Löhne. Als klar war, dass am Ende des Schuljahres eine Fahrt ansteht, waren sich die Schüler des Projektkurses der Jahrgangsstufe Q1 des Städtischen Gymnasiums Löhne sicher: Sie wollen nicht irgendwo hin, sie wollen nach Auschwitz. Gesagt, getan. Also ging es für die Gymnasiasten in der vergangenen Woche nach Polen.
"Das war Teil und Abschluss des Projektkurses", sagt Lehrer Peter Kunze. Denn der Kurs hat sich das ganze Schuljahr lang mit dem Thema "Juden und Jüdinnen in Europa" beschäftigt. Da lag ein Ausflug nach Auschwitz geradezu auf der Hand. Also ging es für 24 Schüler von Mittwoch, 3. Juli, bis Sonntag, 7. Juli, mit dem Bus ab nach Polen. Begleitet wurden sie von Peter Kunze und seiner Kollegin Brigitte Hartmann.
Noch immer Schuhe und Haare von damals zu sehen
Vor Ort haben die Gymnasiasten an verschiedenen Tagen in Begleitung einer Expertin das Stammlager (Auschwitz 1) sowie das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Auschwitz 2) besichtigt. Besonders der Tag in Birkenau habe ihnen emotional zugesetzt, erzählen die Schüler. "Ich habe mich zuerst total erschrocken, weil es so riesig war", sagt Marta Jozwiak.
Die Schüler bekamen dort einiges zu sehen. "In Auschwitz-Birkenau haben wir uns eine Ausstellung von einem ehemaligen Häftling angesehen, der 50 Jahre danach seine Emotionen in Bildern verarbeitet hat", erzählt Schüler Robin Frenzel. Und das war noch lange nicht alles, was die Gymnasiasten zu Gesicht bekamen. "Da waren zum Beispiel noch Schuhe und Berge von Haaren von damals zu sehen", sagt Kursmitglied Inga Sielhöfer.
Tägliche Auswertung, um Eindrücke zu verarbeiten
Wegen der Emotionalität und Sensibilität des Themas hatte jeder nach der Besichtigung knapp 15 Minuten Zeit für sich, um seine Eindrücke und Gedanken verarbeiten zu können. "Selbst, wenn man es gesehen hat, ist es schwierig zu realisieren", sagt Marta Jozwiak.
Peter Kunze und Brigitte Hartmann haben zusätzlich am Ende eines jeden Tages mit den Schülern eine Auswertung gemacht und über die Erlebnisse des Tages geredet. "Das hat geholfen, alles zu verkraften und mit seinen Gefühlen nicht allein zu sein", sagt Inga Sielhöfer.
Weiße Rose als Symbol der emotionalen Anteilnahme
Als Abschluss des Tagesausfluges nach Auschwitz-Birkenau wurde jedem Schüler eine weiße Rose überreicht. Die konnten sie dann jeweils an einer Stelle ablegen, die für sie besonders emotional war und sie sehr mitgenommen hat. "Bei mir war das ein Kinderbett in einer Baracke", erzählt Robin Frenzel.
Schon vor der Fahrt nach Polen wurde der Projektkurs im Unterricht an die Inhalte herangeführt und auf die Exkursion vorbereitet. Die Schüler hätten ihre Vorkenntnisse gut mit ihren Erfahrungen vor Ort verknüpfen können, sagt Lehrer Peter Kunze.
"Man stellt eine persönliche Nähe zum Thema her"
Das, was sie durch die Fahrt nach Auschwitz gelernt haben, sei etwas, was nicht durch normalen Schulunterricht zu vermitteln oder damit vergleichbar wäre, sind sich die Schüler einig. Jannis Kammeier sagt: "Man stellt vor Ort eine persönliche Nähe zu dem Thema her."
Die Mitglieder des Projektkurses sind alle froh, die Exkursion nach Auschwitz gemacht zu haben. Die Gefühle und Momente müsse man erleben, wenn man sich für die Geschichte interessiere, sagt Robin Frenzel. Und Mitschülerin Marta Jozwiak ergänzt: "Das war eine gute Entscheidung, auch, wenn es traurig war."
Auschwitz-Fahrt soll jetzt regelmäßig stattfinden
Und auch Lehrer Peter Kunze zeigt sich mehr als zufrieden. "Es war unglaublich. Die Schüler waren super und sind sehr respektvoll mit dem Thema umgegangen." Die Fahrt nach Auschwitz soll von nun an fester Bestandteil der Oberstufe werden, so Kunze.
Während ihrer Zeit in Polen war der Projektkurs außerdem in Krakau, wo sie unter anderem das jüdische Stadtviertel besichtigt haben.
Die Polen-Exkursion wurde vom Förderverein und vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt.