„Viele Herforder sind unzufrieden“: Ex-Polizist will ins Rathaus

Herr Gieselmann, Sie haben selbst vor Kurzem gesagt, dass Sie nicht wirklich bekannt sind in Herford. Welche Chancen errechnen Sie sich denn überhaupt, Bürgermeister zu werden? Gieselmann: Ich erwarte das tatsächlich sogar (lacht). Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die sagen, dass sie mit dem jetzigen Bürgermeister unzufrieden sind. Und wenn ich auf die anderen Parteien blicke, hat jeder so sein Päckchen zu tragen und das könnte mir helfen und ein paar zusätzliche Stimmen sichern. Wie viele Prozent erwarten Sie? Realistisch wären zehn bis 15 Prozent, optimistisch gerechnet wären es um die 20. Warum wollen sie überhaupt auf den Chefsessel im Rathaus? Ich bin jetzt bereits fünf Jahre im Rat und habe festgestellt, dass Fragen und Entscheidungen, die gestellt und getroffen werden, immer seltsamer werden. Mit denen komme ich überhaupt nicht mehr klar, und ich verstehe auch teilweise nicht mehr, warum sie gestellt werden. Zur großen NW-Themenseite: Alle Infos zur Kommunalwahl 2025 in Herford Gieselmann: Herford liegt beim Thema Sicherheit voll im Durchschnitt Haben Sie ein Beispiel? Zum Beispiel die Bettensteuer, die Parkgebühren bis 22 Uhr oder auch die ganze Diskussion ums Thema Sicherheit. Ich bin Polizeibeamter gewesen und kann deshalb sagen: Herford ist eine ganz normale Stadt, die Kriminalitätszahlen reißen nicht nach oben aus, nicht nach unten. Wir liegen da im Durchschnitt. Aber was heißt denn Durchschnitt? Sind wir im Durchschnitt sicher oder unsicher? Das ist sehr schwer in diese beiden Kategorien einzuordnen. Fragen Sie Opfer, die werden Ihnen sagen, Herford geht gar nicht. Aber wenn Sie jemanden haben, der noch kein Opfer geworden ist, der wird sagen, ich kann hier gut und sicher leben. Es ist alles eine Frage der Erfahrung und Sichtweise. Viele Frauen meiden Orte und Wege in der Dunkelheit, das objektive Sicherheitsgefühl ist nicht mehr da. In anderen Kreisen steht oft nur ein Bürgermeisterkandidat zur Wahl. Die Begründung häufig: Der Amtsinhaber macht seine Arbeit gut. In Herford kandidieren gleich sieben Bewerber. Geht es uns also besonders schlecht? Nein. Die Bürger in Herford können alle zufrieden sein. Schlecht geht’s unserem Haushalt und unseren finanziellen Möglichkeiten. Die sind stark eingeschränkt. Wir haben eine sehr hohe pro Kopf Verschuldung im Vergleich mit anderen Kommunen. Ich werde als Bürgermeister alles daran setzen, geschickter mit dem vorhandenen Geld umzugehen, und dafür kämpfen, dass wir nicht in die Haushaltssicherung geraten. Lesen Sie auch: Bürger für Herford präsentieren ihren Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl Alle Herforder Bürgermeisterkandidaten im Porträt Die NW hat mit allen Herforder Bürgermeisterkandidaten ein Bewerbungsgespräch geführt. Nach und nach werden sie online veröffentlicht. Eine Übersicht finden Sie hier: Tim Kähler – SPD/UfH Anke Theisen – CDU Claudio Vendramin – Bündnis 90/Die Grünen Ricarda Heeper – FDP Zübeyde Polat – Die Linke Stefan Kannegießer – Die Partei Kommunalwahl 2025: Das sind die Bürgermeisterkandidaten in Herford Stadt müsse wieder lernen geschickter mit Geld umgehen Was heißt geschickter mit Geld umgehen konkret? Nehmen wir den Bikepark. Die Summe für das Grundstück erschien uns viel zu hoch und wir haben das Projekt dann auch abgelehnt. Und zwei, drei Wochen später hieß es dann: Der Preis ist halbiert worden und schon war es für uns wieder möglich, zuzustimmen. Und so denke ich mir, ist es bei vielen anderen Dingen auch. Dass man einfach mal mehr hinterfragt, muss das so wirklich so viel kosten. Was wollen Sie in den nächsten fünf Jahren angehen? Als Erstes müssen wir den Haushalt konsolidieren. Wir dürfen nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen. Das wird ein sehr schwieriges unterfangen werden. Dann gehts an den Stiftberg und die Konversion von den Kasernen. Ich möchte, dass die Innenstadt attraktiv bleibt und ich möchte, dass die Parkplätze dort erhalten bleiben. Ich höre oft von Menschen, dass sie bis nach Bünde fahren, weil sie dort super parken können. Das sollte sich ändern. Sie wollen, so steht es in ihrem Wahlprogramm, aber auch eine umweltfreundliche Verkehrspolitik – wie passt das zusammen? Immer mehr Fahrzeuge werden elektrisch. Nicht jeder ist in der Lage Fahrrad zu fahren oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zum Thema: Zerwürfnis sorgt für Austritte bei &bdquo;Bürgern für Herford“ Gieselmann will wieder mehr auf die Experten im Rathaus setzen .responsive23-PKQkSIHmf8JrTcPi-bar-vertical-buergermeisterwahl-herford-2020 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-PKQkSIHmf8JrTcPi-bar-vertical-buergermeisterwahl-herford-2020 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-PKQkSIHmf8JrTcPi-bar-vertical-buergermeisterwahl-herford-2020 { padding-top: 142.86%; } } Kommunalpolitik bringt oft Stress mit sich – wie gehen Sie mit Drucksituationen um? In Drucksituationen werde ich besonders ruhig. Ich treffe Entscheidungen besonnen und versuche trotzdem, mich mit anderen zu beraten. Ich möchte weniger auf Gutachter zurückgreifen, weil ich überzeugt bin, dass wir das, was wichtig ist, im Rathaus selbst entscheiden können. Dort sitzen unsere Fachleute. Dieses Potenzial muss wieder gehoben werden. Was fallen ihnen da für Gutachter ein? Da ist jetzt schwer zu sagen. Aber klar ist: Wenn es um Finanzen geht, muss immer jemand von Außen draufschauen. Sonst wäre Schmu möglich und das wollen wir auf keinen Fall. Aber bei Baugutachten etwa, könnte man ansetzen. Wir haben selbst gute Ingenieure und Architekten im technischen Rathaus und in Tochtergesellschaften. Angenommen, Sie und die BfH erhalten die absolute Mehrheit, was setzen Sie als Erstes um? Erst einmal werden wir prüfen, wie viele Bäume überhaupt am Berger Tor gefällt werden müssen. Für Radfahrer und Fußgänger möchte ich, dass sie nicht mehr an jeder Ampel die Schaltung betätigen müssen, sondern dass das automatisch geht. Auch setze ich mich dafür ein, dass das Beach-Volleyballfeld im nächsten Jahr wieder in den Beachclub integriert wird. Bürgermeisterkandidat will Herforder mehr mit einbeziehen Sie wollen die Bürger mehr beteiligen. Ist aber nicht gerade der Sinn hinter der Wahl eines Bürgermeisters, dass die Gesellschaft entlastet wird von politischen Entscheidungen? Das ist richtig, aber viele Menschen haben auch ein großes Interesse an der politischen Arbeit. Bisher fallen viele Entscheidungen aber im nicht-öffentlichen Teil. Das möchte ich ändern. Wenn man etwa weglassen würde, wie viel etwas kostet, könnten die Bürger früh mit einbezogen werden. Und das ist mein Ziel. Was wollen Sie für die jungen Menschen erreichen? Die Schulden, die wir jetzt haben, muss ich nicht mehr bezahlen. Das wird die Jugend machen müssen. Und darum soll sie auch mitbestimmen, etwa in dem wir ein Jugendparlament einführen. Eine letzte Frage: Was qualifiziert Sie besonders für das Amt, und warum sollten die Wählerinnen und Wähler Ihnen ihre Stimme geben? Als ehemaliger Polizeibeamter bin ich finanziell unabhängig. Meine Vorteile sind außerdem: Ich habe eine hohe Sozialkompetenz, eine gute Handlungskompetenz und Fachkompetenz. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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