Bei den Umsatzverlusten vergeht Löhner Gastronomen der Appetit

Löhne. Seit knapp vier Wochen dürfen die Restaurants wieder öffnen. Allerdings gelten für die Gastronomen erschwerte Bedingungen. Wegen der Abstandsregeln müssen sie auf viele Gäste verzichten. Und auch, wenn die Löhner wieder essen gehen, vergeht den Wirten der Appetit wenn sie an ihre Umsatzverluste denken. Dennoch sind die meisten unserer Gesprächspartner optimistisch. "Wir sind mit unserem Familienbetrieb in der dritten Generation seit 98 Jahren am Markt. Auch meine Vorfahren haben Krisen erlebt. Da kommen wir auch mit Corona klar", sagt Klaus Margenberg, Inhaber des Becker Krugs. Der Lockdown überraschte Klaus Margenberg und Ehefrau Una im Urlaub. "Das war noch Glück im Unglück. Weil wir Betriebsferien hatten, hatten wir keine Verluste durch verderbliche Lebensmittel", sagt er. Aber natürlich sei die rund achtwöchige Schließung ein harter Schlag ins Kontor gewesen. "Der Gasversorger hat den Abschlag um zwei Drittel reduziert" Die finanziellen Verluste seien erheblich. Alle Hochzeiten und andere Feiern sind bis auf weiteres abgesagt. Und natürlich fiel auch das beliebte Pfingstfest mit vielen tausend Besuchern Corona zum Opfer. "Das haben wir bereits am 13. März abgesagt. Die Lust am Feiern war Margenberg bereits vor dem Lockdown vergangen. "Ich möchte keine Party machen, bei der sich wegen eines Super-Spreaders viele Menschen infizieren können." Zufrieden ist er mit der Unterstützung durch das Kurzarbeitergeld sowie die Soforthilfen der Bundesregierung und besonders mit den heimischen Banken. "Sehr geholfen haben uns Sparkasse und Volksbank. Die haben ganz unkompliziert ihre Kreditlinien angepasst. Und unser Gasversorger hat den Abschlag um zwei Drittel reduziert", sagt Margenberg. Den Becker Krug auf die Corona-Bedingungen anzupassen, sei nicht schwierig gewesen. Tische stehen mit Abstand und allein auf der Terrasse ist Platz für 60 Gäste. Probleme gab es eher bei Details. "Es war gar nicht einfach Salz und Pfeffer in Papiertüten zu einem akzeptablen Preis zu bekommen." "Im Flieger sitzen 200 Leute, aber kleinere Geburtstagsfeiern dürfen nicht gemacht werden" Die Gäste würden wieder gerne zum Essen kommen. "Vatertag lief sensationell." Allerdings sei man weit davon entfernt, rentabel zu arbeiten. "Zurzeit arbeiten wir, um Zeichen zu setzen." Die gute Laune lässt sich Margenberg jedoch von der Krise nicht verderben. "Wenn ich auf schwermütig mache, dann kann ich nicht gescheit arbeiten." Auch Christoph Knicker, Inhaber der Dorfstuben, und sein Team mussten sich gewaltig umstellen. "Unser Hauptgeschäft sind Feiern", sagt er. Gleich zwei Säle können von den Gästen dafür genutzt werden. Das Restaurant mit gutbürgerlicher Küche lief vor Corona eher nebenbei. "Wir haben uns umgestellt und auch in den Sälen die Tische für die Restaurantbesucher eingedeckt." Mit Blick auf die erschwerten Bedingungen sei er zufrieden. "Das wird sich aber auf Dauer nicht rechnen." Aus seiner Sicht ist es höchste Zeit für weitere Lockerungen. "Im Flieger nach Mallorca sitzen 200 Leute, aber kleinere Geburtstagsfeiern dürfen nicht gemacht werden. Das verstehe ich nicht." Die jetzt von der Landesregierung verkündeten Lockerungen ermöglichen nur bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, dass mit bis zu 50 Gästen gefeiert werden darf. Geburtstagsfeiern gehören nicht dazu. Es sei Zeit, sich auf die nächste Stufe zu begeben. "Wenn man nichts ausprobiert, dann kann man auch keine Erfahrungen sammeln. Denn klar ist: Auf einen Impfstoff können wir als Gastronomie nicht warten. Wir müssen lernen, damit zu leben", sagt Knicker. "Zurzeit fehlen eher die Leute als der Platz" Marco Lignantes Befürchtungen wurden nicht bestätigt. "Das hatten wir uns schlimmer vorgestellt", sagt der Inhaber des Restaurants Lignantes an der Bahnhofstraße. "Es wird von Woche zu Woche besser. Die Leute haben sich mehr und mehr an die Situation gewöhnt", ist mein Eindruck. Allerdings könne man mit den erzwungenen reduzierten Umsätzen nur eine gewisse Zeit überleben. "Das ist zur Überbrückung, darf aber auf keinen Fall so bleiben. Das Kurzarbeitergeld hilft, wir haben das nur soweit geschafft, weil wir hier als Familie zusammenhalten." Auch für Lignante ist das gesamte Geschäft mit Feiern und anderen Veranstaltungen weggebrochen. "Wir wären auch wieder bei den Parklichtern gewesen, den Umsatz können wir genauso abschreiben, wie vieles andere." Pessimistisch ist der Betreiber von The Grills an der Alten Bünder Straße. "Die Leute haben Angst, raus zu gehen", sagt er. In seinem kleinen Restaurant mit Burger-Spezialitäten darf er mehrere Tische nicht belegen. Auch draußen hat er nicht viele Möglichkeiten. "Ich habe bei der Stadt beantragt, auf dem Parkplatz noch Stühle aufzustellen, da warte ich auf eine Antwort." Doch die mangelnden Kapazitäten seien eher nicht das Problem."Zurzeit fehlen eher die Leute als der Platz."

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