Geschäfte öffnen wieder in Löhne: Großer Andrang bleibt aus

Löhne. Nach vier Wochen Corona-Krise haben mehr als 300 Einzelhändler in Löhne ihre Ladengeschäfte wieder geöffnet. Das Ordnungsamt hat am Montag damit begonnen, die Geschäfte aufzusuchen und über die richtigen Hygiene- und Abstandsregeln zu beraten. Die Händler reagierten mit gemischten Gefühlen auf die Wiederöffnung nach vier Wochen Pause. In vielen Läden steht Handdesinfektion bereit. Beim Elektrohausgeräte-Handel Fründ in Mennighüffen können sich die Kunden für den Besuch sogar eine Gesichtsmaske aus weißer Baumwolle leihen. Die Masken werden jeden Tag ausgekocht und getrocknet. Die Chefin selbst hat sie genäht. Die Zahl der Kunden ist am Montag jedoch überschaubar. Haushaltsgeräte sind eine spezielle Ware, die gezielt gekauft wird. "Niemand kommt zu uns zum Bummeln" Das ist bei Möbeln ähnlich. "Niemand kommt zu uns zum Bummeln", sagt der Geschäftsführer des Sonderposten-Möbellands Frank Schröder. Er hat deshalb auch erst einmal darauf verzichtet, Gesichtsmasken bereitzulegen. "Über den Tag verteilt sind etwa 100 Kunden im Geschäft", sagt Schröder. Bei 2.500 Quadratmetern Verkaufsfläche fällt es leicht, sich aus dem Weg zu gehen. Einrichtungshäuser wie das Sonderposten-Möbelland dürfen öffnen, weil das Land NRW eine Ausnahme von den bundesweit geltenden Regeln zugelassen hat. Nebenan, gleich hinter der Polizeiwache Löhne, betreibt Schröder auch ein Carrera-Fachgeschäft für Autorennbahnen. Der Verkauf der kleinen Rennautos während der Corona-Krise übers Internet ist schwierig, denn da tummeln sich bereits zahlreiche Händler. Eigentlich wollte Schröder im Frühjahr eine Demo-Rennbahn im Laden aufbauen. Dazu ist er nicht gekommen. Schröder: "Ich war erst einmal mit Existenzsicherung beschäftigt." In den nächsten Tagen werde weiter kontrolliert Paul Urban vom Ordnungsamt der Stadt Löhne hat am Montag zahlreiche Teams in die fünf Ortsteile der Stadt entsandt, die in den über 300 Ladengeschäften die Einhaltung der Corona-Regeln überprüfen - es sind im wesentlichen die gleichen, die bereits im Lebensmittelhandel gelten. Urban: "Wir beraten die Geschäftsinhaber." In den nächsten Tagen werde weiter kontrolliert. Dass Expert Döring und Bruno Kleine auch mit eingeschränktem Sortiment nicht öffnen dürfen, erklärt Urban mit Blick auf die Erlasse aus Düsseldorf: Dadurch solle eine zusätzliche Sogwirkung vermieden werden. Der Einzelhandel setzt aber darauf, dass viele Kunden kommen. Es fehlen Umsätze eines ganzen Monats. Guido Röhr hat beim letzten Gespräch mit nw.de vor ziemlich genau einem Monat sehr düster in die Zukunft geblickt. Als er die Tür seines Ladengeschäft abschloss, war nicht absehbar, wann Röhr wieder öffnen würde. Sommerkollektion ist bereits vor vier Wochen eingetroffen Montagmorgen hat der Händler seine Zuversicht wiedergefunden. "Ich bin angenehm überrascht", sagt der Sprecher der Werbegemeinschaft des Löhner Einzelhandels. Viele Stammkundinnen hätten die Gelegenheit genutzt und sich gleich am ersten Tag der Wiederöffnung umgesehen. Die Sommerkollektion ist bereits vor vier Wochen eingetroffen. Röhr hatte sie vor der Corona-Schließung bestellt und vier Wochen Zeit, die Waren zu präsentieren. Inzwischen hat er sogar einen Internetshop. "Ich bin seit zehn Tagen online", sagt Röhr. Und das ist nicht ganz ohne Ironie. Der Händler hatte sich stets gegen den Verkauf in der virtuellen Welt gewehrt - und auf das kleine, aber feine Ladengeschäft gesetzt. Vier Wochen Corona-Krise haben jedoch bleibende Schäden hinterlassen. Davon ist der Sprecher der Werbegemeinschaft überzeugt. Zwei Lieferanten haben Insolvenz angemeldet. Und auch Röhr ist unter den Rettungsschirm für Selbstständige geschlüpft. Der erste Tag der Wiederöffnung lässt ihn jedoch hoffen. "Alle sind sehr sensibilisiert und haben draußen auf Einlass gewartet" In der Buchhandlung Dehne gab's am Montag zwar keinen großen Andrang, doch mehr als Inhaberin Kirsten Beul erwartet hatte. Ob Bücher, Grußkarten oder Schulmaterial: Kunden haben sich querbeet durch das Inventar der Buchhandlung geshoppt. Dabei hieß es: Augen auf den Boden richten. Beul hat in ihrem 100 Quadratmeter großen Lande Wartelinien und Kästen markiert. Ein Kunde pro zehn Quadratmeter sind erlaubt. Für den besseren Überblick hat die Buchhändlerin nur drei Kunden auf einmal reingelassen. "Alle sind sehr sensibilisiert und haben draußen auf Einlass gewartet", sagt Beul. Es sei toll, endlich wieder das Geschäft öffnen zu dürfen. Etwa die Hälfte der Kunden trug dabei eine Gesichtsmaske, schätzt Beul, sie selbst ebenfalls. Zudem sind Spuckschutze im Kassenbereich aufgebaut. Das Büchertaxi der Buchhandlung läuft weiter. Beul: "Es gibt noch genug Menschen, die nicht raus dürfen, können oder wollen."

Meistgelesen