Hiddenhausen/Herford. Mit Bernd Ulrich Seidel und Hans-Hasso Kleina sind zwei Menschen aus dem Kreis Herford für den "Motivationspreis" der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert. Beide engagieren sich ehrenamtlich für Betroffene von Schlaganfällen.
Hans-Hasso Kleina lebt seit vielen Jahren in Hiddenhausen, ist pensionierte Konrektor der Realschule Bünde Mitte und leitet die Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Betroffene in Herford. Vor sechs Jahren riss ein Schlaganfall den Pädagogen jäh aus dem Leben. „Es passierte unter der Dusche, plötzlich knickte mein Bein einfach weg", erinnert er sich. Zum Glück reagierte seine Frau geistesgegenwärtig und rief sofort den Notarzt. Das Neurologie-Team im Klinikum Herford verhinderte noch Schlimmeres, doch die Folgen waren dennoch schwer: Kleina war halbseitig gelähmt und konnte kaum noch sprechen.
Weg aus der Krise

Die Sprache kam langsam wieder, doch nach der Reha verfiel Hans-Hasso Kleina in eine Depression. „Mit dem Schlaganfall sind mir plötzlich die Perspektiven weggebrochen, was ich alles in meinem Ruhestand machen wollte", sagt der begeisterte Radfahrer. Doch mit therapeutischer Hilfe und Unterstützung durch Sabine Bruning, Schlaganfall-Lotsin am Klinikum Herford, schaffte er den Weg aus der Krise. Die Lotsin war es auch, die ihn auf die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe in Herford aufmerksam machte.
Als dann die Leitung der Gruppe neu zu besetzen war, musste Kleina nur kurz nachdenken. Heute organisiert er die regelmäßigen Treffen, steht selbst als Ansprechpartner zur Verfügung. „Sein Engagement wirkt ansteckend auf andere, er sprüht vor Motivation", meint Schlaganfall-Lotsin Sabine Bruning, die den 73-Jährigen für den Preis vorschlug. Mittlerweile hat er ein weiteres Projekt am Klinikum Herford initiiert. Gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe werden dort ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer ausgebildet.
Ohne Elektrorollstuhl geht es nicht
„Ich habe nach meinem Schlaganfall neue Ziele gefunden," sagt Hans-Hasso Kleina über sich selbst. „Heute helfe ich anderen und schöpfe daraus viel Kraft." Bei seinen Aktivitäten muss er manche Hürde überwinden, auf das Autofahren muss Kleina weiter verzichten. Ein Elektrorollstuhl ist mittlerweile sein wichtigstes Fortbewegungsmittel. Doch kürzlich hat er sich einen großen Wunsch erfüllt und sich ein behindertengerechtes Dreirad gekauft. Damit geht es jetzt wieder auf große Touren, fast wie in früheren Zeiten. Kleina: „Ich kann sagen, ich bin wieder ein glücklicher Mensch."
Auch Bernd Ulrich Seidel ist nominiert, er leitete viele Jahre lang die neurologische Abteilung am Klinikum Herford – und ist auch nach der Pensionierung für Schlaganfall-Betroffene im Einsatz. Seidel erinnert sich genau an seine Anfänge in der Neurologie. „Noch bis vor fast 30 Jahren war eine Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten, die sich an spezifischen Ursachen und individueller Symptomatik orientiert, nicht die Regel. Dies änderte sich entscheidend durch die Fortschritte der digitalen Bildgebung und die Etablierung von so genannten Stroke Units an Neurologischen Kliniken", erklärt er.
"Das rettet Leben"
Er setzte sich für den Aufbau einer spezialisierten Schlaganfall-Station in Herford ein, die 1996 in Betrieb ging. Auf der Stroke Unit werden die Patienten sehr schnell von einem interdisziplinären Team versorgt. "Das rettet Leben und verringert langfristige Beeinträchtigungen", erklärt der Mediziner. Heute ist Seidel längst in Pension, doch das ändert nichts an seinem Einsatz: Er unterstützte die Gründung von zwei Selbsthilfegruppen für Schlaganfall-Betroffene und begleitet sie noch immer mit seinem medizinischen Fachwissen. Zudem setzte er sich für das Projekt „Ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer" der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein.
Der ebenfalls nominierte und im Artikel erwähnte Hans Hasso Kleina hat ihn für den Preis vorgeschlagen. „Doktor Seidel hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass die Schulungen für ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer im Februar dieses Jahres auf den Weg gebracht worden sind", schreibt er. Außerdem bringe er das Thema Schlaganfall bei zahlreichen Veranstaltungen der Öffentlichkeit näher.
Jetzt heißt es: Daumen drücken. Die Preisverleihung ist für 6. November geplant. Der „Motivationspreis" wird alle zwei Jahre verliehen.
INFORMATION
Schlaganfälle verhindern, Versorgung verbessern und Betroffenen helfen – dafür setzt sich die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein. Das Service- und Beratungszentrum ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr erreichbar unter Telefon (05241) 97700, info@schlaganfall-hilfe.de, www.schlaganfall-hilfe.de