Wie Löhner Unternehmen durch die Corona-Krise kommen

Löhne. Unternehmen brauchen einen Plan. Wie hoch könnte der Umsatz 2021 werden? Welche Investitionen sind erforderlich, um konkurrenzfähig zu bleiben? Die Corona-Pandemie sorgt für das Gegenteil. "Wir fahren auf Sicht", sagt Roger Henke, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Paul Henke. Und auch Axel Deppendorf, geschäftsführender Gesellschafter der Meybona-Schokoladenfabrik, geht es nicht anders. "Die nächsten Monate sind für uns sehr schwer planbar." Meybona: Die Schokoladenfabrik auf dem Bischofshagen beliefert ganz unterschiedliche Kunden. Dazu gehören ebenso Einzelunternehmen wie große Handelsketten. "Bei einem unserer Großkunden erleben wir die Verunsicherung gerade hautnah mit", sagt Axel Deppendorf. Dort müsste eigentlich jetzt die Entscheidung für die Weihnachtsaktion fallen. "Da brauchen wir acht Wochen Vorlauf", sagt Deppendorf. Doch der Kunde sei völlig unsicher, wie hoch die Bestellung ausfallen soll. "Die haben Angst, dass ein neuer Lockdown kommt." Dass die Innenstädte besonders unter den Corona-Einschränkungen gelitten haben, hätten ihm viele seiner Kunden bestätigt. "Die Besucherfrequenz in den Städten ist nicht so hoch wie vorher." Großes Wachstum bei Bioschokoladen Dennoch ist das Unternehmen bisher mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen. "Es hilft uns, dass wir unser Angebot an Bioschokoladen in den vergangenen Jahren stark ausgebaut haben", sagt Deppendorf. Im Jahr 2019 habe die Produktion im Biosegment 42 Prozent des Umsatzes ausgemacht. "In diesem Jahr werden wir über 50 Prozent kommen", sagt Deppendorf. Größter Kunde in diesem Bereich sei eine Bio-Supermarktkette. "Wenn wir nur die kleinen Läden hätten, dann hätten wir Soforthilfe beantragen müssen." Solche Großabnehmer sind ebenso wichtig wie ein ganz unterschiedlicher Kundenkreis. "Weil wir ein großes Spektrum haben, sind wir bisher solide durch die Krise gekommen. Wenn man viele Eier im Korb hat, brechen nicht alle kaputt, wenn er umfällt." Deppendorf rechnet damit, das Jahr mit einer schwarzen Null abzuschließen. Entlassen werden musste von den 36 Mitarbeitern keiner. Henke: Die Firma Paul Henke erlebte in den letzten Monaten eine Entwicklung, die Wirtschaftsexperten als V bezeichnen. "Erst ging es rapide runter und dann zog es wieder sehr stark an", sagt Roger Henke. Sein Unternehmen produziert mit 146 Mitarbeitern in Löhne und 50 in Bad Salzuflen unter anderem Beschläge, Sockel und Profile für die Möbelindustrie. Bis Mai habe man noch voll durch gearbeitet, dann gab es sieben Tage Kurzarbeit. "Jetzt haben wir so viel zu tun, dass wir samstags arbeiten müssen", sagt Henke. Die Aufholjagd laufe, um die Verluste aus dem ersten Halbjahr auszugleichen. "Das wird gelingen, wir werden mit einem leichten Umsatzwachstum abschließen", sagt Henke. Das große Auftragsvolumen spiegelt auch die gute Lage in der Möbelindustrie wider. "Viele Menschen waren in diesem Jahr nicht um Urlaub und haben das gesparte Geld in neue Möbel investiert", sagt Marketingleiter Andreas Stolle. Dass auch die Küchenindustrie davon stark profitiert hat, bestätigt Roger Henke. "Die Küchenhersteller haben längere Lieferzeiten. Wer jetzt eine Küche bestellt, wird sie in diesem Jahr nicht mehr bekommen." Kommt nächstes Jahr der große Einbruch? Sehr unsicher sei der Ausblick auf 2021. "Die Frage ist, ob die Branche jetzt ausschließlich von einem vorgezogenen Konsum profitiert und im nächsten Jahr der große Einbruch kommt", sagt Henke. Dazu komme auch eine mögliche Entlassungswelle, wenn die Kurzarbeit nicht mehr verlängert werden könne. "Da halten wir uns mit Investitionen erst mal zurück", sagt Henke. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei der Brexit. "Großbritannien ist für uns ein wichtiger Markt", sagt Stolle. Wenn es zu einem harten Brexit komme, haben das erhebliche Auswirkungen. "Alles, was wir dann dahin liefern, wird 20 Prozent teurer. Man muss befürchten, dass dieser Markt dann weg ist", sagt Henke.

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