Auf zahlreichen Straßen in Löhne gilt jetzt ein Überholverbot von Radlern

Löhne. Autofahrer brauchen auf den Hauptverkehrsstraßen in Löhne zu Stoßzeiten viel Geduld. Künftig brauchen sie noch mehr davon. Die jüngste Änderung der Straßenverkehrsordnung schreibt einen Mindestabstand zu Radfahrern von 1,5 Metern vor. Bisher galt nur eine dringende Empfehlung. Die Neuregelung bedeutet für Autofahrer auf zahlreichen Straßen jetzt ein Überholverbot: Die Autos müssen so lange hinter den Radlern ausharren, bis sie 1,5 Meter Abstand beim Vorbeifahren einhalten können. Die Regelung gilt in ganz Deutschland und nicht bloß auf den engen Gemeindestraßen in Löhne. Für den Logistikstandort mit starkem Lkw-Verkehr und vielen Autofahrten zwischen den Ortsteilen bedeutet es allerdings eine deutliche Einschränkung. Radfahrer wiederum werden härter bestraft, wenn sie auf dem Fußweg fahren. Es drohen Bußgelder bis 100 Euro. Darauf weisen der Förderverein Radverkehr und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in Löhne hin. Überholen nur mit Einschränkungen möglich Die Polizei im Kreis Herford begrüßt die neuen Verkehrsregeln. Willi Kreft, zuständig für den Verkehrsdienst bei der Kreispolizei, rät Autofahrern mit Blick auf den Mindestabstand &bdquo;im Zweifel hinter dem Fahrrad zu bleiben". Die neuen Regeln bedeuten auch seiner Einschätzung nach in vielen Fällen Überholverbote von Fahrradfahrern: &bdquo;Das ist nur mit Einschränkungen möglich." Kreisweit dürfte es nur wenige Straßen geben, die so breit sind, dass Autos mit vorgeschriebenem Mindestabstand auf derselben Fahrbahn am Radler vorbei fahren können. Viele Gemeindestraßen sind dafür zu schmal. Der Polizist Willi Kreft macht folgende Rechnung auf: &bdquo;Ein Meter Lenkerbreite, 1,5 Meter Abstand und zwei Meter Autobreite - das wird schwierig." Der Mindestabstand ist keine Coronaregel. Es ist die Entfernung, die sich in zahlreichen Gerichtsprozessen nach Unfällen herauskristallisiert hat. In der Rechtsprechung, erklärt Polizist Willi Kreft, galt der Wert schon länger. Nun sind die 1,5 Meter Vorschrift. Die neue Straßenverkehrsordnung wie auch der neue Bußgeldkatalog sind seit Dienstag, 28. April, in Kraft. Lkw müssen beim Abbiegen Schrittgeschwindigkeit fahren Auch eine zweite Neuerung zielt unmittelbar auf ihren Schutz der Radfahrer und hat immense Auswirkungen auf den Lastwagenverkehr: Lkw über 3,5 Tonnen müssen ab sofort beim Abbiegen Schrittgeschwindigkeit fahren. &bdquo;Im Kreis Herford hat es immer wieder solche Unfälle mit schwersten Verletzungen gegeben", sagt Willi Kreft. Kurt Begemann vom Förderverein Radverkehr hat einen Zollstock zum Fototermin auf der Koblenzer Straße vor Kemenas Mühle mitgebracht, um den Mindestabstand darzustellen. Der Zollstock reicht bis weit in die Straße hinein. Die Autos können auf der Koblenzer und den Hauptverkehrsstraßen in Löhne zwar auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Auf der Lübbecker Straße in Mennighüffen ist das wegen des starken Gegenverkehrs jedoch schwierig. Und auf Nebenstrecken? Nach Einschätzung von Begemann dürften Radler dort nicht mehr überholt werden, beispielsweise auf dem Hellweg, dem Hartsiekerweg oder der Südbahnstraße. Die Stadt Löhne nennt keine Straßennamen, sieht das aber im Prinzip genauso. Die neue Regelung bedeute bei zu geringer Fahrbahnbreite &bdquo;zwangsläufig ein Überholverbot", heißt es auf Anfrage der NW. Falschparkern drohen Punkte in Flensburg Zwei weitere Neuerungen dürften den Puls der Autofahrer in die Höhe treiben: Wer auf einem Schutzstreifen für Radfahrer parkt oder hält, bekommt ein Bußgeld und Punkte in Flensburg. Im Jahr 2019 erwischte die Stadt acht parkende Autofahrer auf einem Schutzstreifen für Radler, in diesem Jahr bisher nur einen. Radfahrern dagegen wird das Leben ein bisschen leichter gemacht. Sie dürfen jetzt auch zu zweit nebeneinander fahren, wenn sie den Verkehr nicht behindern. Die Stadtverwaltung plant derzeit keine weiteren Informationen zu den Änderungen der Straßenverkehrsordnung und verweist auf das Bundesverkehrsministerium. Neue Schilder sollen in Löhne auch erst mal nicht aufgestellt werden, heißt es auf Anfrage. ADFC will grünen Pfeil für Radler am Becker Kreuz Der ADFC kann sich dagegen fürs Becker Kreuz schon ziemlich bald ein neues Schild vorstellen: den grünen Pfeil nur für Radler. Rechtsabbiegende Radfahrer sollen trotz Rotlicht von der Werster auf die Lübbecker Straße rollen dürfen. Die Stadtverwaltung prüft den Vorschlag. In den neuen Verkehrsregeln steckt Musik. Von einer weiteren Schlacht im Krieg zwischen Radlern und Autofahrern mögen die Mitglieder der Fahrradvereine jedoch nicht sprechen. Georg Hofemann vom ADFC: &bdquo;Wir sind alle auch Autofahrer."

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