdquo;Greencard“, die Wittlif im Januar 2024 ausgestellt bekommen hat. Eine &bdquo;Greencard“ ist ein offizielles Ausweisdokument der USA. Wer sie besitzt, darf in den Staaten dauerhaft leben und arbeiten – zumindest für zehn Jahre, danach muss sie neu beantragt werden. Vorher hatte Wittlif ein Arbeitsvisum, mit dem er an seinen Arbeitgeber gebunden war. Mit Erhalt der &bdquo;Greencard“ konnte er sich schließlich unabhängig von seinem Arbeitgeber in den USA aufhalten – und somit auch seinen neuen Job für die FIFA antreten. Lesen Sie auch: Bünderin kündigt sicheren Job für Leben am Ozean Hohe Mieten in Miami Der 34-Jährige ist froh über den Umzug. &bdquo;Die Leute hier sind offener und entspannter als in New York“, sagt er. Das Gefühl in der Stadt, &bdquo;die niemals schläft“, sei überwältigend gewesen. &bdquo;Es sind unfassbar viele Menschen unterwegs, die Stadt ist voll und laut, man hört ständig Sirenen und hupende Autos“, beschreibt Wittlif den Alltag in Manhattan. In Miami sei das Leben deutlich entspannter. Genau genommen lebt die Familie in Coral Gables, einer wohlhabenden Kleinstadt im Miami Dade County. &bdquo;Hier ist es nicht so voll, viele Menschen sind mit dem Fahrrad unterwegs“, erzählt Wittlif. Am Wochenende ist er mit seiner Familie oft am Strand, der nur 15 Minuten mit dem Auto von ihrem Zuhause entfernt ist. Zu seinem Arbeitsplatz sind es nur zwei Kilometer. Die junge Familie lebt in einer Wohnung in einem großen Apartment-Komplex zur Miete. Dort lässt es sich gut aushalten: Zu dem Gebäude gehören ein Pool, ein Wellnessbereich mit Sauna und ein Fitnessstudio. &bdquo;Das ist normal hier“, berichtet der gebürtige Bünder. Dementsprechend teuer sind allerdings auch die Mieten. Zurzeit zahlt die Familie 4.000 US-Dollar im Monat für ihr Apartment. Umgerechnet sind das knapp 3.500 Euro. &bdquo;Die Gehälter sind hier zwar höher als in Deutschland, aber dafür sind die Lebenshaltungskosten auch höher“, berichtet er. Zur Themenseite: Auswanderer aus OWL Mietverträge sind oft befristet Ein weiterer Haken: Mietverträge in den USA sind in der Regel auf ein Jahr befristet. &bdquo;Dann machen die Vermieter ein neues Angebot – meist mit noch höheren Mietpreisen.“ Wittlif und seine Frau haben jüngst ihren Anschlussvertrag für 2026 unterschrieben. Bis sein Arbeitsvertrag ausläuft – auch der ist an die WM 2026 gebunden und läuft daher im nächsten Jahr aus – ist die Familie also in Coral Gables zu Hause. Der 34-Jährige und seine Frau sind mittlerweile seit zehn Jahren verheiratet. Kennengelernt haben sie sich in den USA, als der gebürtige Bünder ein Auslandssemester in South Carolina gemacht hat. Dort lebte damals seine Frau Itzel, die gebürtige US-Amerikanerin ist. &bdquo;Seitdem haben wir schon in acht Städten gelebt“, erzählt er und lacht. Auf Umzüge hat das Paar deshalb keine große Lust mehr. &bdquo;Wir haben gesagt, wir müssen damit aufhören, wenn unser Kind in der Schule ist.“ Wie es nach der WM 2026 für die Familie weitergeht, ist noch nicht klar. &bdquo;Eigentlich würden wir gerne in Miami bleiben, weil es uns hier gut geht“, berichtet Wittlif. Ob das klappt, hängt allerdings davon ab, ob der Familienvater, der zurzeit Alleinverdiener ist, dort einen Job findet. Lesen Sie auch: Unterwegs zu Hause: Bünderin fährt mit selbst ausgebautem Wohnmobil bis zum Nordkap Heimatbesuch über Weihnachten Ebenfalls eine Rolle spiele die politisch zurzeit angespannte Situation in den USA – und die unterschiedlichen Standards im Vergleich zu Deutschland. &bdquo;Wenn ich meinen Job verliere, habe ich keine Krankenversicherung mehr“, erzählt Wittlif beispielhaft. Und da es in den USA keine Arbeitsverträge und somit auch keine feste Kündigungsfrist gebe, könne ein Jobverlust von heute auf morgen passieren. &bdquo;Man hat hier einfach kein Sicherheitsnetz“, sagt er. Dafür seien beispielsweise die Krankenversorgung und die Angebote für Kinder in Miami besser als in Deutschland. Die Zeit wird also zeigen, wo es die junge Familie in Zukunft hinzieht. Der nächste Besuch in der Elsestadt steht an Weihnachten auf dem Programm. &bdquo;Dann feiern meine Frau und ich unser Zehnjähriges“, sagt Martin Wittlif. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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