Neuer Kindernotdienst: Fälle im Kreisklinikum Herford an Wochenenden verdoppelt

Kreis Herford. Nach der Einstellung des Kinderärztlichen Notdienstes im Kreis Herford durch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ziehen Leitende Ärzte des Kreisklinikums eine erste Bilanz des ersatzweise eingeführten Angebotes – diese sieht durchaus dramatisch aus. Das neue Angebot sieht so aus, dass die Kinderklinik des Klinikums die Dienste von Montag bis Donnerstag in den Räumlichkeiten der Kinderklinik übernimmt. So müssen nur noch die Dienste von Freitag bis Sonntag und die Feiertage durch die KVWL, und somit durch die niedergelassenen Kinderärzte aus dem Kreis Minden-Lübbecke oder der Stadt Bielefeld abgedeckt werden - soweit die Theorie. Doch in der Praxis sieht die Lage deutlich anders aus. &bdquo;Wir haben nun doppelt so viele Kinder an Wochenenden im Notfallzentrum wie vor dem 1. Februar“, erläutert Walter Koch, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Kreiskliniken Herford-Bünde (KKHB), im exklusiven Gespräch mit der Neuen Westfälischen. &bdquo;Die Belastungsspitzen sind bedingt durch die Grippezeit“, fügt Marco Kauling, Ärztlicher Leiter des Notfallzentrums der KKHB, hinzu. Die Zahl der aktuell zu behandelnden Notfälle bei Kindern liege &bdquo;am Rande des Möglichen“. Lesen Sie auch: Kindernotdienst im Kreis Herford neu organisiert Früher Dienst bis Mitternacht, jetzt bis sechs Uhr Offenbar erscheint vielen Eltern der Weg in die zentralen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst-Praxen in Minden und Bielefeld zu weit. Doch dafür gibt es in vielen Fällen keinen Grund, wie die beiden Herforder Mediziner erläutern. In annähernd der Hälfte der jetzt zu begutachtenden Fälle reiche eine Beratung der Eltern völlig aus. Das bedeutet: &bdquo;Die Kinder hätten sich nicht vorstellen müssen“, sagt Kauling. &bdquo;Was wir nicht brauchen, sind Husten, Schnupfen, Heiserkeit“, unterstreicht der Ärztliche Leiter. Es müsse ein Bewusstsein für die Dringlichkeit des einzelnen Falles entwickelt werden. Lesen Sie auch: Nach Ärger um Kindernotdienst: KVWL kürzt Öffnungszeiten von Notfallpraxis in Herford &bdquo;Wir verstopfen das System, weil jeder meint, dass er Zugang braucht“, fügt Kauling hinzu. Es gehe in der Notaufnahme oft sehr emotional zu. &bdquo;Die Kollegen sind zum Teil bis 6 Uhr morgens und länger beschäftigt. Früher war um Mitternacht Schluss“, beschreibt Koch die neue, für den medizinischen Stab des Notfallzentrums sehr herausfordernde Situation. Dabei nehmen die beiden Mediziner die Sorgen von Eltern bei Erkrankungen ihrer Kinder natürlich sehr ernst. Was die Ärzte am neuen System befürworten Doch das aktuell favorisierte System des Patientenservice unter der Rufnummer 116117 habe sich für solche Fälle als erste Instanz sehr bewährt, betont Kauling. &bdquo;Das ist viel besser, als es noch vor Jahren gewesen ist.“ Ein Experte führe die anrufenden Eltern durch das System. &bdquo;Per Software werden Risiken abgeklopft.“ Die Empfehlungen, die das System daraus entwickele, seien sehr gut. Doch derzeit merken die Ärzte im Kreisklinikum, dass auch solche Empfehlungen nicht immer ernst genommen würden. &bdquo;Wir haben eine gewisse Gefahr, dass die Systeme gegeneinander ausgespielt werden“, so Kauling. .responsive23-pzciCsQBAkHQ6O8J-map-kinderaerztlicher-notdienst { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-pzciCsQBAkHQ6O8J-map-kinderaerztlicher-notdienst { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-pzciCsQBAkHQ6O8J-map-kinderaerztlicher-notdienst { padding-top: 142.86%; } } So gebe es in manchen Fällen die Hoffnung auf einen schnelleren MRT-Termin oder eine raschere Blutuntersuchung oder Röntgenaufnahme. Die Zahl der Fälle steigere sich in der Notfallaufnahme des Klinikums wochentags auch ab 16 Uhr deutlich. &bdquo;Es gibt vieles, was man mit Hausmitteln machen kann“, sagt Koch, auf die derzeit besonders zahlreich grassierenden Atemwegsinfekte bezogen. Von insgesamt rund 100 jungen Patienten in der Notaufnahme seien letztlich nur fünf ernsthaft krank, zwei von diesen würden stationär eingewiesen. Deshalb sei es in manchen Fällen unumgänglich, sogenannte Fußgängerpatienten auf das ambulante System zu verweisen. &bdquo;Wir werden eine andere Steuerung bekommen“ Behandele der angestammte, niedergelassene Kinderarzt diese Fälle, so verfüge dieser über wesentlich mehr Kenntnisse der jeweiligen Familiensituation und wisse zum Beispiel über etwaige Erkrankungen von Geschwistern viel besser Bescheid als die Mediziner im Klinikum, erläutert Koch. Träten bei kleinen Kindern jedoch laute Geräusche beim Atmen in Ruhestellung auf, sei Wachsamkeit geboten. Lesen Sie auch: &bdquo;Unvertretbar“: Wie Eltern im Kreis Herford für den Kindernotdienst kämpfen Die beiden Mediziner finden es gut, dass das Thema Kindernotfallversorgung auch ein wichtiges Thema im anstehenden Kommunalwahlkampf sei. Denn: &bdquo;Wir werden eine andere Steuerung bekommen“, sagt Kauling voraus. Wenn im Frühjahr 2026 der Einzug in die neue Kinderklinik erfolge, strebe man eine Verbesserung des jetzigen Systems an. &bdquo;Wir werden gerne die Notfallversorgung gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten gestalten.“ Das Interesse an einer guten Gesundheitsversorgung sei auf allen Seiten gegeben.

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