Hiddenhauser pflegt demenzkranke Ehefrau seit neun Jahren

Hiddenhausen. Im Leben von Werner Slansky ist nichts mehr, wie es mal war. Seit rund neun Jahren pflegt er seine Frau Helga. Die 79-Jährige leidet an Demenz. &bdquo;Mit der Krankheit ändert sich alles“, sagt der Mann mit dem offenen Blick. Er und seine Helga sind seit 50 Jahren verheiratet, er kennt sie in- und auswendig. Doch mit der fortschreitenden Krankheit hat sich auch ihr Wesen verändert. &bdquo;Und jedes Jahr wird schwieriger.“ Wenn sich ein nahestehender Mensch verändert, ist der Prozess auch für die Angehörigen nicht einfach. Demenz ist eine fortschreitende Krankheit. Sie ist schwerwiegend genug, um das tägliche Leben zu beeinflussen. Anfangs leiden Betroffene am Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, auch ihre Merkfähigkeit ist gestört. Im weiteren Verlauf verschwindet der Geist der betroffenen Person immer mehr. &bdquo;Die Persönlichkeit verändert sich. Es ist eine gemeine Krankheit“, weiß Demenzberaterin Karin Alex. Einige Betroffene reagieren aggressiv, andere laufen weg. Was alle Erkrankten vereint, ist, dass sie in alltäglichen Situationen Hilfe benötigen. Für den pflegenden Ehemann aus Hiddenhausen ist das ein Vollzeitjob. &bdquo;Ich pflege Helga zu Hause und gehe jeden Schritt mit ihr.“ Ob putzen oder Essen kochen, seiner Frau beim Anziehen helfen, sie bettfertig zu machen oder auf die Toilette zu begleiten - bei all diesen Tätigkeiten benötigt sie Unterstützung. Niemand wird im Demenzkursus bewertet oder beurteilt Doch auch er selbst musste erst einmal lernen, mit der Krankheit umzugehen. Halt und Austausch hat Werner Slansky im Mutmachkurs der Demenzberaterin Karin Alex gefunden. Seit bald zehn Jahren ist er in der Gruppe, anfangs waren die erkrankten Angehörigen mit dabei, mittlerweile treffen sich hier nur noch die Pflegenden. &bdquo;Hier kann ich Probleme besprechen, mich mit Gleichgesinnten austauschen, es sind Freundschaften entstanden“, sagt Slansky heute. Lesen Sie auch: Leben mit Demenz - So offen geht ein Herforder Ehepaar mit der Erkrankung um Zu Beginn hat er allerdings nicht geglaubt, dass er solch eine Gruppe benötigt. &bdquo;Ich war vehement dagegen“, sagt er offen. Doch seine Tochter ist hartnäckig geblieben. Glücklicherweise, sagt Slansky. &bdquo;Sie hat mich getrieben und letztendlich war es gut und richtig, dass wir das gemacht haben.“ Slansky und Alex möchten auch anderen Männern Mut machen, sich einer Gruppe anzuschließen. Es helfe, sich mit Menschen, die Ähnliches erleben, auszutauschen. &bdquo;Man kann und darf auch mal zusammen weinen“, sagt der 73-Jährige, der durch den Zusammenhalt in der Gruppe gelernt hat, dass er nicht alleine ist. &bdquo;Das tut gut.“ Karin Alex ergänzt: &bdquo;Hier wird nichts bewertet und niemand wird beurteilt.“ Tipps können ausgetauscht werden und die Mitglieder können hier alles bereden. &bdquo;Das hilft enorm“, sagt Slansky, &bdquo;sonst verliert man noch das Sprechen.“ Zwei Einschnitte haben das Leben der Familie Slansky verändert Die Tochter war es auch, die als Erste bemerkt hat, dass etwas mit ihrer Mutter nicht stimmt. So hat Helga eine Zeit lang nur noch von früher geredet. &bdquo;Sie war nicht mehr im Hier und Jetzt“, erinnert sich Slansky zurück. Ein Termin beim Neurologen hat die Vermutung der Tochter bestätigt: Anfängliche Demenz lautete vor neun Jahren die Diagnose. Ein Schock. &bdquo;Damit hat sich alles geändert“, sagt Slansky, der rät, sein Leben im Hier und Jetzt zu leben und zu genießen. &bdquo;Für uns zählt der Satz ’das mache ich, wenn ich Rentner bin’ nicht mehr.“ Die ersten zwei Jahre mit der Krankheit konnte das Paar noch Unternehmungen machen, auch Urlaube waren noch möglich. Bis zwei Einschnitte, wie sie Slansky nennt, passiert sind. &bdquo;Meine Frau ist zweimal weggelaufen.“ Das erste Mal ist es in Hamburg passiert, nachts aus dem Hotel heraus. Das zweite Mal aus dem Eigenheim in Hiddenhausen. &bdquo;Sie kam verletzt ins Krankenhaus, das vergisst man nie.“ Pflege ist körperlich und psychisch herausfordernd Mittlerweile kann seine Helga nicht mehr sprechen und nicht mehr laufen. &bdquo;Sie ist sehr schwach und schläft sehr viel.“ Gemeinsam haben sie eine Routine gefunden, dreimal die Woche bringt Slansky sie zur Tagespflege. &bdquo;Dann kann ich das machen, was sonst liegen bleibt. Etwa selbst zum Arzt gehen“, sagt er. Jeder Tag sei zudem eine Überraschung, doch wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er nichts anders machen. Lesen Sie auch: Pflegender Angehöriger aus Kirchlengern: &bdquo;Mein ganzes Leben hat sich verändert“ &bdquo;Er kümmert sich sehr liebevoll um seine Frau“, sagt die Demenzberaterin, die aufzeigt, dass auch andere Wege vollkommen okay sind. &bdquo;Es ist in Ordnung, sich Hilfe zu holen und es ist auch okay, jemanden in Liebe ins Heim gehen zu lassen“, sagt Alex. Sie findet, dass egal wie sich Angehörige entscheiden, es die Pflegearbeit zu würdigen gilt. &bdquo;Es ist nicht nur körperlich herausfordernd, sondern auch psychisch.“

Meistgelesen