Wie das Unternehmen Hettich aus Kirchlengern den Einbauschrank neu erfinden will

Köln/Kirchlengern. Mit einer Weltneuheit will das Unternehmen Hettich aus Kirchlengern die Möbelbranche aufmischen. Von einer "revolutionären Idee" spricht denn auch selbstbewusst Hettich-Geschäftsführer Uwe Kreidel bei der Vorstellung des Systems auf einer der weltweit wichtigsten Messen der Branche, der "Interzum" in Köln. Was steckt dahinter? "Furn spin" hat Hettich die Idee genannt, zu deutsch in etwa &bdquo;sich drehendes Möbel“. Rund 20 Patente und geschützte Ideen stecken in dem Produkt, das noch nicht einmal auf dem Markt ist, aber schon mit einem Preis der Messe ausgezeichnet wurde. Eine Expertenjury lobte insbesondere die "durchdachte und innovative Gestaltung". Die Prämierung mit dem "Interzum Award" "bestätigt die Qualität und Innovationskraft Ihrer Arbeit und unterstreicht den internationalen Stellenwert Ihres Produkts in der Branche“, heißt es dazu seitens der Kölnmesse. Seitens Hettich habe man sich vorgenommen, "die Stauraumnutzung in Möbeln ganz neu zu erfinden“, erklärt Gesellschafter Andreas Hettich die Hintergründe. Die Idee: Offene Türen oder Klappen stehen nicht mehr im Weg, sie werden nicht mehr benötigt. Vielmehr bewegt sich der komplette Korpus. Und das mit einem minimalen Kraftaufwand. Mit einem Dreh offenbart das Möbel sein Innenleben. Mit einem weiteren Dreh verschwindet das Schrankinnere aus dem Blick, und das Möbelstück zeigt wieder seine geschlossenen Fronten. 180-Grad-Drehungen sind so möglich - und alles mit einer Bewegung. Mit Schwung zugeschlagen - das Glas hält In der Praxis können so komplette Küchen hinter einer Schrankfront verschwinden, mit einer Drehung kommen Spüle, Herd oder Schrank ins Blickfeld und können genutzt werden. Es gibt zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten im Haushalt oder auch im Büro. Vor allem Kunden, die auf ein hochwertiges Design Wert legen, sollen angesprochen werden. Der Clou dabei: Das Drehmoment ist so ausbalanciert, dass selbst sehr leichte Gegenstände wie Weingläser nicht umkippen oder verrutschen, sondern ihren angestammten Platz im Möbel behalten. Doch es gibt einen Haken für alle, die sich die Neuerung gleich in die eigene Küche einbauen lassen wollen: Zwar ist die Entwicklung abgeschlossen und auch die halbautomatisierte Produktion ist bereits angelaufen, allerdings im Moment &bdquo;noch in kleinen Stückzahlen“, so Andreas Hettich. Es werde noch ein knappes Jahr vergehen, bis das System komplette Marktreife erreicht hat. Und: Es wird nicht billig sein. Es handelt sich um ein &bdquo;absolutes Premiumprodukt“, sagt Uwe Kreidel. In diesem Segment erwarteten Kunden individuelle Lösungen und Neuheiten, so Kreidel. Dazu brauche allerdings auch entsprechende Profis, die &bdquo;Furn Spin“ verbauen können. Dafür ist Know How gefragt. Für eine Massenproduktion eignet sich das neueste Produkt der Hettich-Beschlaglösungen (noch) nicht. Dutzende Mitarbeiter kümmern sich um den Messestand Ein weiteres wichtiges Thema sind digitale Helfer für die Tischlerwerkstatt. Schon längst wird weitgehend automatisiert produziert - jetzt kommen weitere digitale Möglichkeiten dazu, wie Verarbeitungshilfen für Partnerunternehmen, 3D-Druck oder auch die intelligente Verknüpfung von Herstellungsprozessen: "Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels gewinnen vereinfachte und effiziente Prozesse in der Produktion und Montage immer mehr an Bedeutung", heißt es von Hettich. Das Interesse der Fachbesucher auf der &bdquo;Interzum“ in Köln ist entsprechend groß. Hunderte Interessenten, Einkäufer und Journalisten haben sich angekündigt, Hettich selbst ist mit mehreren dutzend Mitarbeitern vor Ort. Hier werden Kontakte geknüpft, Produkte vorgestellt und auch Aufträge geschrieben. Und so hat das Familienunternehmen aus Kirchlengern, das weltweit in fast 80 Ländern rund 8.000 Mitarbeiter beschäftigt, weitere Neuheiten mitgebracht, darunter ein Lichtsystem, das sich in neue und alte Schubladen einbauen lässt und das mit wiederaufladbaren Akku betrieben wird. Oder auch nicht-rostende Beschläge für eine Outdoor-Küche, die deutlich mehr aushalten müssen, als Beschläge für &bdquo;normale“ Küchen. Um die Qualität zu zeigen, lässt Hettich die offenen Schubladen für Draußen mit Regen dauerberieseln. &bdquo;Hier rostet nichts“, ist sich Uwe Kreidel sicher. Man habe zuhause in Kirchlengern schon einen 120 Stunden dauernden Salzsprühtest ausprobiert - ohne Beanstandungen.

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