Streit um Geld endet in Prügelei mit Messer: Wie aus Freunden Feinde werden

Hiddenhausen/Herford. Es geht um Geld, Schläge, Erpressung und das Zerwürfnis zwischen Freunden. Für den einen der beiden Angeklagten, Ali K. (alle Namen geändert), geht es um noch viel mehr. Weil er auf Bewährung draußen ist und der Justiz unter anderem wegen mehrerer Drogendelikte bekannt ist, droht dem 22-Jährigen das Gefängnis. Auch die Ausländerbehörde könnte den in Deutschland geborenen Mann mit jesidischen Wurzeln bei einer Verurteilung den Status ändern. Was passierte in dieser Nacht im Winter 2018? Und was geschah danach? Das versucht das Jugendschöffengericht im Saal 309 zu klären: Der (zweite) Angeklagte Christian S. erhält mehrere Nachrichten von einem ehemaligen Kumpel Manfred O. Dieser will das Handy zurück, das er ihm geliehen hat, beleidigt Christian S., beschimpft seine Mutter und ruft ihn zu sich, um die Sache in Hiddenhausen zu klären. Alkoholisiert zückt er ein Messer Christian S. macht sich mit anderen Freunden auf den Weg, will den Ex-Kollegen zur Rede stellen, weil er ihm im Gegenzug noch Geld - um die 300 Euro - schulde und das iPhone nur ein Pfand sei. Aber auf dem Hof des ehemaligen Kumpels eskaliert die Situation. Der alkoholisierte Manfred O. geht mit einem Freund nach draußen, zückt ein Messer und bekommt deswegen Schläge von Christian S.. Ali K. soll dabei laut Anklage mit einem Schlagstock zugehauen haben. Doch im Laufe des Verfahrens wird immer undurchsichtiger, wer anfing, ob Ali K. überhaupt in dieser Nacht dabei gewesen ist und eingriff. Ernste Verletzungen zieht sich bis auf einen Fingerbruch keiner der Beteiligten zu. Für Manfred O. hat sich die Sache nach einer Anzeige keineswegs erledigt. Er berichtet von mehreren Whats-App-Nachrichten, in denen Christian S. und andere Unbekannte ihm drohen und auf das geliehene Geld hinweisen. "Ich habe mich danach nicht mehr nach draußen getraut", sagt Manfred O. vor Gericht und entschuldigt sich für seine Nervosität. Doch er verzettelt sich, gewisse Details stimmen mit älteren Aussagen nicht mehr überein. Geld an ihn soll nie geflossen sein, dennoch habe sein Bruder dem Angeklagten Christian S. 100 Euro übergeben. Weil Manfred O. sich weiter terrorisiert fühlt, wendet er sich zum zweiten Mal an die Polizei. Danach ist Ruhe. Bald erneut vor Gericht Bis zum Schluss kann die Richterin Tanja Schwöppe-Funk nicht eindeutig klären, wofür und ob Manfred O. sich Geld lieh. Nach und nach rückt das Gericht von dem Vorwurf der "räuberischen Erpressung" ab. Manfred O. hat zwar Nachrichten auf dem Handy, in denen Christian S. in aggressiver Weise nach dem Geld fragt. Die mit den heftigeren Drohungen habe Manfred O. jedoch gelöscht, behauptet er. Obwohl Christian S. aufgrund von Drogendelikten mehrere Einträge in der Akte hat, glaubt die Richterin ihm seine Aussagen. Der 21-Jährige arbeitet, ist vor kurzem Vater geworden und distanziert sich von früheren Taten. Doch beim Urteil geht die Richterin über die Forderung der Staatsanwältin (300 Euro) hinaus. Wegen (versuchter) Nötigung brummt sie dem Anklagten eine Geldstrafe in Höhe von 1.200 Euro auf. "Sie haben ihm schon mit Schlägen gedroht", argumentiert Schwöppe-Funk. Ali K. erhält einen Freispruch, weil nicht nachgewiesen werden konnte, welche Rolle er in der Schlägerei einnahm. Durchatmen kann er noch nicht, er wird bald wegen eines anderen, abgekoppelten Verfahrens erneut vor Gericht landen. Die Polizei fand bei einer Kontrolle fünf Gramm Marihuana bei ihm. Abschieben können die Behörden ihn im Falle einer anschließenden Haftstrafe nicht. Er gilt als "staatenlos".

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