Nach NW-Bericht: Heimaufsicht kontrolliert Pflegeheim

Kirchlengern. Die schweren Vorwürfe, die in einem Brief gegenüber den Verantwortlichen der Seniorenresidenz Klosterbauerschaft gemacht wurden, schlagen nach der Berichterstattung in der NW hohe Wellen. Mitarbeiter und Angehörige meldeten sich in den vergangenen Tagen telefonisch in der Redaktion. Und auch die Heimaufsicht des Kreises Herford hat offenbar reagiert. Die WTG-Behörde, wie die Heimaufsicht heute offiziell heißt, hat am Freitag eine Kontrolle in der Seniorenresidenz Klosterbauerschaft gemacht. Dabei soll der pflegerische Zustand der Einrichtung unter die Lupe genommen worden sein. Ob nach der Kontrolle Konsequenzen für die Träger des Pflegeheims drohen, ist nicht bekannt. "Grundsätzlich wird jeder Vorwurf ernst genommen und überprüft. Die WTG-Behörde befindet sich im Gespräch mit den für die Einrichtung verantwortlichen Personen", sagt Patrick Albrecht, der Pressesprecher des Kreises Herford. Ex-Mitarbeiter bestätigt Vorwürfe Intern haben Führungskräfte der Residenz-Gruppe auf die öffentlichen Vorwürfe reagiert. &bdquo;Marco Zafarana, unser Geschäftsleiter, hat sich erneut mit den Kollegen und Kolleginnen zusammengesetzt, um an einer gemeinsamen konstruktiven Lösung zu arbeiten", teilt Bernhard Rössler, der Pressesprecher der Residenz-Gruppe mit. Laut eigener Aussage haben die Mitarbeiter in der Gesprächsrunde erklärt, &bdquo;dass sie gerne in der Seniorenresidenz Klosterbauerschaft arbeiten und ihnen die Bewohner sehr am Herzen liegen", teilt der Sprecher weiter mit. Auch mit Bewohnern habe man gesprochen. "Unser Anspruch ist es, dass es unseren Bewohnern gut geht, sie die beste Pflege und Versorgung erhalten. Vom Feedback unserer Bewohner wissen wir, dass wir diesen Ansprüchen generell gerecht werden", ergänzt Rössler. Unterdessen hat sich ein ehemaliger Mitarbeiter, der viele Jahre in der Einrichtung im Heenfeld tätig war, bei der NW gemeldet. Er bestätigt die Vorwürfe, die in dem Brief verfasst wurden und den die NW am Donnerstag in Auszügen veröffentlicht hat. Der Mann, dessen Name der Redaktion bekannt ist, will anonym bleiben. Aus Sorge vor möglichen Repressalien. "Der Bericht ist einfach richtig", sagt er mit Blick auf die langjährigen Erfahrungen, die er in der Einrichtung gemacht hat. Als Lösung bleibt nur die Krankmeldung Besonders die Personallage sieht der ehemalige Mitarbeiter kritisch. "Es war personell damals schon schwierig, mittlerweile scheint es ganz unmöglich zu sein", sagt der Mann, der auch heute noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen habe. Der Vorwurf, dass Bewohner teilweise schon am Nachmittag ins Bett gebracht würden, sei glaubhaft. "Was da jetzt abläuft und was die Mitarbeiter beschreiben, dürfte genau so passiert sein, weil es zu wenig Personal gibt", sagt er. Die hohe Belastung sei auch der Grund für den hohen Krankenstand, den die Verfasser des Schreibens kritisiert hatten. "Die Mitarbeiter sind am Ende ihrer Kräfte. Es kommen vermehrt Krankmeldungen, welche die Situation nicht verbessert", heißt es in dem Brief. Für den ehemaligen Angestellten der Seniorenresidenz ist das keine ungewöhnliche Entwicklung. Er kennt die Situation aus eigener Erfahrung. "Die Kollegen werden dann gefragt, ob sie einspringen können. Um überhaupt mal einen freien Tag zu haben, muss ich mich dann schon selbst krank melden", erklärt er. "Der Mensch spielt keine Rolle mehr" Kritik äußert er auch zur Stellungnahme der Residenz-Gruppe, die diese auf Nachfrage der NW nach den Anschuldigungen veröffentlichte. Pressesprecher Bernhard Rössler erklärte darin, dass sich die Zahl der Mitarbeiter in der Pflege "nach dem Pflegeschlüssel" richte, den die Einrichtung auch erfülle. Man mache es sich damit einfach, erklärt der ehemalige Mitarbeiter. "Der Personalschlüssel ist immer das Minimum. Wenn ich aber mehr Personal einstellen würde, dann verdiene ich als Träger weniger", kritisiert er. Es könne nicht sein, dass man - wie es in Klosterbauerschaft bei Spätdiensten geschehen sein soll - mit vier oder fünf Mitarbeitern für 70 Bewohner verantwortlich ist, sagt er. Der ehemalige Mitarbeiter vermisst die Menschlichkeit in seinem Berufsfeld. "Ob sie Pflege oder Autoreifen verkaufen, ist völlig egal. Der Mensch spielt in diesem System keine Rolle - weder Bewohner noch Personal", sagt er.

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