Grabpflege in Kirchlengern: So werden Angehörige künftig entlastet

Kirchlengern. Die Frage nach einer würdevollen letzten Ruhestätte wird immer öfter zu einem Dilemma: Ältere Menschen machen sich zunehmend Sorgen darum, wer einmal ihr Grab pflegen soll – erst recht, wenn die Kinder oder Enkel nicht mehr in der Nähe wohnen. Schließlich soll die Verwandtschaft nicht übermäßig mit der Grabpflege belastet werden. Diese Situation ist mittlerweile Alltag in vielen Familien. In der Gemeinde Kirchlengern ist dieser Bedarf in den vergangenen Jahren erkannt worden. &bdquo;Die Grabkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert“, sagt Bürgermeister Rüdiger Meier. Das klassische Erdbegräbnis im Sarg werde immer weniger nachgefragt. Aktuell wollten rund 60 Prozent eine Urnenbestattung – Tendenz steigend. Im Jahr 2023 wurde im Rat schließlich damit begonnen, über pflegefreie Grabstätten nachzudenken. Wie die NW berichtete, sollten diese samt Sitzbänken für Trauernde auf bisher ungenutzten Rasenflächen auf dem Gemeindefriedhof in Südlengern errichtet werden. Diese Maßnahme ist nun so gut wie abgeschlossen. Damit können die Kirchlengeraner nun planen Auf dem Friedhof Südlengern gibt es seit kurzem 28 pflegefreie Erddoppelgräber und 94 Urnengräber. Laut der Gemeinde kostete das neue, rund 1.000 Quadratmeter große Grabfeld 150.000 Euro. Zum Thema: Pflegefreie Gräber gewünscht: So soll der Friedhof der Zukunft in Kirchlengern aussehen Bei der Planung der Gräber wurden unterschiedliche Bedürfnisse der Hinterbliebenen berücksichtigt – von Teilpflege bis komplett pflegefrei. So sind Namensplaketten auf den Urnenpultsteinen bis hin zur Teilgestaltung der Erdgräber in einer dafür vorgesehenen Grabumrahmung möglich. Drei ovale Baumgruppen runden das friedvolle Ambiente bei den Urnengrabstätten ab. Gänzlich beendet ist die Baumaßnahme zwar noch nicht, die Nachfrage ist aber groß: Noch bevor die Preise vom neuen Rat überhaupt festgesetzt werden können, wurden bereits Beerdigungen auf dem neuen Grabfeld durchgeführt. Urnengräber brauchen deutlich weniger Platz als Erdgräber Und auf noch ein weiteres Bedürfnis von Menschen in Kirchlengern nimmt die Gemeinde Rücksicht: Laut der kürzlich vom Rat geänderten Friedhofssatzung ist es auf den Gemeindefriedhöfen in Quernheim und Südlengern ab sofort möglich, Grabstätten bereits vor dem Tod zu erwerben. Auch etwas, dass sich Menschen wünschen, um ihre Angehörigen möglichst wenig zu belasten. Grundsätzlich sei Deutschland auch im Bereich der Friedhöfe sehr bürokratisch unterwegs, stellt Rüdiger Meier fest. In anderen Ländern sei hier viel mehr möglich. &bdquo;Doch während in anderen Kulturen sogar die Bestattung zu Hause mitunter alltäglich ist, ist das rechtlich in Deutschland schlicht nicht möglich“, sagt der Bürgermeister. All diese Veränderungen bedeuten für die Gemeinde Kirchlengern zahlreiche Umplanungen. Während man wegen der geburtenstarken Jahrgänge in der Vergangenheit vor allem geschaut habe, dass genügend Platz für zukünftige Gräber vorhanden ist, stehe man heute vor der Frage, wofür man die freie Fläche am besten verwenden könne. Schließlich brauchen die stark nachgefragten Urnenbestattungen deutlich weniger Platz als herkömmliche Erdgräber. Grabveränderungen bringen auch Konflikte Mit der sich wandelnden Bestattungskultur entstehen aber auch einige bisher kaum bemerkte Probleme. So müsse der Friedhofsgärtner zunehmend falsch platzierten Grabschmuck entfernen. Selbstverständlich gebe es auch bei den pflegefreien Gräbern Möglichkeiten des Gedenkens in Formen von Blumen und dergleichen, sagt Fachbereichsleiter Michael Doemke. Es müsse aber alles im Rahmen bleiben. Zum Thema: Politik macht den Weg frei für muslimische Beerdigungen in Kirchlengern &bdquo;Die Bürger sollten sich bei einem pflegefreien Grab dann schon bewusst sein, dass sie eben nicht für die Pflege zuständig sind“, sagt Meier. Wenn der Grabschmuck dann außerhalb der vorgesehenen Bereiche gelegt werde, erhöhe das den Aufwand der Gärtner und damit auch die Kosten der Pflege. Gerade auswärtigen Trauernden ist dies häufig nicht bewusst. Auf die Frage, wo über die Regeln informiert wird, verweist Bürgermeister Meier auf die Internetseite der Gemeinde. Dort sei alles einsehbar. Zwei neue Gießzapfstellen für kürzere Wege auf dem Friedhof Zum Wandel der Begräbniskultur gehören aber nicht nur die pflegefreien Gräber. Da die Menschen tendenziell immer älter werden, geht ihnen die Grabpflege, beispielsweise eines verstorbenen Ehepartners, oftmals nicht mehr so leicht von der Hand. Daher werden auf dem Friedhof in Südlengern derzeit zwei weitere Gießzapfstellen errichtet. &bdquo;Damit die Wege mit den vollen Gießkannen nicht so weit sind“, sagt Michael Doemke. Außerdem werde eine bienenfreundliche Blühwiese geschaffen.

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