Urgestein Ulrich Ewering zieht sich nach 31 Jahren aus der Politik zurück

Oetinghausen. Seine Reden im Gemeinderat sind von Freund und Feind gefürchtet, lang und ihrer Tiefe unerreicht - und dennoch wird er so manchem schon bald fehlen. Ulrich Ewering (69) zieht sich aus der Politik zurück und tritt bei den Kommunalwahlen 2020 nicht noch einmal an. Mit ihm geht ein Original und Urgestein, ein Kommunalpolitiker, der keine Konfrontation scheut, pragmatisch ist und stolz auf wichtige Entscheidungen, die er mitgetragen hat. Eine der wichtigsten, so sagt Ewering, war die Gründung der Olof-Palme-Gesamtschule (OPG) in den 80er Jahren: "Die übrigen Städte und Kommunen haben uns mitleidig belächelt, als wir hier die OPG bauen wollten. Hiddenhausen galt lange als potenzielles Anhängsel von Herford oder Bünde." Aber Hiddenhausen behauptete sich. Hiddenhausen mit der OPG die Existenzberechtigung verschaffen Gegen den Willen der CDU, die eine Realschule wollte, kam die OPG: "Mit dieser weiterführenden Schule haben wir der Gemeinde die Existenzberechtigung verschaffen. Wir haben den Bestand der anderen Schulen entgegen Kritik vom Land NRW gehalten und ihre Infrastruktur ausgebaut. Der Ganztag boomt. Die Straßen sind saniert, Hiddenhausen läuft und ist beliebt als Wohnort." Mit den Bürgermeistern Harry Riese, Klaus Korfsmeier und dem amtierenden Ulrich Rolfsmeyer habe Hiddenhausen über die Grenzen der Gemeinde akzeptierte Kommunalpolitiker hervorgebracht: "Wenn heute in Hiddenhausen ein Thema angerissen wird, dann schauen die anderen auch darauf. Die Gemeinde spielt im Kreis Herford eine ganz andere Rolle als noch vor 30 Jahren." So vehement wie er für die Gemeinde kämpft, so verbunden ist er ihr auch. 1970 trat er in die SPD ein, und seit 1977 ist er Ratsmitglied. Im Jahr 1989 wählten ihn die Hiddenhauser Sozialdemokraten zum Fraktionsvorsitzenden. Das ist er auch heute noch. Seine Auseinandersetzungen und Rededuelle mit den politischen Konkurrenten von der CDU, haben stets einen gewissen Unterhaltungswert. Denn Ewering macht oft sehr deutlich, was er von den Positionen des bürgerlichen Lagers hält - nämlich oft nicht besonders viel. Rededuelle mit Humor im Rat Wenn er dann doch einmal die thematische Hoheit einem anderen zugesteht, sorgte das für Überraschung und Heiterkeit. So geschehen in der letzten Ratssitzung des Jahres 2019. Es ging um einen verwaltungstechnischen Ablauf außerhalb Hiddenhausens, den Ulrich Ewering nicht in vollem Umfang wiedergeben konnte. Und so sagte er zu seinem Gegenüber, Jörg Düning-Gast von der CDU, der wiederum Verwaltungsfachmann ist: "Ich denke, da sind sie besser im Thema als ich, Herr Düning-Gast." Woraufhin dieser ganz verdutzt antwortete: "Herr Ewering, sie wollen mir jetzt nicht wirklich sagen, dass ich etwas besser weiß als sie? Dass ich das noch erleben darf!" Der ganze Saal lachte lang und herzlich. Ulrich Ewering ist überzeugt von seinem Tun. Gerne wäre er Berufspolitiker geworden. Das letzte Mal im Jahr 2009. In der Urabstimmung des SPD-Kreisverbandes unterlag er jedoch dem heutigen MdL Christian Dahm: "Ich weiß ja, dass ich eine dicke Lippe habe und manchmal ein bisschen brachial bin. Vielleicht war es das, weshalb es nicht geklappt hat", sagt Ewering ein wenig nachdenklich. Wird er sich nach seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat noch einmal zu Wort melden? "Nein, die Entscheidung aufzuhören, ist mir zwar sehr schwer gefallen. Aber ich muss auch den anderen keine guten Ratschläge geben. Wenn man nicht mehr voll im Thema ist, hütet man sich besser vor so etwas. Ich bin Mitglied im Verein der Museumsschule. Wenn die meine Unterstützung brauchen, wäre das sicher eine interessante Aufgabe." Kämpfer für die Gemeinde und ihre Menschen Eins ist ihm allerdings noch wichtig: "Mir macht ein bisschen die Sanierung der Schweichelner Straße Sorgen. Das Projekt kostet rund drei Millionen Euro, wir bekommen davon rund zwei Millionen gefördert. Bei allen Bedenken bezüglich Bäumen und Radwegen: Wir kriegen das Geld nur, wenn wir uns an die Vorgaben des Landes halten. Diese Förderung sollten wir uns wirklich nicht entgehen lassen." Ein politisches Urgestein mit Ecken und Kanten tritt bald ab. Unabhängig von politischen Überzeugungen wird der Hiddenhauser Politik ohne Ulrich Ewering ein Kämpfer für die Gemeinde und ihre Menschen fehlen – und den Ratssitzungen ein nicht geringer Unterhaltungswert.

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