Mit Musik, Eiern und Haltung: Breite Allianz stellt sich in Herford Neonazi-Aufmarsch entgegen

Herford. Spannung liegt in der Luft, als am Samstagmittag, 17. Mai, Neonazis und Gegendemonstranten sich gegenüber stehen. Gut 80 Meter Luftlinie trennen die beiden Lager bei ihren Kundgebungen. Oben lärmen rund 1.500 Menschen am autonomen Jugendzentrum Flafla, an ihnen vorbei ziehen rund 100 Rechtsextreme. Dazwischen eine Mauer aus Polizisten. Etwa 800 von ihnen sind an diesem Tag nach NW-Informationen im Einsatz. Der Aufmarsch der Rechtsextremen stieß schon im Vorfeld auf eine breite Ablehnung in Herford: Mehr als 30 Gruppen, darunter politische Parteien, Kirchen und zivilgesellschaftliche Initiativen, hatten im Vorfeld zu Protesten aufgerufen. Ihnen folgten laut Polizei gut 1.500 Menschen, aufgrund des &bdquo;dynamischen Geschehens“, so Polizeisprecher Uwe Maser, verändere sich die Zahl aber stetig nach oben. Die Veranstalter sprechen später von 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Und dynamisch ist es tatsächlich: Es stoßen immer wieder Gruppen zum Haupt-Protestzug, der sich vom Rathausplatz über die Straße Auf der Freiheit zum Jugendzentrum Flafla bewegen wird. &bdquo;Hurra! Hurra! Die Antifa ist da“, skandieren mehrere hundert Menschen, die vornehmlich in Schwarz gekleidet dazu stoßen werden. An der Go-Parc-Kreuzung kommen auch die Demonstranten vom Gänsemarkt mit mehreren hundert Menschen dazu. Neonazis formieren sich Die Route der Gegendemonstranten war erst nach einem Erörterungstermin vor dem Verwaltungsgericht Minden möglich geworden: Die Veranstalter hatten gegen Auflagen der Polizei geklagt. Um beide Lager zu trennen, sollten die Gegendemonstranten ursprünglich nicht über den Stadtring laufen dürfen, da diese Route bereits für die Rechtsextremen reserviert sei. Weil als Kompromisslösung die Gegendemonstrationen vorgezogen wurden, war das jetzt möglich. Lesen Sie auch: Wegen Neonazi-Demo in Herford: Einige Geschäfte schließen, Wochenmarkt findet statt Währenddessen formierte sich der Neonazi-Aufmarsch am Alten Markt. Linke-Gruppen versuchten immer wieder, durch Lärm die Reden zu stören. Von dort zogen die Rechtsextremen mit Fahnen und Lautsprechern Richtung Kurpark. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot vor Ort, sperrte weiträumig Straßen und trennte die beiden Lager. Begleitet wurde der Aufmarsch von lautem Protest: Pfiffe, Musik, &bdquo;Nazis raus“-Rufe und Plakate machten unmissverständlich klar, dass die Neonazis in Herford nicht willkommen sind. Immer wieder kam es zu Spannungen. Ein Gegendemonstrant durchbrach kurzfristig eine Polizeisperre, wurde aber schnell zurückgebracht. Aus dem Bereich des FlaFla flogen Eier in Richtung der Rechten. Auch Rauchfackeln wurden gezündet - allerdings in sicherer Entfernung zu den Demonstranten. Reden auf der Bühne Auf der Bühne am Jugendzentrum wurde mit klaren Worten Stellung bezogen. &bdquo;Ohne die Polizei wärt ihr hier nicht einen Meter weit gekommen. In Herford ist kein Platz für euch“, rief Flafla-Sprecherin Judith. Und weiter: &bdquo;Nur weil wir hier oben die geilere Party haben, sind wir trotzdem wütend.“ Bürgermeister Tim Kähler bedauerte, dass sich nicht alle Ratsfraktionen dem Protest angeschlossen hatten und betonte: &bdquo;Herford ist eine Stadt des Friedens und der Freiheit“. Menschen aus mehr als 100 Nationen würden hier friedlich zusammenleben. Die Neonazis wolle er &bdquo;nicht in meiner Stadt haben“. Von Landrat Jürgen Müller wurden schon zum Beginn der Demo Grußworte verlesen. &bdquo;Kärfte, die den Keim des Hasses säen“, sein in Herford nicht erwünscht. Die Demonstration zeige: &bdquo;Wir sind mehr“. Musikalisch begleitet wurde der Protest unter anderem durch kurdische Lieder und Klassiker wie &bdquo;Bella Ciao“. Die Stimmung blieb trotz der angespannten Lage über weite Strecken friedlich. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von NW Herford (@meinherford) Polizei verhinderte größere Ausschreitungen Immer wieder äußerten Gegendemonstranten Kritik am Vorgehen der Polizei, die laut Aussagen mehrmals Protestgruppen zurückhielt. &bdquo;Die Polizei sollte sich überlegen, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen möchte“, sagte die Sprecherin. Dennoch gelang es den Einsatzkräften weitgehend, die Lager voneinander getrennt zu halten und größere Ausschreitungen zu verhindern. Aus Polizeisicht kam es insgesamt nur &bdquo;vereinzelt“ zu Störungen, bei denen sie &bdquo;konsequent eingeschritten“ sei. Ein Polizeibeamter wurde von einem geworfenen Böller verletzt. Eine weitere Polizeibeamtin wurde an einem Absperrpunkt durch einen Pkw angefahren und leicht verletzt. Auf der Straße &bdquo;Auf der Freiheit“ hielt die Polizei eine Personengruppe &bdquo;kurzzeitig begrenzt“ auf, weil sie versucht hatte, eine Versammlung zu stören. Auch ein paar Eier fanden ihren Weg durch die Luft zur Kundgebung der Neonazis, verfehlen aber ihr Ziel. Gegen 16 Uhr beendeten die Neonazis ihre Kundgebung am Alten Markt und wurden von der Polizei zurück zum Bahnhof geleitet. Der Alte Markt wurde anschließend wieder für den regulären Passantenverkehr freigegeben. Am Jugendzentrum klang das Familien- und Protestfest langsam aus. &bdquo;Wir bleiben, bis der letzte Nazi die Stadt verlassen hat“, hieß es dort. Eine klare Botschaft an alle, die in Herford Hass und Hetze verbreiten wollen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Der Ticker zum Nachlesen:

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