In Löhne wird der Platz für neue Unternehmen knapp

Löhne. Neu bauen oder gebraucht? Diese Frage stellen sich nicht nur junge Familien, wenn sie auf der Suche nach einem Haus sind. Auch Unternehmen stehen vor dieser Entscheidung. Dabei sieht es in Löhne fast aus wie kurz vor Ende des Winterschlussverkaufs, als der Handel noch in goldenen Zeiten lebte: Es ist fast nichts mehr da. Das betrifft besonders gebrauchte Gewerbeimmobilien. Aber auch leere Grundstücke, die sich ohne besonderen Erschließungsaufwand bebauen lassen, sind rar. Das bestätigen im Gespräch mit der Neuen Westfälischen der Löhner Immobilienexperte Wilfried Rominski und der städtische Baudezernent Ulrich Niemeyer. "Gebrauchte Immobilien zu finden ist sehr schwer", sagt Wilfried Rominski. Er hat in den letzten Jahren unter anderem im Mahner Feld zwei große Gebäude für die Vorbesitzer verkauft: Das ehemalige Grohmann-Gebäude, in dem jetzt die Firma Globatex ihren Sitz hat und das Gebäude des Kaminherstellers Caminos. Dort hat Leicht-Küchen mit anderen Partnerunternehmen verschiedene Showrooms eingerichtet. "Besser wird es erst wieder in Rahden" Wenn jetzt Firmen auf ihn zukommen und nach gebrauchten Immobilien fragen, dann muss er meistens abwinken. "Das gilt nicht nur für Löhne und Bad Oeynhausen, sondern für große Teile des Kreises Herford. Besser wird es erst wieder in Rahden. Aber da fährt man auch mindestens 30 Minuten bis zur nächsten Autobahnauffahrt." Durch die Fertigstellung der Nordumgehung und der B611 sei Löhne so gut an die A2 und die A30 angebunden wie kaum eine andere Kommune. Und weil schon vor Jahren absehbar war, dass sich nach einem schier endlosen Planungsprozess die Verkehrssituation in Löhne entscheidend verbessern würde, hätten Unternehmen auch schon zugegriffen, bevor die neue Autobahn fertig war. "Löhne liegt logistisch top, ist ideal an alle Himmelsrichtungen angebunden", sagt er. Dass kaum noch freie Hallen zu finden sind, sei auch ein Ergebnis der sehr guten Wirtschaftslage. "In den letzten Jahren haben viele Unternehmen investiert. Der Boom traf auf eine extreme Niedrigzinsphase mit ein bis zwei Prozent Zinsen für einen Kredit." Da sei die Entscheidung für die Unternehmen oft leicht gewesen, eine passende Gebrauchtimmobilie zu kaufen. "Die haben dann oft geringere Finanzierungskosten, als sie an Miete für das alte Objekt gezahlt haben", sagt er. Und der Kauf habe sich auch dann noch gerechnet, wenn man den nicht unerheblichen Aufwand für die Sanierung und Modernisierung des Gebäudes mit berechne. "Es gibt kaum noch Leerstände" Dass es eng wird für Neuansiedlungen bestätigt auch Baudezernent Ulrich Niemeyer. "Es gibt kaum noch Leerstände", sagt er. Und bei geringer Auswahl sei es oft nicht einfach, das passende Gebäude zu finden. "Wenn ein Unternehmen eine Kranbahn braucht, die Statik der Halle das aber nicht hergibt, dann wird es schwierig." Nicht viel besser sieht es aus, wenn Unternehmen neu bauen möchten. "Noch können wir in einem gewissen Maß reagieren, aber die Zuschnitte müssen passen", sagt er. Fest steht, dass in Industriegebieten mit besonders attraktiver Lage wie dem Mahner Feld nichts mehr zu kriegen ist. "Das ist zwar noch nicht alles bebaut, aber alle freien Flächen sind reserviert", sagt Niemeyer. Auch im interkommunalen Gewerbegebiet Löhne-Hüllhorst gehe nichts mehr. Jahre wurde nach einer Nutzung für das ehemalige Famila-Gebäude (Ratio) gesucht. Dort will die Firma Globus einen neuen Baumarkt errichten. Die alte Immobilie wird abgerissen. Platz gibt es noch im Gewerbegebiet Unterer Hellweg. Nicht weit vom neuen Hermes-Komplex sind noch ein paar tausend Quadratmeter frei. Allerdings sind die Flächen topographisch anspruchsvoll. "Dort ist es natürlich aufwendiger, das Baufeld vorzubereiten als im Mahner Feld. Der Begriff Ravensberger Hügelland kommt ja nicht von ungefähr." "Es geht darum zu zeigen, dass ein Anfang gemacht ist" Ein Unternehmen, das mit Kunststoff-Granulat handelt, hat dort oben bereits gebaut. Nach Informationen der NW hält sich die Zahl der dort entstandenen Arbeitsplätze in Grenzen. Dort wird überwiegend gelagert. Niemeyer räumt ein, dass die Ansiedlung in einem gewissen Widerspruch zur eigentlichen Politik der Stadt steht. Eigentlich sollten nur Firmen den Zuschlag bekommen, die auch viele Arbeitsplätze schaffen. "Das Unternehmen kommt aber aus der Region und wir versprechen uns eine positive Folgewirkung. Daraus kann ja noch mehr werden", sagt Niemeyer, der nicht konkreter werden möchte. Darüber hinaus sei der Stadt auch die Signalwirkung wichtig gewesen. "Es geht auch darum zu zeigen, dass dort ein Anfang gemacht ist."

Meistgelesen