Hochzeitsgast greift Handball-Mannschaft auf Löhner Oktoberfest an

Löhne. Im Unterhemd und mit Lackschuhen ist ein 31-jähriger Hochzeitsgast beim vergangenen Oktoberfest auf mehrere junge Männer, die in einer Handballmannschaft spielen, losgegangen. Wie erst jetzt durch einen Gerichtsprozess öffentlich wurde, pöbelte der Mann offenbar betrunken und größenwahnsinnig gegen mehrere Pärchen und behauptete, er sei der Sohn Gottes. Auf dem Fußweg zwischen Freibadparkplatz und Festwiese traf er dann auf die Sportler und wurde handgreiflich. Erst die Polizei konnte den Randalierer stoppen. Da drohte der Mann bereits, eine Pistole zu zücken und "alle abzuknallen". Von der Waffe war jedoch keine Spur, als die Polizei eintraf. Der Randalierer hatte wohl nur geblufft. Das Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld inzwischen eingestellt, den Mann am Mittwoch aber wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung angeklagt. Kurz bevor der Hochzeitsgast auf die Handballer traf, trat er noch eine Autotür ein. Dabei entstand ein Schaden von 1.618,26 Euro. "Und der ist noch nicht beglichen", erklärte der Autofahrer dem Richter. Ob der Mann aus Enger jemals zu seinem Geld kommen wird, ist indes unklar. Der angeklagte Rohrleitungsbauer bekommt Hartz IV. Er ist seit einem Jahr arbeitslos und wegen Sachbeschädigung und Drogenbesitzes vorbestraft. Bis 2016 war eine achtmonatige Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt worden. Kurz danach wurde er wieder wegen Drogen straffällig. Verteidiger: Die Handballer wurden aggressiv und der Hochzeitsgast auch Sein Verteidiger versuchte das Verhalten seines Mandanten durch Alkoholkonsum zu erklären. Er sei zuvor auf einer Hochzeit und auf dem Weg nach Hause gewesen, das damals wohl noch in Löhne war. Er sei stark betrunken gewesen, habe eine Dreiviertelflasche Whiskey und mehrere Biere getrunken, sein Hemd ausgezogen und habe nur noch ein Unterhemd angehabt, als er neben der Kirmes auf die Handballer traf. Der angeklagte Deutsch-Türke, der im Gericht demonstrativ ein christliches Kreuz um den Hals trug, konnte sich selbst nur noch daran erinnern, dass es Streit gegeben habe. Ihm sei vorgeworfen worden, etwas kaputt gemacht zu haben. "Die Gruppe wurde ihm gegenüber aggressiv. Und er auch", sagte der Verteidiger. Das schilderten mehrere Zeugen jedoch ganz anders. Zwei Pärchen, die von der Kirmes kamen, waren unterwegs zu ihrer Mitfahrgelegenheit am Freibadparkplatz, als der Hochzeitsgast sie offenbar in einer Fremdsprache und auf Deutsch anpöbelte: "Irgendwas mit Jesus", erinnerte sich ein Zeuge. Die Pärchen stiegen schnell ins Auto, nur ein 32-jähriger Kirmesgast aus Herford stand noch in der Autotür, als der Randalierer dagegen trat. Dabei verletzte sich der Kirmesgast leicht an der Schulter. Der zweite Tritt demolierte die Tür. Das Auto fuhr weg und die Insassen riefen von unterwegs die Polizei. Zeugen schildern wie der kleine Mann um sich trat und schlug Die Beamten waren mit einem größeren Aufgebot auf dem Oktoberfest und brauchten nicht lange. Noch während die Polizisten den Schaden am Auto fotografierten, erreichte sie der nächste Notruf: Massenschlägerei neben dem Festplatz. So schilderte es eine Polizistin als Zeugin. Eine Massenschlägerei zeigte sich den Beamten jedoch nicht, sondern ein kleiner Mann mit großem Aggressionspotential. Der Hochzeitsgast war offenbar weitergezogen und hatte ein weiteres Pärchen, das auf einer Bank saß, angepöbelt und beleidigt. Wieder behauptete er, er sei der Sohn Gottes. Das Pärchen war mit der Handballmannschaft auf dem Oktoberfest unterwegs. Mehrere Sportler, allesamt einen Kopf größer und breiter als der Möchtegern-Jesus, stellten sich schützend vor die beiden. Der Hochzeitsgast im Unterhemd wurde jedoch immer aggressiver und verletzte schließlich mehrere Handballer mit Tritten gegen die Seite, einer wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Die Sportler schilderten das übereinstimmend, nur bei einer Frage waren sie uneinig: Ob der Randalierer im Unterhemd oder in normaler Straßenkleidung vor ihnen stand. Die Polizisten konnten keinen Alkoholtest bei dem Randalierer machen Der Richter verurteilte den Angeklagten schließlich wegen Sachbeschädigung und vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu 15 Euro (1.800 Euro). Der Angeklagte sei vermindert schuldfähig. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte 150 Tagessätze gefordert, der Verteidiger 90 Tagessätze. Er dachte auch laut darüber nach, ob sein Mandant nicht einen Vollrausch hatte, also schuldunfähig sei. Doch das verneinte der Richter klar: Die Polizisten konnten zwar keinen Alkoholtest bei dem Randalierer machen, weil der sich wehrte. Der Angeklagte sei jedoch nicht besinnungslos gewesen.

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