Andere Überfall-Serie als Vorbild: Penny-Räuber legen Geständnis ab

Bielefeld/Kirchlengern. Im Prozess um den Raubüberfall auf einen Penny-Markt in Kirchlengern haben die beiden Angeklagten vor dem Landgericht Bielefeld ein Geständnis abgelegt. Auf die Idee für den Überfall kamen Erkut V. (36) und Yavuz T. (48) (beide Namen geändert) aus Lübbecke durch Berichte aus Zeitungen und den sozialen Medien. Beide hatten vor der Tat von einer Serie von Raubüberfällen gelesen, die in den vergangenen Jahren aufSupermärkte im Altkreis Lübbecke verübt wurde. &bdquo;Wir haben uns das angeschaut und überlegt, ob wir das auch machen können", erklärt der ältere der beiden Angeklagten. Discounter lag auf Arbeitsweg Als Grund für den Überfall gibt Yavuz T. an, dass ihm Schulden bei Verwandten über den Kopf gewachsen seien. &bdquo;Ich konnte nicht mehr ans Telefon gehen, weil mir das sehr peinlich war", sagt er. Der jüngere Täter, Erkut V., erklärt: &bdquo;Ich hatte finanzielle Probleme, war ausgelutscht." Immer mehr seien die Sorgen über den Kopf gewachsen. Daraufhin hatten sie den Überfall geplant. Dass der Penny-Markt in Kirchlengern am 21. Januar 2020 zum Tatort wurde, hatte pragmatische Gründe. Der Discounter habe immer auf dem Arbeitsweg von Erkut V. gelegen. Auf dem Weg von Rödinghausen nachBad Oeynhausen kam er oft an dem Markt vorbei. &bdquo;Er hat gesagt, dass wir es hier machen können", sagt Yavuz T. Axt sollte Pistole vortäuschen Gestürmt hatten beide den Markt mit einer Axt und einem Vorschlaghammer bewaffnet. &bdquo;Die Axt war mit einem schwarzen Band umwickelt, um es wie eine Pistole aussehen zu lassen", erklärt T.. Den Vorschlaghammer hatten beide mitgenommen, weil vorherige Täter bei Überfällen auch dieses Werkzeug eingesetzt hätten. &bdquo;Das haben wir so gelesen", sagt V. Dass er eine Mitarbeiterin oder Kundin den Vorschlaghammer in den Nacken gedrückt haben soll, bestreitet Yavuz T. dagegen. &bdquo;Das habe ich nicht gemacht." Eine Zeugin soll in der kommenden Sitzung am Montag, 22. Juni, zu diesem Sachverhalt aussagen. Überfall dauerte wenige Minuten Während der Tat habe er Angst bekommen, sei nur fünf oder sechs Minuten im Markt gewesen, sagt T. Anschließend flüchtete er aus dem Discounter, während sein jüngerer Komplize etwas mehr als 4.000 Euro aus dem Tresor erbeutete. &bdquo;Ich bin zu Fuß über die Landstraße nach Hause gelaufen", sagt V. Mehrmals hielt er an, um sich auszuruhen und sich zu orientieren. Sein Komplize wurde währenddessen mit Hilfe der Wärmebildkamera eines Hubschraubers in einem Gebüsch entdeckt und von der Polizei festgenommen. &bdquo;Ich hätte bestimmt weglaufen können, aber ich konnte nicht. Ich war wie gelähmt", sagt V. Yavuz T. wurde einige Wochen später am Flughafen Hannover festgenommen. Er flüchtete zuvor zu seiner Mutter in die Türkei, bei der Rückkehr nach Deutschland klickten die Handschellen der Bundespolizei. Betrunken zum Tatort gefahren Beide Männer gaben an, vor der Tat viel Alkohol getrunken zu haben. Bereits am Nachmittag hatten sie auf einem Parkplatz in Lübbecke gemeinsam Whiskey gezecht. Danach hatten sie noch eine zweite Flasche Whiskey geöffnet. &bdquo;Wir haben viel in einer kurzen Zeit getrunken", sagt T. Anschließend sei der endgültige Entschluss gefallen, den Überfall zu begehen. Betrunken fuhren sie von Lübbecke nach Löhne und dann zum Tatort nach Kirchlengern. &bdquo;Ob ich Schlangenlinien gefahren bin oder nicht, kann ich nicht sagen. Ich hätte aber nicht fahren dürfen", sagt der jüngere Täter. Aus diesem Grund war ein Gutachter im Saal anwesend, da aufgrund des starken Alkoholkonsums anstelle einer Strafe auch die Unterbringung in einer Entzugseinrichtung möglich ist. Tat wurde Tage vorher besprochen Nicht immer waren sich die beiden Angeklagten bei ihren Geständnissen einig. Spontan sei die Tat der beiden Männer, die seit Mitte 2019 eine Freundschaft verbindet, nicht erfolgt, erklärt der ältere Täter. &bdquo;Bei vorherigen Treffen haben wir schon über den Überfall gesprochen", sagt Yavuz T. Das bestreitet Erkut V.: &bdquo;Wir haben nur allgemein über die Überfälle in Lübbecke gesprochen. Wir haben diskutiert, warum diese Überfälle so einfach möglich sind." Nach Aussage von Yavuz T. habe der jüngere Angeklagte jedoch Tage vorher die Maskierung in einem Discounter besorgt. Auch das Smartphone ließ einer der Täter am Tag des Überfalls vorsätzlich zu Hause, um dadurch nicht zurückverfolgt werden zu können.

Meistgelesen