Nach Hygiene-Skandal: Kaufland braucht lokale Führungskräfte mit Verantwortung und Macht

Herford. So geht’s nicht weiter, das hat auch die Kaufland-Führungsetage mittlerweile verstanden. Nicht umsonst will das Unternehmen nach den enthüllten Hygienemissständen in zahlreichen deutschen Kaufland-Filialen, darunter auch hier bei uns in Herford, sowie in Bielefeld, im Kreis Gütersloh und vor allem in Detmold, bundesweit jährlich eine schier unfassbare Summe von 500 Millionen Euro in neue Kühlanlagen investieren. Und auch die angekündigten Grundreinigungen aller rund 770 Filialen sind ein wichtiger Schritt. Doch damit ist es nicht getan. Die führenden Kaufland-Köpfe müssen Macht und Entscheidungsgewalt abgeben, und zwar an die, die vor Ort den Hut aufhaben. Der Posten eines Filial-, Verkaufs-, Abteilungsleiters oder auch eines Marktmanagers darf nicht nur symbolischen Charakter haben, sondern muss mit echten Funktionen einhergehen. Bereits die &bdquo;Team Wallraff“-Reportage vor rund einer Woche hat gezeigt: Die Anweisungen kommen von ganz oben aus Neckarsulm. Die Chefs vor Ort, müssen sich dem beugen, was aus der Zentrale vorgegeben wird. Selbst Entscheidungen treffen und somit auf die Situationen in ihrem eigenen Laden passend reagieren, können und dürfen sie scheinbar nicht. Filialleiter haben kaum Macht, um sich gegen Missstände zu wehren Beispiel: In einem der durch die &bdquo;RTL“-Reporter überprüften Supermärkte war lediglich eine Reinigungskraft im Einsatz und musste sich um eine Fläche von rund 3.500 Quadratmetern kümmern. Das kann nicht funktionieren und hat, wie wir nun wissen, auch nicht geklappt.Und auch jetzt noch diktiert die Kaufland-Führung den heimischen Chefs, was sie zu tun und vor allem zu sagen haben. Der NW liegt ein internes Papier vor, mit Titel &bdquo;Kommunikation kritischer TV-Beitrag“. Dieses Dokument zeigt, welche Antworten die Filialleiter auf bestimmte Fragen geben sollen, wenn Kunden fragen. Dort stehen Sätze wie &bdquo;Sie können bei uns bedenkenlos einkaufen“ oder &bdquo;Im Umgang mit Lebensmitteln haben Frische, Sauberkeit und Hygiene für uns oberste Priorität“. Es wird sogar ganz detailliert nach Filialen unterschieden, die bereits neue Kühlgeräte haben und welche, bei denen ein Austausch erst noch ansteht. Die Führungskräfte in letzteren Filialen sollen antworten: &bdquo;Wir haben bereits vor der Berichterstattung unsere Reinigungsintervalle erhöht. Unsere Kühlmöbel werden nach und nach ausgetauscht.“ Zu den Hintergründen: &bdquo;RTL“ deckt Schimmelproblem in Herforder und Bielefelder Kaufland-Filialen auf Filialleiter sollen mit Floskeln Kunden beruhigen Haben Kunden dennoch Bedenken, so soll gesagt werden: &bdquo;Beschlagene Scheiben sowie auftretendes Kondenswasser haben keine Auswirkungen auf die Funktion der Geräte. Das stellen wir durch tägliche Kontrollen sicher.“ Auch die NW hat auf Nachfrage mehrerer Lokalredaktionen abgestimmte Statements bekommen. Exakt dieselben Zitate von unterschiedlichen Filialleitern sind schwer vorstellbar. Ob das die ehrliche Aufarbeitung ist, die die Kunden von Kaufland erwarten, ist fraglich. .responsive23-mUz9Z8WM3DoqDG5f-multimap-kaufland-rtl-stern { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-mUz9Z8WM3DoqDG5f-multimap-kaufland-rtl-stern { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-mUz9Z8WM3DoqDG5f-multimap-kaufland-rtl-stern { padding-top: 142.86%; } } Dabei muss es doch so weit gar nicht kommen und das zeigen gleich mehrere Paradebeispiele hier aus der Region: Seit Jahren schon gehören etwa die Edeka-Center, geführt von der Kaufmannsfamilie Wehrmann, zu den Aushängeschildern der Edeka-Gruppe. Für mittlerweile sieben Märkte ist die Familie im gesamten Kreis verantwortlich und schafft es immer wieder mit besonderen Aktionen in die Schlagzeilen. Nach Schimmelskandal: So regiert der Herforder Kaufland-Chef auf die Vorwürfe Flirten im Supermarkt: In Herford ist das möglich Zuletzt sind gleich drei ihrer Märkte zu Flirthotspots geworden, in denen Kunden sich einen pinken Einkaufskorb schnappen können und damit signalisieren: &bdquo;Ich bin auf der Suche nach einer Beziehung, sprich mich ruhig an“. Das Besondere: Die Familie Wehrmann ist zwar präsent, lässt aber zusätzlich den jeweiligen Filialleitern viel Spielraum und das mit Rückendeckung durch den großen Edeka-Konzern. An der Goebenstraße etwa ist Dirk Finke seit vergangenem Jahr Chef. Vorher war er bei der Real-Gruppe angestellt. Er sagt; &bdquo;Man merkt, dass man in einem Familienbetrieb tätig ist.“ Wege und Absprachen seien wesentlich kürzer und schneller umsetzbar. &bdquo;Es ist sehr angenehm, hier zu arbeiten.“ Mehr zum Thema: So werden drei Supermärkte in Herford und Hiddenhausen zu Flirt-Hotspots Und auch in Herfords Nachbarstadt Bielefeld zeigt sich, wie die Macht von heimischen Marktmanagern zum Erfolg führen kann. Rewe Quermann im Bielefelder Norden zählt schon länger zu den deutschlandweit besten Supermärkten. Einkaufen wird hier zum Erlebnis. Rewe-Konzern stemmt sich zunächst gegen Pläne der Familie Quermann Dass sie dort hingekommen sind, ist nicht selbstverständlich. Anfangs habe sich der Rewe-Konzern enorm skeptisch gegenüber ihren Ideen gezeigt, so das Ehepaar Ines und Rainer Quermann. &bdquo;Wir waren sehr experimentell unterwegs, was Rewe so nicht kannte“, sagen sie. Mittlerweile dient der Supermarkt als Showroom für unkonventionelle Konzepte und auch Ausstellungen von jungen Künstlern finden hier statt. Beide Beispiele zeigen: Chefs vor Ort müssen mehr Verantwortung erhalten, der große Kaufland-Konzern muss sich umstellen und umdenken, und zwar schnell. Die ersten 13 Minuten der &bdquo;Team Wallraff“-Reportage zum Nachschauen So sieht es in den anderen Kaufland-Märkten in OWL aus Auch in weiteren Kaufland-Supermärkten in Ostwestfalen-Lippe sind Hygienemängel durch die TV-Reporter festgestellt worden. Hier gibt es die Hintergründe: Kreis Gütersloh: Nach RTL-Enthüllungen: Das passiert jetzt mit den Kaufland-Supermärkten Detmold: Enthüllung zu Schimmel-Problem: So geht es bei Kaufland in Detmold weiter Kreis Höxter: Nach RTL-Enthüllungen: Was für die Kaufland-Filiale in Höxter geplant ist

Meistgelesen