Oldtimer-Legende BMW E24: Engeraner ist unterwegs wie einst der „Bulle von Tölz“

Kreis Herford. Es gibt viele Ansätze, sich dem heutigen, automobilen Hauptdarsteller der Serie &bdquo;Oldtimer-Leidenschaft“ zu nähern. Ob nun die Design-Elemente wie das Propeller-Logo, der zweigeteilte Kühlergrill im Nierenlook oder der sogenannte &bdquo;Hofmeister-Knick“ an den hinteren Seitenscheiben, allein zu diesen Stichworten ließen sich seitenlange Abhandlungen verfassen. Doch allein anhand des Einsatzes in zahlreichen, häufig wiederholten Filmen und Fernsehsendungen bleibt das werksintern als E24 bezeichnete Coupé auch 35 Jahre nach Produktionsende (nicht nur der TV-Konsumenten) nach wie vor in Erinnerung. Der &bdquo;Hofmeister-Knick“ als Stilelement Man muss allerdings kein Freund des bayrischen Unterhaltungskrimis sein, um das 1975 vorgestellte Coupé dem heutigen Automobilkonzern mit Sitz in München zuzuordnen. Denn zum einen prangt – rund um das sportliche Blechkleid – an einer ganzen Reihe von exponierten Stellen das erwähnte Propeller-Logo, das in landestypischem weiß-blau auf die Ursprünge des Unternehmens als Flugmotorenbauer verweist. Zum anderen trägt auch diese Baureihe den als &bdquo;Niere“ bezeichneten, zweigeteilten Kühlergrill. Vermutlich einst vom Karosserieschneider &bdquo;Gebrüder Ihle“ in Bruchsal entworfen, ist das auffällige Emblem noch heute auf jeder Front eines BMW-Pkw zu finden. Auch ein weiteres Stilelement findet sich seit Ende der 1950er Jahre an nahezu jedem Automodell der Bayerischen Motoren-Werke wieder, der ebenfalls bereits erwähnte &bdquo;Hofmeister-Knick“. Angeblich zunächst aus statischen Gründen eingeführt, läuft die hintere Seitenscheibe dabei nicht spitz in Richtung des Hecks aus, sondern knickt zuvor nochmals entgegen der Fahrtrichtung nach vorn ab. Benannt nach dem aus Stadthagen stammenden Konstrukteur Wilhelm Hofmeister, der von 1955 bis 1970 Chefdesigner war, lässt sich die daraus resultierende Formgebung der hinteren Dachsäule ebenfalls bis heute an dem meisten BMW wiederfinden. Lesen Sie auch: Hiddenhauser erweckt Kult-Oldtimer nach 31 Jahren wieder zum Leben Natürlich auch an dem 635 CSI von Karl-Heinz Georgi. Das Ende der 1980er-Jahre in dem für die Baureihe sehr beliebten Diamantschwarzmetallic ausgelieferte Coupé genießt mittlerweile bei dem selbstständigen Zahntechnikermeister im Ruhestand ebenfalls ein etwas ruhigeres Leben. Doch das war nicht immer so. Als der BMW 1991 den Weg in den Fuhrpark des mittlerweile Siebzigjährigen fand, da wurde er selbstverständlich als Alltagsauto für die Fahrten zum Labor in Bielefeld genutzt. Dass neben der heimischen Garage selbst dort ein geschützter Stellplatz für den Wagen zur Verfügung stand, kann man am heutigen Erhaltungszustand ablesen. Nur die &bdquo;Schaukelstuhlmechanik“ war schon defekt Es ist nicht das erste E24-Coupé für Georgi. Erst im dritten Anlauf fand er ein Exemplar, das auch für eine Langzeitbeziehung geeignet war. Die ersten Fahrzeuge der Baureihe neigten zur Rostanfälligkeit, wovon der Engeraner ein Lied singen kann. Zunächst wurde die gesamte Baureihe von Karmann in Osnabrück gefertigt. Der Kleinserienhersteller, lange Zeit für seine Cabriolets auf Basis von Käfer und Golf bekannt, hatte schon zuvor die Coupés der Baureihe E9 in seinem Zweigwerk in Rheine gefertigt und auch den Auftrag für den kompletten Nachfolger erhalten. Aufgrund von Qualitätsproblemen übernahm BMW ab Sommer 1978 die Endmontage im Zweigwerk in Dingolfing. Von Qualitätsproblemen kann beim vorgestellten Auto jedoch keine Rede sein, präsentiert sich die Karosserie trotz der 240.000 gelaufenen Kilometer in tadellosem Zustand. Einzig die sogenannte &bdquo;Schaukelstuhlmechanik“ der originalen, vorderen BMW-Ledersitze war schon einmal defekt und musste geschweißt werden. Ach ja und der Kompressor der Niveauregulierung – mit der sich die Hinterachse in der Höhe verstellen lässt – ist defekt, da originaler Ersatz nicht zu beschaffen ist. &bdquo;Aber wofür ein solches Coupé überhaupt eine solche Höhenverstellung braucht, ist mir eh ein Rätsel“, sagt der stolze Besitzer und lacht. &bdquo;Zumal ja nicht mal eine Anhängerkupplung verbaut ist.“ Sechszylinder-Motor leistet 211 PS Auch wenn die Zugvorrichtung fehlt, ansonsten kann Georgis E24 mit nahezu allem aufwarten, was die Bestellliste seinerzeit hergab. Eine Vollausstattung mit Klimaanlage, Stahlschiebedach, Echtlederpolstern und elektrischen Fensterhebern war ebenso verbaut wie eine – später mit dem Zusatz &bdquo;M“ vermarktete – technische Ausrüstung, die in der Lage war, das eineinhalb Tonnen schwere Luxusgefährt auf mehr als 200 km/h zu beschleunigen. Der mächtige Sechszylinder mit dreieinhalb Litern Hubraum mobilisiert muntere 211 Pferdestärken (155 kW), begnügte sich jedoch mit dem seinerzeit noch erhältlichen Normalbenzin (mit 91 Oktan) und blies seine Abgase durch einen serienmäßigen Katalysator gereinigt in die Umwelt. Ein besonderes Schmankerl stellen auch die Felgen dar. Die mit zahllosen Schrauben zusammengehaltenen, zweiteiligen Reifenträger stammen aus der Edelschmiede &bdquo;BBS“ und sind vorne mit 235 Millimeter breiten und hinten nochmals mit zwei Zentimeter breiteren Hochgeschwindigkeitsreifen bestückt. Damit sind die hinteren Antriebsräder mehr als doppelt so breit wie die eines – zugegeben nicht ganz ebenbürtigen Mitbewerbers auf dem Kraftfahrzeugmarkt der ausklingenden 1990er Jahre – dem als &bdquo;Ente“ bekannten Citroen 2CV. Doch das Auge isst beziehungsweise fährt in diesem Fall ja bekanntlich mit, was der heutige Besitzer bereits des Öfteren erleben durfte. Kurioses Kaufangebot in Italien Der auch als Naturfotograf nicht ganz unbekannte Georgi hat mit seinem BMW-Coupé schon so manche Reise auf der Jagd nach lohnenden Motiven unternommen. So auch vor einigen Jahren, als es seine Gattin und ihn nach Südtirol verschlug. Nicht nur, dass das kamerabehangene Paar von den Einheimischen nicht als Besitzer, sondern als Auto-Paparazzi betrachtet wurde, die mit dem 635er ein tolles Objekt vor die Linse nehmen wollten. Auf der Autobahn von einem Ferrari überholt, ließen sich die beiden Georgis durch das wilde Gestikulieren des Sportwagenfahrers zu einem Zwischenstopp überreden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Doch statt des Hinweises auf einen befürchteten Schaden am eigenen Gefährt wartete eine Kaufofferte auf die überraschten BMW-Besitzer. Der heutige Eigner wäre aber wohl der letzte, der die Begeisterung für den E24 nicht nachvollziehen könnte. Als er das Auto 1988 auf dem Hof des BMW-Händlers Tiemann in Bünde erblickte, war er sofort Feuer und Flamme. Das Coupé war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt und hatte in Händen einer Bünder Handelsvertreterin gerade einmal 50.000 Kilometer auf dem Wegstreckenzähler. Darüber hinaus stand aber noch ein weiterer, nicht nur in BMW-Kreisen recht bekannter Vorbesitzer, im Kraftfahrzeugbrief. Die Firma Wiesmann in Dülmen, die neben ihrem Engagement als BMW-Händler selbst Sportwagen produzierte, war vier Wochen lang Eigentümer des schwarzen Schmuckstücks. Karl-Heinz Georgi könnte viele dieser Geschichten aus den drei gemeinsamen Jahrzehnten mit seinem BMW erzählen und scheint nahezu jede Frage zu seinem Oldtimer aus dem Effeff beantworten zu können. Dienstwagen von Ottfried Fischer Doch bei einer Frage muss auch er passen. Wie eingangs beschrieben, war das E24-Coupé ein beliebtes Filmauto und ist nicht zuletzt als Dienstwagen von Ottfried Fischer alias Benno Berghammer, dem &bdquo;Bullen von Tölz“, in Erinnerung geblieben. Warum dessen Fahrzeug allerdings ohne Beifahrersitz durch 14 Staffeln und 69 Folgen der Kultserie kurvte, wird wohl nie geklärt werden. Doch egal, mit Beifahrersitz und seiner Frau Martina an seiner Seite fährt Karl-Heinz sein Coupé eh am liebsten. Weitere Oldtimer-Geschichten: 50 PS und 1,1-Liter-Motor: Ein Bünder und sein Opel Kadett aus den 1970ern Kunterbunter VW Käfer: 21-Jährige belebt Oldtimer-Szene im Kreis Herford Vom Wirtschaftswunder zum Sammlerstück: Bünder restauriert Mercedes &bdquo;Ponton“

Meistgelesen