Inhaber verstorben: Was wird aus seinem Fotogeschäft in Minden?

Kirchlengern/Minden. Wie lange noch sollen die Ferngläser, Kameras, Stative, Objektive, Taschen und Rahmen in Schaufenstern und Regalen von Foto Oehlmann stehen? Diese Frage stellen sich viele, seitdem das Mindener Geschäft mit dem Tod des Eigentümers aus Kirchlengern im September vergangenen Jahre dauerhaft geschlossen ist. Nun gibt es eine neue Entwicklung. Ein Insolvenzverwalter hofft, dass er noch im Mai den Warenbestand verwertet haben wird. Bis dahin sollen auch Kunden an ihre Bilder und Abzüge gelangen, die mit Schließung des Geschäftes für sie bislang unerreichbar waren. Termine dazu sollen noch bekannt gegeben werden.Die Oehlmann GmbH & Co. KG war das letzte inhabergeführte Fotogeschäft in der Region und trotzte lange Zeit den Folgen des digitalen Wandels. Der allein persönlich haftende Gesellschafter seines Unternehmens, Wolfgang Oehlmann aus Kirchlengern, hatte sich neben dem Verkaufsbetrieb in von ihm angemieteten Räumen in der Obermarktstraße auch einen Onlinehandel als zweites Standbein geschaffen. Mitarbeiter haben rasch neue Jobs gefunden Noch mit Mitte 70 nahm er seine Geschäfte selbst wahr, wobei ihn drei weitere Mitarbeiter unterstützten. Anfang September verstarb der Unternehmer unerwartet in Kirchlengern, wo er wohnte. Danach war monatelang an dem Geschäft &bdquo;Wegen Krankheit unseres Mitarbeiters geschlossen“, zu lesen. Bei der Onlinesuche fand sich unter dem Eintrag des Geschäftes der Hinweis &bdquo;Dauerhaft geschlossen.“Nach dem Tod des Chefs hatten die Mitarbeiter rasch neue Jobs gefunden. Nach NW-Informationen hatten die bekannten gesetzlichen Erben das Erbe ausgeschlagen. So setzte das Nachlassgericht einen Rechtsanwalt aus Bad Oeynhausen als Nachlasspfleger ein. Sein Aufgabenkreis bestand darin, sich um die Sicherung und Verwaltung des Warenbestandes zu kümmern und mögliche weitere Erbberechtigte zu ermitteln. Es stellte sich jedoch heraus, dass bei der Abwicklung des Oehlmann-Nachlasses Gründe einer Insolvenz eine Rolle spielen könnten. Eine Reihe von Zahlungsverpflichtungen waren wegen des Todes des Eigentümers nicht beglichen worden. Bereits seit dem 17. Januar gibt es deshalb ein Insolvenzeröffnungsverfahren. Zuständig ist die Mindener Kanzlei von Höltershinken & Kollegen. Wie deren Fachanwalt für Insolvenzrecht, Sascha Bibiha, mitteilt, gebe es bei der Abwicklung des Nachlasses einige Probleme. So funktioniere das EDV-System von Foto Oehlmann wegen eines Hardware-Fehlers nicht mehr, was die Zuordnung der Geschäftskontakte erschwere.Fotomappen und Bilder können nicht abgeholt werden Der verstorbene Firmeneigentümer habe zudem viele Kontakte zu geschäftlichen Ansprechpartnern gern persönlich unterhalten. Bei der Abwicklung des Unternehmens hoffe er auf die Unterstützung durch die ehemaligen Mitarbeiter, die ihre Hilfe bereits zugesagt hätten, sich aber teils nicht mehr in Minden befänden.Neben den unverkauften Waren befinden sich rund 20 unbeschriftete Fotomappen von Kunden in dem Geschäft, die Bilder bestellt aber noch nicht abgeholt haben. Zudem gibt es 150 Fototaschen mit bestellten Abzügen aus analoger Fotografie – hier sind immerhin die Nachnamen der Auftraggeber enthalten. &bdquo;Die Eigentümer müssen noch informiert werden“, sagt Bibiha. Er denkt, dass er für die Rückgabe eigens Termine anberaumen müsse. Wann das sein werde, gebe er noch bekannt. &bdquo;Ich bin da noch in der Prüfungsphase.“ Der Datenschutz spiele bei der Herausgebe des Materials schließlich eine wichtige Rolle. Nicht einfach ist auch die Rückabwicklung der Online-Geschäfte von Foto Oehlmann. Unter anderem über die Handelsplattform Amazon hatte das Unternehmen viel Ware verkauft. Wegen des überraschenden Todes war es dann nicht mehr zu den in Aussicht gestellten Lieferungen gekommen, so dass sich Kunden im Netz beschwerten und das Geschäft schlechte Bewertungen erhielt. &bdquo;Mehrere Pakete befinden sich aber heute noch versandfertig im Laden“, erklärt der Konkursverwalter. Wegen der nicht erfüllten Lieferverträge hatte es Kontensperrungen gegeben.2021 soll sich nach Auskunft von Mitarbeitern die Geschäftslage im Online-Handel verschlechtert haben. Ein dicker Brocken ist auch das Vertragsverhältnis zwischen der Oehlmann GmbH & Co. KG und ihren Lieferanten. Der Unternehmer hatte mit einem Hauptlieferanten umfangreiche Vereinbarungen zu Sicherungsrechten am kompletten Warenbestand getroffen, die Bibiha derzeit überprüft. &bdquo;Möglicherweise wird der komplette Laden leer geräumt, um diese Ansprüche zu befriedigen.“Zudem gebe noch fünf weitere Lieferanten. Als unproblematisch stellt sich dagegen das Mietverhältnis dar. Oehlmann hatte es ohnehin zum 30. September vergangenen Jahres gekündigt, weil er das Geschäft aufgeben wollte. Die Räumung unterblieb wegen des Todes. Bibiha hält es für möglich, dass er im Mai den Laden leergeräumt haben könnte. Ob tatsächlich die Voraussetzunge für ein Insolvenzverfahren vorliegen, hat er noch nicht klären können.

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