Auch vor 60 Jahren gab es schon eine Wasserkrise in Löhne

Löhne. Ein Problem mit der Trinkwasserversorgung zu Spitzenzeiten ist im Verbreitungsgebiet des Wasserbeschaffungsverbands (WBV) "Am Wiehen" zum ersten Mal im Jahr 2017 aufgetaucht. Ende Juni sind die Bürger aus Löhne, Bad Oeynhausen, Hille und Hüllhorst damals aufgerufen worden, Wasser zu sparen. Auch 2018 und im Frühsommer diesen Jahres ist es zu Engpässen gekommen. Die Verantwortlichen konnten sich nicht daran erinnern, dass es solch eine Situation jemals zuvor gegeben hat. Ein Blick ins Archiv sagt etwas anderes. Vor 60 Jahren gab es schon mal eine Wasserkrise in Löhne. Die Freie Presse (die Vorgängerzeitung der Neuen Westfälischen) hat am 14. Mai 1959 getitelt: "Wassernot schon im Monat Mai Tanklöschfahrzeuge müssen für Tränken des Viehes sorgen / Brunnen beginnen zu versiegen". Herausgefunden hat das Wolfhard Jording. Der Löhner hat für eine Ausstellung im Heimatmuseum das Zeitungsarchiv durchforstet und Artikel aus den 50er Jahren zusammengestellt. Dort ist Jording dann auch der Beitrag über den Wassernotstand ins Auge gefallen. Feuerwehr bringt Wasser nach Bischofshagen Vor 60 Jahren - zehn Jahre bevor sich die Stadt Löhne gründete - sind sogar Wassersperrstunden angedroht worden. Dass der WBV "Am Wiehen" das Wasser heute zu bestimmten Zeiten abdreht, kommt nicht in Frage. Für Wasserverschwender haben die beteiligten Kommunen ein anderes Mittel gefunden. Die Städte Löhne, Bad Oeynhausen und Hille haben eine Verordnung in Kraft gesetzt, die es möglich macht, Bußgelder von bis zu 1.000 Euro aufzuerlegen. Die Freie Presse berichtete, dass es solch eine Situation noch nie gegeben habe. "So folgenschwer und so zeitig im Jahr hat sich die Wassernot im unteren Werretal seit Jahren nicht ausgewirkt." Die Wasserversorgung war vor 60 Jahren für die Bevölkerung an Weser, Wiehen und Werre, gefährdet. "Für die ländlichen Gemeinden fahren zur Zeit die Tanklöschfahrzeuge der freiwilligen Feuerwehren unermüdlich Wasser in die höhergelegenen Ortsteile wie Bischofshagen, Hellerhagen, Neuenhagen, Kappenberg und Lohe, wo die Brunnen trocken liegen und das Vieh dringend Wasser braucht", schrieben die Kollegen und weiter: "Selbst für die Stadt Bad Oeynhausen werden einschneidende Maßnahmen angedroht, weil hier bereits bedenkliche Verhältnisse herrschen." Auch Wasser aus nicht einwandfreien Brunnen wurde genutzt Das Problem schien so gravierend gewesen zu sein, dass der Stadtdirektor Lawin mitteilte, dass das Trinkwasser aus hygienisch nicht einwandfreien Brunnen in der Weseraue zusätzlich dem Rohrnetz der Stadt zugeführt werden musste. Durch Vermehrung der Chlorung wollte man Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung abwenden. Genau wie heute sollten auch damals die Bürger unbedingt Wasser sparen. "Die Gärten sollen ungesprengt, die Kraftwagen ungewaschen bleiben." 1959 gingen die Appelle wesentlich weiter. In dem Artikel heißt es, dass "sogar das tägliche Baden und Duschen zur Zeit als unangebracht bezeichnet werde". Grundwasserspiegel ist drastisch gesunken Auch hat die Stadt damals deutlich gemacht, dass es eine Sperrzeit für Wasser geben könnte. "Falls die Bevölkerung der Bitte, um Sparsamkeit mit Trinkwasser nicht nachkommt, so heißt es in der Mitteilung des Stadtdirektors, müsse die Wasserversorgung täglich für Stunden aussetzen." Der Grundwasserspiegel war damals innerhalb kürzester Zeit ungewöhnlich gesunken. Das Wasser sank in bäuerlichen Brunnen um zweieinhalb Meter und mehr. "Auf Äckern und in Gärten ist die Humusschicht ausgedörrt", schrieben die Kollegen. Die Oberfläche des Bodens wurde zu Staub. Darunter litten nicht nur Vieh und Pflanzen. "Die Menschen auf dem Obernbecker Markt mussten über einen völlig verstaubten Platz gehen, weil die Feuerwehr kein Wasser heranfahren durfte, um den Platz zu sprengen."

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