Nach Handy-Foto: Streit unter Nachbarinnen aus Kirchlengern eskaliert

Kirchlengern. Hat eine Hundebesitzerin eine Rentnerin während eines Spaziergangs angegriffen, weil diese ihre frei laufenden Hunde mit dem Handy gefilmt hat? Oder hat die Dame den Vorfall inszeniert, weil sie der Hundebesitzerin, mit der es offenbar seit längerem Streitigkeiten gibt, eins auswischen will? Der Vorfall beschäftigt jedenfalls Polizei und Staatsanwaltschaft. Eine 42-jährige Hundebesitzerin soll die Rentnerin an einem Morgen geschubst und ihr Handtasche und Handy entrissen haben. Grund dafür soll gewesen sein, dass die Rentnerin die nicht angeleinten Hunde mit dem Handy fotografiert habe. So lautet jedenfalls der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Die Hundehalterin streitet das ab. Bevor sie im Bünder Amtsgericht jedoch ihre Sicht schildert, berichtet ihr Verteidiger zunächst über Vorfälle zwischen ihr und der Rentnerin und geht dabei auch auf die Hunde ein. &bdquo;Die beiden sind sehr freundliche Tiere“, sagt er. Aber deutlich wird auch: Zwischen beiden Parteien muss es seit längerem Streit geben. Zurück zum Vorfall in Kirchlengern: Die 42-Jährige berichtet, dass sie mit ihren beiden Vierbeinern auf der Klosterhofstraße unterwegs gewesen sei. Sie hielt sich zunächst mit den Tieren in einer Wiese auf. &bdquo;Ich habe jemanden auf dem Fahrrad gesehen und mich dann mit den Hunden am Rand der Wiese aufgestellt. Als ich wieder in Richtung des Fahrrads geschaut habe, lag die Fahrerin plötzlich auf der Straße, aber mit erhobenem Kopf. Ich bin dann langsam mit den Hunden auf sie zugegangen, weil ich wegen des erhobenen Kopfes nicht von einem akuten Notfall ausgegangen bin.“ Ein Handy und die Handtasche der Rentnerin habe sie nicht wahrgenommen. Sie erklärt, der Radfahrerin die Hand gereicht zu haben, um ihr aufzuhelfen. Mit der anderen Hand habe sie die Hundeleinen festgehalten. Erkannt habe sie ihre Nachbarin erst, als diese um Hilfe zu schreien und zu treten begonnen haben soll. &bdquo;Das Fahrrad hat sie selbst umgeschmissen. Ich war so geschockt davon, dass sie zu so was fähig ist, dass ich dann einfach mit den Hunden weggegangen bin.“ Die Version der Rentnerin ist eine andere Die Rentnerin hat die Sache anders erlebt: Sie habe an jenem Morgen eine Fahrradtour unternehmen wollen, sagt die 75-Jährige. &bdquo;Dann habe ich die Hunde auf der Straße gesehen. Ich wusste ja, dass die leinenpflichtig sind.“ Sie habe daraufhin angehalten, das Fahrrad abgestellt und mit ihrem Handy ein Foto von den Hunden gemacht. &bdquo;Hätte ich die Hunde vorher gesehen, wäre ich woanders hergefahren.“ Daraufhin soll die Hundebesitzerin auf die Rentnerin losgegangen sein, sie mit der linken Hand geschlagen und mit der rechten an ihrer Tasche gerissen haben, um an das Handy zu gelangen. &bdquo;Wenn man älter ist, merkt man, dass irgendwann die Kraft nachlässt. Ich bin dann gestürzt und die Hunde waren über mir. Ich dachte nur: Was machst du, wenn die dich jetzt beißen?“, schildert sie unter Tränen. Obwohl sie um Hilfe gerufen habe, sei die Hundebesitzerin mit der Handtasche und dem Handy einfach weggelaufen. Ein Zeuge habe die Rentnerin später aufgefunden und ihr ein Handy geliehen, um ihren Mann anzurufen. Außerdem habe sie die Polizei informiert und die Hundebesitzerin wegen Nötigung angezeigt. Bei dem Sturz habe sie sich verletzt, berichtet die 75-Jährige. Ein Wirbelbruch wurde zwei Wochen nach dem Vorfall im Klinikum behandelt. Das Handy der Rentnerin sei bis heute nicht wieder aufgetaucht. &bdquo;Da waren auch Fotos von meinen Enkelkindern drauf“, sagt sie. Verfahren gegen Geldauflage eingestellt &bdquo;Wir haben es mit einem klassischen Aussage-gegen-Aussage-Fall zu tun“, sagt der Rechtsanwalt der Hundebesitzerin. Zunächst steht im Raum, das Verfahren unter Anhörung weiterer Zeugen zu vertagen. Nach einem 45-minütigen Rechtsgespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird es jedoch &bdquo;dem Rechtsfrieden zuliebe“, wie der Verteidiger sagt, unter einer Geldauflage eingestellt. Die Hundebesitzerin muss 800 Euro an den Bielefelder Tierschutzverein zahlen. Die Richterin erklärt, dass es sich bei diesem Vorgehen weder um einen Freispruch, noch um ein Urteil handele, sondern lediglich um eine Möglichkeit, das Verfahren an aktueller Stelle zu beenden. Die Rentnerin zeigte sich mit diesem Ausgang nicht einverstanden, in ihrer Rolle als Nebenklägerin hat sie jedoch kein Mitspracherecht hinsichtlich der Verfahrenseinstellung.

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