Streit um Bodycams: Wo in Herford gefilmt wird – und wo nicht

Herford. Sie sollen für mehr Sicherheit sorgen und Übergriffe verhindern: Bodycams. Während die Polizei sie in Herford flächendeckend einsetzt, halten die Mini-Kameras in anderen Städten auch in weitere Berufsgruppen Einzug. Erst vor wenigen Wochen hat etwa das Klinikum Dortmund angekündigt, bald auf eben solche zu setzen – als erstes Krankenhaus bundesweit. Doch in der Hansestadt bleiben die Bodycams rar. Überraschenderweise setzen etwa der Rettungsdienst und die Feuerwehr nicht auf die Kameras. Auch das Ordnungsamt und der Zoll verzichten auf sie. &bdquo;Die Hürde ist groß“, sagt Lutz Kölling, Chef der Herforder Feuerwehr, mit Blick auf den Datenschutz. Zumal ein Nutzen der Bodycams bisher noch nicht wirklich klar ersichtlich sei. Bundespolizei Ähnlich wie die Streifenpolizisten in Herford setzt auch die Bundespolizei mit Sitz in Münster Bodycams ein – etwa wenn Beamte am Bahnhof Herford Streife laufen. Übergriffe auf Polizisten seien dadurch aber bisher noch nicht zur Anzeige gekommen. &bdquo;In den Jahren 2023 und 2024 verzeichnete die Bundespolizei im Bahnhof Herford lediglich einen Vorfall, bei denen die Einsatzkräfte der Bundespolizei angegriffen wurden oder Widerstand gegen polizeiliche Maßnahmen geleistet wurde“, sagt Roger Schlächter von der Bundespolizeiinspektion. &bdquo;Aufgrund der Dynamik des polizeilichen Einsatzes erfolgte jedoch keine Bodycam-Aufnahme.“ Grundsätzlich lasse sich aber feststellen, dass allein die Ankündigung einer Aufnahme durch die Bodycam oftmals eine deeskalierende Wirkung habe. Hintergrund: Herforder Polizei setzt jetzt flächendeckend auf Bodycams .responsive23-WjmVdt4bDzHKPQnl-bar-vertical-straftaten-im-kreis-herford-nach { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-WjmVdt4bDzHKPQnl-bar-vertical-straftaten-im-kreis-herford-nach { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-WjmVdt4bDzHKPQnl-bar-vertical-straftaten-im-kreis-herford-nach { padding-top: 142.86%; } } Klinikum Herford Marco Kauling verfolgt die Entwicklung in Dortmund gespannt. Der Ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Herford sagt, bisher sei der Einsatz von Bodycams noch kein Thema in seinem Haus gewesen. Ein Krankenhaus und vor allem die Notaufnahme seien hochsensible Orte, in denen es gilt, die Patientenrechte zu wahren. Einfach überall filmen und den Ton mitschneiden gehe daher nicht. Allerdings sei in manchen Fällen bereits klar, dass es zu gefährlichen Situationen kommen könne. Etwa, wenn Patienten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. Auch Krankheiten wie Depressionen oder andere psychische Erkrankungen bedingen eine angespannte Atmosphäre. Ebenso sorgen überfüllte Wartebereiche für Stress und Unmut unter den Patienten. Sein Team sei für solche Lagen geschult, sagt Kauling. So gebe es unter anderem regelmäßig Deeskalationstrainings. Zudem setzt das Klinikum ab dem Abend und die ganze Nacht hindurch auf einen Sicherheitsdienst. Dieser bewacht vor allem die Notaufnahme und die Eingänge sowie das Außengelände. Außerhalb der Kernarbeitszeiten – also wenn nur wenige Mitarbeiter im Dienst sind – gibt es zusätzlich Einlasskontrollen. &bdquo;Wir wissen dann genau, wer im Krankenhaus herumläuft“, sagt Kauling. Zur Debatte: Sollen Polizisten ihre Bodycams immer eingeschaltet haben? Nein, sagt die Polizeigewerkschaft Bisher stellt der Chef der Notaufnahme keine Zunahme von schweren Übergriffen auf das Krankenhauspersonal fest. &bdquo;Wir erleben, dass die Menschen eine immer kürzere Zündschnur haben und dann beleidigend oder bedrohend auftreten, ohne dabei aber körperlich zu werden.“ Ein solches Verhalten sei inakzeptabel und das Klinikum setze auf eine Null-Toleranz-Strategie. ÖPNV Ebenfalls ohne Bodycams unterwegs sind die Busfahrer und Schaffner. &bdquo;Die Fahrkartenkontrollen werden von einem Sicherheitsdienst eigenverantwortlich durchgeführt“, so Tobias Tempel vom Stadtverkehr Herford. &bdquo;Bisher wurde uns vom Sicherheitsdienst nicht gemeldet, dass Sie eine Notwendigkeit für Bodycams sehen.“ Regionalverkehr Ähnlich sieht es in den Zügen aus, die in Herford halten und durchfahren. Etwa bei der Eurobahn. Aber: &bdquo;Wir sind in den intensiven Vorbereitungen, ab Mitte des Jahres Bodycams unseren Kundenbetreuern auf freiwilliger Basis anzubieten“, so das Unternehmen auf NW-Nachfrage. &bdquo;Durch den Einsatz von Bodycams erhoffen wir uns nicht nur ein gesteigertes allgemeines Sicherheitsempfinden, sondern auch eine Reduzierung der Übergriffe in den Zügen.“ Bei der Westfalenbahn gebe es aktuell ebenso &bdquo;grobe Überlegungen“, das Personal mit Mini-Kameras auszustatten. &bdquo;Um die Sicherheit unserer Fahrgäste und des Zugpersonals zu gewährleisten, setzen wir derzeit auf eine Doppelbesetzung der Zugbegleiter in unseren Fahrzeugen und zusätzlich auf den Einsatz von Sicherheitspersonal“, so eine Sprecherin auf Nachfrage. Sollte ein entsprechendes Bodycam-Pilot-Projekt gestartet werden, wird dies frühestens 2026 oder 2027 beginnen. Deutsche Bahn Die Deutsche Bahn setzt in ihren ICEs und ICs, die in Herford halten, keine solchen Kameras ein.

Meistgelesen