Kirchlengerns Bürgermeister im Interview: Schulbaumaßnahmen bleiben wichtiges Thema

Herr Meier, was sind aktuell aus Ihrer Sicht die Hauptthemen für Kirchlengern? Als Erstes fällt mir hier das Thema Glasfaserausbau ein. Da wird leider häufig nicht ganz fachgerecht gearbeitet. Es sollte schnell gehen und mit möglichst wenig Bürokratie. Aber wenn – wie bei uns vor ein paar Wochen – dann eine Gasleitung getroffen wird, muss man als Kommune handeln. Zum Glück ist nichts passiert. Aber damit das auch so bleibt, haben wir überlegt, wo wir Möglichkeiten an der Hand haben, um das besser zu regeln. Wir haben extra einen Mitarbeiter eingestellt, der den Unternehmen auf die Finger schaut – und wir sind da sehr konsequent, wenn uns etwas auffällt, was nicht so läuft, wie es sollte. Und dann ist da noch der Umbau der Sporthalle der Erich-Kästner-Gesamtschule in eine Multifunktionshalle. Die Schule ist ja schon saniert, auch energetisch. Was die Sporthalle angeht, so ist uns während Corona, als man Abstand halten musste, aufgefallen, wie gut es wäre, eine große Multifunktionshalle zu haben, in der auch Veranstaltungen oder eben notfalls auch mal politische Sitzungen stattfinden können. Deshalb haben wir das gesamte Konzept neu gedacht. Fördermittel für den Umbau sind bewilligt. Aber nachdem eine Firma, die an dem Umbau und den Planungen beteiligt war, insolvent gegangen ist, wird das Ganze wohl nicht bis Ende des Jahres fertig. Aber es ist wichtig für Kirchlengern. Und welche Themen stehen nach der Sommerpause politisch an? Wir müssen grundsätzlich eine Entscheidung treffen, wie wir mit unseren Schulbaumaßnahmen umgehen. Wir haben ja drei Schulstandorte geschlossen, und diese Entscheidungen waren richtig. Jetzt ist die Frage, wie wir weiter Schwerpunkte setzen und mit geeigneten Baumaßnahmen zukunftsfähige Rahmenbedingungen für unsere drei Grundschulstandorte schaffen. Was steht in Sachen Wirtschaftsförderung an? Wir werden das interkommunale Gewerbegebiet Oberbehme weiterentwickeln. Und uns weiterhin auch um weiche Standortfaktoren kümmern. Wir haben da das Aqua Fun, die Minigolf-Anlage und daneben den Mehrgenerationenpark und sind auch an das Radwegenetz angeschlossen. Dazu haben wir ein kommunales Kino, das Programmkino Lichtblick. Da gibt es derzeit nur 25 Plätze. Das soll im Rahmen unserer Schulbaumaßnahmen im Zentrum von Kirchlengern aufgewertet werden. Wenn wir nämlich die Mensa zwischen Kino und Schule angehen, könnte dort auch ein Nutzen abends für die Kinobesucher entstehen. Diese ganzen Dinge werden nach der Sommerpause in die Beratung gehen. Und die weichen Standortfaktoren sind eben auch für die Wirtschaft wichtig – ich sage nur: Fachkräfte gewinnen. Dass wir da auf dem richtigen Weg sind, merken wir dadurch, dass junge Familien zu uns kommen, dass die Schüler und Kita-Zahlen steigen. Dafür müssen wir aber dann eben auch die Rahmenbedingungen schaffen – das ist uns bewusst. Deshalb ist zum Beispiel am Amselweg eine neue Kita entstanden und die Einrichtung in Klosterbauerschaft soll vergrößert werden. Außerdem laufen die Planungen für eine weitere Kita auf dem Gelände der Brausemühle. Was tut die Gemeinde Kirchlengern in Sachen Klimawandel? Als kleine Kommune muss man sich genau fragen, was man wo am besten tut. Wir haben lange auf die Fördergelder gewartet, um einen Klimaschutzmanager einstellen zu können. Den haben wir jetzt. Unsere Natur, der ländliche Bereich bringt uns auch Standortvorteile. Wir haben außerdem einen großen Vorteil durch den Bahnhof. Dort haben wir mehr als 1.100 Kundenbewegungen pro Tag und je einen 30 Minuten-Takt in Richtung Bielefeld und in Richtung Osnabrück. Deshalb fördern wir dort eine zukunftsfähige Mobilität durch die neue Mobilstation, kombiniert mit Car-Sharing und E-Mobilität. Weniger Individualverkehr ist gut fürs Klima. Außerdem richten wir unseren Fokus auf insektenfreundliche Bepflanzung. Das fängt hier rund ums Rathaus schon an. Da fliegt und summt es überall. Eine fast schon endlose Geschichte in Kirchlengern ist die Bahnschranke, die vielen auf die Nerven geht, die dort tagtäglich stehen. Gibt es dazu irgendwelche neuen Entwicklungen? Eigentlich haben wir mit unserem Gemeinderatsbeschluss für eine Unterführung unsere Grundsatzentscheidung schon lange getroffen. Nun hat die Deutsche Bahn die Daten dazu an Straßen NRW übergeben und das Planfeststellungsverfahren wird vorbereitet. Es sind für die Umsetzung allerdings auch einige Grundstücke betroffen, die noch in Privatbesitz sind. Was Verhandlungen mit Grundstückseigentümern angeht, bietet die Gemeinde Kirchlengern natürlich an, sich einzubringen. Wir haben zum Beispiel schon mit dem Betreiber der Pizzeria Diavolo gesprochen. Die wird es dort nämlich irgendwann nicht mehr geben. Da wir aber wissen, dass die Pizzeria ein echter Gewinn für den Ortskern ist, wollen wir dem Inhaber eine Alternative anbieten. Wie lange wird das alles wohl noch dauern? Ich denke, ab Sommer letzten Jahres insgesamt ungefähr zehn Jahre – das wäre 2033. Die reine Bauzeit wird aber nur rund zwei Jahre sein. Die Durchführung des Planfeststellungsverfahrens, eventuelle Klageverfahren, die Vorlaufzeiten für Sperrpausen der Bahn – das wird alles viel länger brauchen. Am 1. Oktober sind Sie seit 20 Jahren Bürgermeister in Kirchlengern. Werden Sie Ihren Hut auch im Herbst nächstes Jahr, bei der Kommunalwahl 2025, noch einmal in den Ring werfen? Ja, die 20 Jahre sind auch für mich ein Meilenstein. Aber dazu, ob ich noch einmal antrete, werde ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Das ist viel zu früh.

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