„Die Herforder wollen kein ‚weiter so‘“: Diese Polizistin will Bürgermeisterin werden

Frau Theisen, wir treffen uns hier am Alten Markt. Ein besonderer und wichtiger Ort für Sie. Warum? Theisen: Weil er für mich das Herzstück dieser Innenstadt ist. Hier habe ich auch schon vor fünf Jahren gesagt, sollte ich Bürgermeisterin werden, möchte ich diesen Marktplatz gestalten, verändern und ihn attraktiver machen. Das gilt auch heute noch, denn viel passiert ist unter Kähler nicht. Beispielhaft möchte ich die Busse vom Alten Markt entfernen, und zwar komplett und nicht nur, wie andere, alle Busse bis auf zwei Linien. Selbst, wenn es E-Busse sind. Das würde die Gestaltungsmöglichkeit des Alten Markts stark einschränken und einem neuen, einladenden Charakter des Alten Markts entgegenstehen. Sie haben Ihre Meinung zu diesem Thema offensichtlich geändert. Das stimmt. Vor fünf Jahren habe ich das noch anderes gesehen. Aber man kann seine Meinung ja auch ändern und man kann auch die Meinung anderer noch mal neu abfragen. Damals habe ich viele Geschäftsleute und ältere Menschen gesprochen, die gesagt haben, die Busse sollen unbedingt hier bleiben. Mittlerweile hat sich das Bild geändert. Sie sagen, die Busse stören und müssen weg. Nach 2020 treten Sie nun zum zweiten Mal an – wieder geht’s gegen Tim Kähler. Was hat Sie bewogen zu sagen, ich versuche es noch einmal? Insbesondere, weil ich finde, dass sich in der Innenstadt in den letzten fünf Jahren nichts bewegt hat – ganz im Gegenteil. Ich nehme wahr und das wird mir auch von den Bürgerinnen und Bürgern widergespiegelt, dass es sogar noch schlechter geworden ist: noch mehr Leerstände und Schrottimmobilien, die schon vor fünf Jahren schrott waren. Selbst wenn für viele Dinge die Stadt an sich nicht verantwortlich ist, da es sich um Privatgrundstücke handelt, glaube ich, dass, wenn man sich ein bisschen mehr reingekniet hätte, auch mehr hätte erreichen können. Es mag gutgläubig klingen, aber mit guten Argumenten, mit Freundlichkeit und mit Zugewandtheit können Menschen überzeugt werden. Und dafür stehe ich. Zur großen NW-Themenseite: Alle Infos zur Kommunalwahl 2025 in Herford Theisen: Bekomme einen überwältigenden Zuspruch Warum glauben Sie, dass Sie diesmal Bürgermeisterin werden? 2020 reichte es nicht einmal für eine Stichwahl. Die Menschen in Herford wollen kein &bdquo;weiter so“. Das merke ich, beim Haustürwahlkampf oder an den Wahlkampfständen. Da bekomme ich einen überwältigenden Zuspruch und ganz viele sagen mir: Es braucht einen Neuanfang, es braucht einen Wechsel. Die Menschen sind bereit zu sagen, wir geben einer neuen Kandidatin eine Chance und wir glauben an sie, wir vertrauen ihr. Sie haben sich zuletzt sehr stark für das Volleyballfeld am Beachclub eingesetzt und das auch sehr energisch und mit deutlichen Forderungen. Die Junge Union startete eine Petition. War das, rückblickend betrachtet, nicht ein bisschen übertrieben für ein solches Randthema? Nein, es war genau das richtige Maß dafür. Ich finde, es steht stellvertretend für einiges, was hier in der Stadt schief läuft und ich bin enttäuscht, das sage ich ganz klar, dass es dem Bürgermeister nicht gelungen ist über seinen Schatten zu springen und diese Maßnahme zurückzufahren. Jetzt wird sich wohl erst 2026 was ändern. Das hätte man aber auch schneller haben können. Der Beachclub-Besitzer hätte einen halben Tag gebraucht, um seine Zäune umzubauen und den alten Zustand wieder herzustellen. Nach ihrer Kritik am Bürgermeister in puncto Clan-Kriminalität wurde ihnen von ihren politischen Gegnern Unwissenheit und absichtliche Täuschung des Bürgers vorgeworfen. Der Grund: Sie als Hauptkommissarin müssten wissen eigentlich, dass nicht der Bürgermeister, sondern das Land NRW federführend für die Bekämpfung zuständig ist. Wie unglücklich haben Sie bei dem Thema mit der Öffentlichkeit kommuniziert? Da wird versucht, mich in irgendeine Ecke zu drängen, aber das ist Wahlkampf. Für mich ist klar: Ich muss Probleme benennen. Aber klar: Wenn ich so ein Problem negiere oder kleinrede, dann muss ich auch keine Lösung finden. Es ist ja ganz interessant, als es Mitte Juni zu der Messerstecherei kam, hat der Bürgermeister am nächsten Tag direkt Kontakt mit dem Innenminister aufgenommen und selbst gesagt: Herr Innenminister, wir haben hier ein Problem. Und sechs oder sieben Tage später hat er sich dann die Polizeiliche Kriminalstatistik vorlegen lassen, nur um zu sagen: Wir haben gar kein Problem. Das ist schon sehr merkwürdig. Lesen Sie auch: CDU nominiert bekanntes Gesicht für das Herforder Bürgermeisteramt Alle Herforder Bürgermeisterkandidaten im Porträt Die NW hat mit allen Herforder Bürgermeisterkandidaten ein Bewerbungsgespräch geführt. Nach und nach werden sie online veröffentlicht. Eine Übersicht finden Sie hier: Udo Gieselmann – Bürger für Herford Claudio Vendramin – Bündnis 90/Die Grünen Kommunalwahl 2025: Das sind die Bürgermeisterkandidaten in Herford Clan-Kriminalität ja, aber keine Zustände wie im Ruhrgebiet Aber die Hauptaufgabe liegt beim CDU-Innenminister, der im Übrigen selbst sagt, dass die Sicherheitslage in Herford nicht angespannt sei. . . Der Innenminister hat natürlich das ganze Land im Blick und wir haben hier keine Zustände wie etwa im Ruhrgebiet, das stimmt. Da kommt Herford noch gut bei weg. Aber ich bleibe dabei: Auch der Bürgermeister hätte hier vor Ort was tun können. Was denn genau? Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, dass das Ordnungsamt zusammen mit der Polizei, dem Zoll, der Steuerfahndung, dem Jugendamt enger zusammenarbeitet. Das haben andere Kommunen auch gemacht und es hat gewirkt. Im nächsten Stadtrat wird wohl auch die AfD sitzen. Wie werden Sie mit ihr zusammenarbeiten? Eine Zusammenarbeit, etwa in Form einer Koalition, wird es mit uns nicht geben. Als Bürgermeisterin bin ich aber auch zur Neutralität verpflichtet. Ich muss mit allen sprechen. Aber, das sage ich ganz klar, jemand, von dem ich erkenne, dass er nicht innerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung agiert, ist für mich kein Gesprächspartner. Hintergrund: CDU-Beben im Herforder Rat: Internen Streitigkeiten eskalieren – zahlreiche Mitglieder treten aus der CDU-Fraktion aus Theisen: Eine Zusammenarbeit oder gemeinsame Abstimmungen wird es mit uns nicht geben .responsive23-PKQkSIHmf8JrTcPi-bar-vertical-buergermeisterwahl-herford-2020 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-PKQkSIHmf8JrTcPi-bar-vertical-buergermeisterwahl-herford-2020 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-PKQkSIHmf8JrTcPi-bar-vertical-buergermeisterwahl-herford-2020 { padding-top: 142.86%; } } Und gemeinsame Abstimmungen? Auch die wird es mit uns nicht geben. Unsere Aufgabe ist es, gute Ideen und Anträge einzubringen und zu zeigen, wir können auch Politik machen, ohne diese Fraktion. Was qualifiziert Sie besonders für das Amt, und warum sollten die Wähler Ihnen ihre Stimme geben? Mich qualifiziert insbesondere meine Lebens-, Berufs- und Führungserfahrung, meine Team- und Kommunikationsfähigkeit, aber auch meine Empathiefähigkeit. Kommunalpolitik bringt oft Stress und schwierige Entscheidungen mit sich – wie gehen Sie mit Drucksituationen um? Ich bin unter Stress sehr leistungsfähig, das habe ich bei der Polizei unter Beweis gestellt. Es ist wichtig, in solchen Situationen ganz besonders ruhig zu sein und eben nicht überhastet zu agieren.

Meistgelesen