Einst meistverkauft: Exklusives Opel-Cabriolet erstrahlt neu im Kreis Herford

Kreis Herford. Wie die meisten anderen Kraftfahrzeugproduzenten auf dem deutschen Markt der frühen Nachkriegsjahre, versuchte auch Opel mit nur leicht modifizierten Vorkriegskonstruktionen an alte Erfolge anzuknüpfen. Mit dem (meist) sechszylindrigen Kapitän gelang dies durchaus. In neun, zum Teil nur wenig überarbeiteten Generationen und zeitweise sogar mit einem mächtigen V8-Motor amerikanischer Herkunft lieferbar, blieb der Modellname bis ins Jahr 1970 im Programm, um dann durch die &bdquo;ranghöheren Dienstgrade“, sprich die besser ausgestatteten Admiral- und Diplomat-Modelle, gänzlich ersetzt zu werden. Obwohl der Kapitän in den 1950er-Jahren zeitweise als meistverkauftes Fahrzeug seiner Klasse galt, waren die vor dem Krieg zum Teil sehr exklusiven Cabriolets der Baureihe nicht wieder ins Angebot aufgenommen worden. Zwischen 1938 bis 1940 sind insgesamt etwas mehr als 20.000 Limousinen, aber nur ca. 4.500 viersitzige Seriencabriolets ausgeliefert worden. Hinzu kamen noch einmal 248 Fahrgestelle, die von eigenständigen Aufbauherstellern vorwiegend in zweisitzige Cabrios verwandelt wurden. Schon allein diese Stückzahlen belegen, wie exklusiv ein solch zweisitziges Fahrzeug bereits zur Entstehungszeit gewesen war. Dies hat in erster Linie damit zu tun, dass durch die selbsttragenden Karosseriekörper die Produktion von Sonderaufbauten aufwendiger und damit teurer wurde. So auch beim Kapitän, der als erstes Opel-Modell in diesem Marktsegment mit einem selbsttragenden Aufbau ausgestattet war und daher Karosseriebauer nur noch wenige Exemplare als oft sündhaft teure Einzelstücke oder Kleinserien anboten. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Exemplare an einer Hand abzählen Beim Opel Kapitän waren dies vorwiegend zwei Unternehmen, Joseph Hebmüller Söhne in Wülfrath bei Wuppertal und Heinrich Gläser in Dresden. Und genau in letztgenannter Werkstatt entstand das hier vorgestellte, &bdquo;Zwei-Fenster-Sport-Cabriolet“ auf Basis des Opel Kapitän. War dieses Cabrio also schon als Neufahrzeug selten, so kann man überlebende Exemplare heute an den Fingern einer Hand abzählen, weiß Besitzer Carsten Kipp zu berichten. Doch genau das war für den 71-Jährigen Ansporn, exakt nach solch einem Fahrzeug zu suchen. Aber der Reihe nach, denn allein über die Leidenschaft für altes Blech und Eisen des gebürtigen Kielers ließen sich Bände füllen. Beruflich zunächst in einer Schlosserei an einer Drehbank zuhause, folgte die Ingenieursschule in seinem Heimatort an der Förde, das Diplom an der TU in Berlin und schließlich sogar die Promotion im Bereich Maschinenbau. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Lokomotive aus den 1930er Jahren restauriert Aber auch privat hatte sich Kipp bereits mit allerlei Maschinen und Fahrzeugen beschäftigt. So lebte er zum Beispiel seine frühe Begeisterung für (Modell-) Eisenbahnen bei den Museumsbahnen Schönberger Strand aus, wo er (privat finanziert) sogar einen &bdquo;Lokführerschein“ machte. Wenn dies für einen jungen Mann schon etwas außergewöhnlich wirkt, dann erstaunt der anschließende Kauf und die Restaurierung einer eigenen Lokomotive aus den 1930er Jahren vermutlich noch mehr. Das Restaurieren liegt ihm bis heute: &bdquo;Man hat ganz schnell, viele kleine Erfolgserlebnisse!“, wie er die Faszination dafür umschreibt. .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Dabei rät er auch Anfängern, sich von nichts abschrecken zu lassen, sich etwas zuzutrauen: &bdquo;Vieles hatte ich vorher selbst ja auch noch gar nicht gemacht.“ Seine Arbeiten konnten und können sich jedoch sehen lassen. Obwohl so manches &bdquo;Projekt“ abgeschlossen und das Ergebnis nur noch auf Fotografien zu bewundern ist, was bei den Abmessungen ehemaliger Restaurationsobjekte durchaus nachvollzogen werden kann. So sind eine alte Kälble-Zugmaschine und ein Feuerwehrauto aus der Vorkriegszeit zwei weitere Bespiele für seinen Tatendrang. Neues Projekt wird gesucht &bdquo;Es ist ein bisschen wie bei der Modelleisenbahn, ist die Anlage erstmal fertig gebaut, sucht man neue Herausforderungen“, sagt Kipp lachend. Und da Gattin Ute keine Lust mehr hatte, die gemeinsamen Ausflüge in einem Lkw zu verbringen, wurden die Träume aus Chrom, Lack und Leder allmählich kleiner. Auch das Zeitfenster, das dem Hobby gewidmet werden konnte, wurde dank zweier Kinder und berufsbedingt zwischenzeitig kleiner. Verpflichtungen in der freien Wirtschaft führten ihn nach München, Lohr am Main und schließlich nach Ostwestfalen, wobei er sich – dank seiner persönlichen Vorbildung – zum Experten für hydraulische Bremssysteme in der Bahntechnik entwickelte. Am fertigen Auto gibt es zu wenig zu schrauben Aus seinem 50. Geburtstag kam dann ein 170er Mercedes aus den Fünfzigern ins Haus, der noch heute regelmäßig bewegt wird. Es war aber wieder das alte Spiel: An einem fertigen Auto gibt es zu wenig zu schrauben und so ging der mittlerweile zweifache Großvater erneut auf die Suche. Dabei fiel sein Augenmerk zunächst auf den, ebenfalls in den 1930er-Jahren von Opel angebotenen Typ &bdquo;Admiral“, der zwar auch nur sechs Zylinder hatte, aber aufgrund der Leistung und Größe als preiswerte Alternative zu den noblen Angeboten von Maybach, Mercedes oder Horch angesehen werden kann. Wie die meisten dieser Oberklassemodelle, stellte der Admiral aber auch nichts anderes dar, als einen Lkw im Pkw-Format. Bei seiner Suche hatte Carsten Kipp einen Experten für diese großen Vorkriegs-Opel kennengelernt, der ihm sowohl zur Probefahrt mit einem Admiral, als auch schließlich mit dem etwas kleineren Kapitän verhalf. Die Entscheidung fiel – aufgrund des einfacheren Handlings – dann schnell zu Gunsten des Kapitäns. Doch woher nehmen ? Auch das zur Probe gefahrene Exemplar war ein Gläser-Cabriolet, stand aber nicht zum Verkauf und weitere Offerten ließen sich weit und breit nicht finden. Nun war Carstens Ehrgeiz aber erst recht geweckt, obwohl super selten, sollte es genau solch ein Auto werden. Endlich: Traumauto steht in den Niederlanden Schließlich wurde er doch fündig. Ein Niederländer hatte ein, während oder nach dem Zweiten Weltkrieg nach Estland geratenes, Exemplar im Besitz und bereits mit der Restaurierung begonnen. Da diese aufgrund der katastrophalen Ersatzteilversorgung an Gläser-spezifischen Teilen jedoch zum Erliegen gekommen war, wurde man sich nach langen Verhandlungen einig. Zwar waren Karosserie und Interieur schon fertig restauriert, doch alles andere hat Kipp dann auch noch überarbeitet. Dank seines Bekannten, der ihn auch mit den seltensten Teilen versorgen konnte, gelang ihm schließlich, was in den Niederlanden gescheitert war. Nun schnurrt der 2,5 Liter große Sechszylinder, der bei der Übernahme von Opel im Jahre 1929 durch General Motors mit eingebracht wurde, wieder wie am ersten Tag. &bdquo;Oft werde ich gefragt, warum ich das Auto denn auf einen Elektroantrieb umgebaut habe?“, schmunzelt Kipp. Die Laufruhe des 55 PS-Aggregates ist wirklich beeindruckend, doch käme so ein Umbau für den Oldtimer-Liebhaber natürlich nicht in Frage. Allenfalls ein Detail am Fahrzeug ist nicht original, aber zeitgemäß. Obwohl selbstverständlich TÜV-abgenommen und ganz regulär zugelassen, trägt der Kapitän zum Fototermin nach historischem Vorbild ein Kennzeichen aus dem Landespolizeibezirk Berlin. 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