Löhne. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sagt wegen der Corona-Pandemie sämtliche Kundgebungen am 1. Mai ab. Auch die Veranstaltung in der Werretalhalle fällt aus. Friedel Böhse, Vorsitzender des DGB im Kreis Herford, bedauert die Entscheidung, sie sei jedoch unvermeidbar. „Solidarität heißt in diesem Jahr: Abstand halten."
Eigentlich war Bodo Matthey, Bezirksgeschäftsführer NRW der IG Bau, als Hauptredner vorgesehen. Bürgermeister Bernd Poggemöller sollte ein Grußwort sprechen, die Gruppe Tradewind für Musik sorgen. "Dann kam alles anders", sagt Böhse. Nun will der DGB auf seinen Internetseiten Informationen zum Tag der Arbeit bereit stellen. Böhse: "Das ist aber nicht das gleiche."
Stattdessen vertröstet der Vorsitzende die Kundgebungsbesucher aufs nächste Jahr. "Dann werden wir den 1. Mai feiern, das weltweit größte Fest der Solidarität", ist sich Böhse sicher. „Und wir werden dann auch feiern, dass wir die Coronakrise gemeinsam überwunden haben."
DGB fordert "angemessene Bezahlung" für die stillen Helden der Coronakrise
Für dieses Jahr will Böhse das Augenmerk auf die stillen Helden der Krise lenken und all denen danken, die täglich und mit hohem Risiko für die eigene Gesundheit versuchen, die Bevölkerung vor dem Virus zu schützen, die Versorgung zu gewährleisten und die öffentliche Sicherheit aufrecht zu erhalten.
„Ob Pfleger, Ärzte, Kassierer im Supermarkt, Einsatzkräfte bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste, Beschäftigte bei Ver- und Entsorgungsdiensten, Lkw- und Busfahrer oder auch das Zugpersonal - sie alle verdienen unseren Respekt und unsere Solidarität", sagt Friedel Böhse. Umso wichtiger sei es, dass sie künftig angemessen bezahlt und ihre Arbeitsbedingungen besser würden.
Böhse erinnerte zugleich an diejenigen, die von den wirtschaftlichen Folgen jetzt besonders hart betroffen sind, die um ihre Existenz fürchten. Viele Menschen müssten von zu Hause aus arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. „Wir warnen Arbeitgeber vor jedem Versuch, die Situation zu missbrauchen und Arbeitnehmerrechte einzuschränken!", so Böhse und: "Wir fordern von der Politik, dass sie alle notwendigen Mittel zur Überwindung der Krise mobilisiert."
Friedel Böhse sieht "neue Formen der Solidarität"
Trotz allem Krisenhaften verweist der DGB-Vorsitzende auch auf positive Aspekte, die "neuen Formen der Solidarität" wie Nachbarschaftshilfen oder Jugendorganisationen, die Alte und Risikogefährdete unterstützen. Künstler zeigen ihre Kunst im Netz, Museen öffnen virtuell, Schulen entwickeln innovative Lehrmethoden. Böhse: "Solidarisch ist man nicht alleine! Solidarität ist ansteckend."
Bürgermeister Bernd Poggemöller (SPD) fordert dazu auf, den Tag der Arbeit zu nutzen, um den Blick auf diejenigen zu richten, "die im Moment am Limit und darüber hinaus arbeiten". Zahlreiche Arbeitnehmer seien von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit bedroht. Auch Poggemöller fordert angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen für die Helden der Krise. Zugleich erkennt er eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.
"Das sehe ich an Nachbarschafts- und Einkaufshilfen oder Gabenbrücken." Gottesdienste oder Lesungen würden im Internet angeboten. Betriebe stellten ihre Produktionen um und fertigten Güter, die jetzt dringend benötigt würden. Poggemöller: "Das macht Mut und zeigt das Potenzial der Gesellschaft."