Hiddenhausen

Warum Frühschwimmer aus dem ganzen Kreis zum Waldbad Hiddenhausen fahren

Die ersten Stunden gehören den Frühschwimmer. Und das schon seit Jahrzehnten, in jedem Sommer, bei jedem Wetter, total ungesteuert. Jetzt verraten die Sportler, was an dem Freibad so besonders ist.

Hiddenhausens Schwimmmeister Martin Kretschmar (l.) und seine zwei große Gruppen Frühschwimmer | © Ulrich Finkemeyer

Ulrich Finkemeyer
03.08.2019 | 03.08.2019, 18:00

Hiddenhausen. Sie kommen auf leisen Sohlen im Morgengrauen, aus Enger-Besenkamp, Kirchlengern, Löhne, und natürlich aus der Großgemeinde Hiddenhausen, seit Jahrzehnten, und immer in der Sommerzeit. Es versammeln sich jeden Morgen 20 bis 30 meist ältere, wohl im Rentenalter befindliche Männer und Frauen, stets um 6.45 Uhr vor dem Eingang des Waldbad Hiddenhausen. Die Rede ist von den sogenannten Frühschwimmern.

Gleich geht’s los: In froher Erwartung, bald im Wasser zu sein, stehen viele Schwimmgäste weit vor der offiziellen Eröffnungszeit von 7 Uhr vor dem Waldbad in Hiddenhausen - © Ulrich Finkemeyer
Gleich geht’s los: In froher Erwartung, bald im Wasser zu sein, stehen viele Schwimmgäste weit vor der offiziellen Eröffnungszeit von 7 Uhr vor dem Waldbad in Hiddenhausen | © Ulrich Finkemeyer

"Dieses Phänomen ist im weiten geografischen Umkreis einmalig, dass sich eine recht große Personenzahl ungesteuert zu einem festen Zeitpunkt vor unserem Hiddenhauser Freibad versammelt, um in der Früh zu schwimmen." Schwimmmeister Martin Kretschmar muss es wissen, schließlich hat der Hiddenhauser Betriebsleiter im vierten Jahr, in seiner Ausbildung und in Gesellenjahren schon mehrere Freibäder kennengelernt.

Die Pol-Position vor dem Einlass ist besetzt

Es ist 6.47 Uhr. Die Gruppe wird unruhig. Ganz vorne am Eingangsrolltor hat sich eine Dame gar durch das Einlasskreuz gezwängt; sie kann es fast nicht mehr erwarten, dass Schwimm- und Bademeister Kretschmar das Tor hochfährt. Es ist 6.50 Uhr. Zehn Minuten vor dem offiziellen Einlass rollt das Tor nach oben. Die Dame in der wahrlich unbequemen Pol-Position bückt
sich – und schwupp ist sie unter dem Tor durch zur Umkleide, weit vor den anderen. Und sie ist natürlich die erste im 26 bis 28 Grad warmen Wasser.

Ordnung muss sein: Wenn auch manchmal durcheinander geschwommen wird, die Badeschlappen haben ihren Platz am Beckenrand. - © Ulrich Finkemeyer
Ordnung muss sein: Wenn auch manchmal durcheinander geschwommen wird, die Badeschlappen haben ihren Platz am Beckenrand. | © Ulrich Finkemeyer

Der um zehn Minuten vorgezogene Einlass stammt noch aus der Zeit, als die GWH (Gas-Wasser-Versorgung Hiddenhausen) das Schwimmbad renovierte und übernahm. Der damalige, langjährige Schwimmmeister (mit Kultstatus) Ottomar Kreimeyer, hatte dieses Privileg den Frühschwimmern eingeräumt.Da hatten es die traditionellen Saison-Anschwimmer, wie Bürgermeister Klaus Korfsmeier, der stellvertretende Bürgermeister und damalige GWH-Aufsichtsratsvorsitzende Harry Rieso, sowie GWH-Geschäftsführer Günter Stuke keine Chance, als erste Schwimmer im 24 Grad warmen Wasser zu sein. „Ick bün al hier!" - So oder so ähnlich war von Frühschwimmern (in bester Hase-Igel-Manier) zu vernehmen, wie sich der NW-Reporter - damals für ein Stadtmagazin unterwegs - im Mai des Jahres 1999 erinnert.

Hiddenhausens "dienstältester" Schwimmer

„Es ist das warme Wasser, das uns Frühschwimmer hierhin lockt", verrät Gerd Fischer. Der Hiddenhauser ist seid rund 20 Jahren dabei und ist nicht einmal der „dienstälteste" Schwimmer, wie er aus Erzählungen weiß. Und er weiß auch, dass alle hier Schwimmenden auch in dieser Zeit mit dem Schwimmmeister und seinem Personal „bestens zufrieden" sind. Sagt’s und dreht sich im Wasser, die nächste Bahn anschwimmend, wissend, dass gegen acht Uhr eine zweite Gruppe Frühschwimmer das wunderbare Schwimmbecken für sich beanspruchen wird. Viel selbstgelenkter, frühmorgentlicher Verkehr im Waldbad Hiddenhausen. Wetterunabhängig, jeden Tag, und wahrscheinlich noch viele Sommer lang.