Straßenverkehrsamt: Warum es Kunden vor einem Umzug nach Herford graut

Kirchlengern. "Ich habe dazu sicherlich eine Meinung, aber die möchte ich nicht unbedingt in der Zeitung lesen." Volker Barrmeyer hält sich bedeckt. Von den Plänen der Sparkasse und des Kreises Herford hat der Leiter des Straßenverkehrsamtes in Kirchlengern am Dienstag aus Zeitung und Radio erfahren - wie die meisten. Und wie die meisten war er davon ziemlich überrascht. "Fragen Sie am besten direkt beim Kreis Herford nach", sagt Barrmeyer. Die Sparkasse hatte zu Wochenbeginn im Gespräch mit nw.de durchblicken lassen, dass es recht fortgeschrittene Überlegungen gebe, das Gebäude an der Berliner Straße in Herford zu verkaufen. Heißester Anwärter: der Kreis Herford. Und der Kreis wiederum, so hatte es geheißen, könnte sich einen Umzug des Straßenverkehrsamtes in eben jenes Gebäude vorstellen. Landrat Jürgen Müller hatte das auf Nachfrage von nw.de zumindest nicht ausschließen wollen - mittelfristig. "Fänd' ich furchtbar schlecht durchdacht" Kurzfristig herrscht jetzt erst einmal eine gewisse Verwunderung. Nicht nur beim Leiter des Amtes, sondern auch bei den Kunden. "Fänd' ich furchtbar schlecht durchdacht", sagt etwa Veronika Liszo, die gestern vor Ort war, um einen Firmenwagen anzumelden. "Vor allem wegen der Parkmöglichkeiten." Zwei weitere Kunden, die ihre Namen nicht nennen wollen, sehen das genauso. "Das ist in Herford doch jetzt schon ein einziges Chaos", sagt einer von ihnen und winkt ab. Maybrit Dombry hingegen würde einen solchen Umzug durchaus begrüßen. "Aber auch nur, weil ich selbst in Herford wohne", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Auch andere Geschäfte müssten dann nach Herford ziehen Die illegalen Auto-Ankäufer, die jedem Kunden seit gefühlten Jahrzehnten die gleiche Frage stellen, wollen nichts zum Thema sagen. Anders sieht es bei Jutta Dombrowski aus, die auf der anderen Straßenseite seit 30 Jahren Kfz-Kennzeichen anfertigt. Auch sie hat aus der Presse von den Plänen erfahren und war sehr überrascht. Wirklich nachvollziehen kann sie es nicht. "Die Parkplatzsituation ist mitten in der Stadt bestimmt problematisch", glaubt sie. "Außerdem wurde das Amt hier doch gerade saniert." Und was ihre eigene berufliche Existenz angeht: "Ich gehe davon aus, dass wir dann auch nach Herford ziehen müssten." Ihr Mitbewerber Carsten Körber, nur einen Steinwurf entfernt - sieht die Sache ähnlich skeptisch: "Solche Überlegungen hat es in den letzten Jahren ja immer wieder gegeben", sagt der 49-Jährige. "Das Straßenverkehrsamt in Herford - das hatten wir schon mal. Aber es ist ja seinerzeit nicht ohne Grund nach Kirchlengern verlegt worden." Das eine sei die Parkplatzsituation. "Dass Zulassungen demnächst auch online gemacht werden können und dass darum weniger Publikumsverkehr herrscht, daran glaube ich nicht so recht." Für Körber ist das neu erdachte System noch längst nicht so unkompliziert und ausgereift, "dass das bald jeder von Zuhause aus macht". "Amt ist doch gerade saniert worden" Zum anderen, so argumentiert Körber weiter, sei Kirchlengern für alle Gemeinden im Kreis am besten erreichbar. Außerdem, so der Geschäftsinhaber, habe man das Straßenverkehrsamt doch vor nicht allzu langer Zeit gerade saniert, während das Sparkassengebäude in Herford offenkundig sanierungsbedürftig sei. Körber weiß noch nicht, ob er einen Umzug nach Herford mitmachen würde. "Gegen die großen Anbieter dort hätte ich womöglich keine Chance", so seine Befürchtung. Und was sagt der Kreis Herford nun dazu? Landrat Jürgen Müller ist gerade "auf dem Sprung", als nw.de anruft. Über Pressesprecherin Petra Scholz lässt er aber mitteilen, dass "da noch gar nichts sicher" sei. Es handele sich nur um "eine Idee von vielen".

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