Mehr als 100 Insolvenzverfahren in einem Jahr - So steht es um die Wirtschaft im Kreis Herford

Kreis Herford. Der amerikanische Präsident Donald Trump sorgt mit der Verhängung von Zöllen für Einfuhren von Produkten aus zahlreichen Ländern dieser Welt in die USA für große Turbulenzen in der Weltwirtschaft. Diese ist ohnehin seit geraumer Zeit unter Druck. Die Auswirkungen spüren auch zahlreiche Unternehmen im Kreis Herford, wie in ganz Ostwestfalen-Lippe. Ein konkreter Gradmesser für den Ernst der Lage ist die Entwicklung bei der Zahl der Insolvenzen. Auf Anfrage der Neuen Westfälischen legt die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld für diesen Bereich aktuelle Zahlen für das Jahr 2024 vor und zeigt die Entwicklung im Vergleich zum Jahr 2023 auf. Dazu sagt ein IHK-Sprecher: &bdquo;2024 hat es 112 Insolvenzverfahren von Unternehmen gegeben nach 91 im Vorjahr (plus 23,1 Prozent), davon wurden 65 eröffnet und 47 mangels Masse abgewiesen.“ 331 Anmeldungen von Handelsregisterfirmen stehen laut IHK 333 Abmeldungen gegenüber, hinzu kommen 992 Gewerbeanmeldungen von Kleingewerbetreibenden und 1.266 Abmeldungen, so dass sich hier jeweils ein negativer Saldo von minus 2 beziehungsweise minus 274 ergibt. Im Kreis Herford gibt es rund 10.000 Kleingewerbetreibende Größere Rückgänge wie etwa im Jahr 2021 bei den Kleingewerbebetrieben (KGT, minus -863) könnten dem Sprecher zufolge auch auf gezielte Bereinigungsaktionen der Gewerbeämter der Städte, unter anderem infolge der Corona-Pandemie zurückzuführen sein, zum Teil aber auch den Corona-Folgen geschuldet sein. &bdquo;Zu beachten ist zudem, dass Besitzer kleinerer Solaranlagen seit 2023 in der Regel kein Gewerbe mehr anmelden, was ebenfalls einen Einfluss zumindest auf die Zahl der Gewerbeanmeldungen bei den KGTs haben dürfte“, wie es heißt. Im Kreis Herford gibt es aktuell den Angaben zufolge insgesamt rund 6.270 Handelsregisterunternehmen und etwa 10.000 Kleingewerbetreibende. Grundsätzlich lasse sich nach Analyse der IHK-Experten Folgendes festhalten: &bdquo;Im Kreis Herford nimmt – auch unseres Gründerreports zufolge – seit 2019 die Zahl der Gründungen tendenziell ab, während andere Kreise hier wieder einen Aufschwung verzeichnen.“ Gründe könnten in der Demografie liegen (die Kreise Herford und Höxter sind bei der Bevölkerungsbetrachtung die beiden &bdquo;ältesten“ Kreise in Ostwestfalen, so der IHK-Sprecher). Der Kreis Paderborn, hier vor allem die Stadt Paderborn, und der Kreis Gütersloh hätten derweil vergleichsweise aktive Wirtschaftsförderungen und Angebote für Gründer. &bdquo;Paderborn mit der technisch geprägten Uni hat hier ohnehin Vorteile, die Stadt Paderborn dominiert bei den Zahlen auch deutlich den Kreis“, heißt es. Die Industrie steht in OWL vergleichsweise gut da Der Kreis Herford ist laut IHK &bdquo;wirtschaftlich immer noch recht monostrukturiert, hat überdurchschnittlich viel Industrie und davon viel rund um Möbelherstellung“. Da die Branche seit zwei Jahren mit deutlich rückläufigen Geschäften zu kämpfen hätten, könne das auch die Zahl der Insolvenzen und Gewerbeabmeldungen beeinflussen. Das lasse sich aus den Zahlen aber nicht abschließend belegen. &bdquo;Aus unserer langjährigen Betrachtung ist aber festzuhalten, dass der Kreis Herford im Vergleich der Kreise in Ostwestfalen sich eher weniger dynamisch entwickelt.“ Doch es gibt auch positive Aspekte, die sich aus den weiteren Kennzahlen der Wirtschaft im Kreis Herford ableiten lassen: &bdquo;Die Gesamtumsätze der Industriebetriebe mit mindestens 50 Beschäftigten beliefen sich 2024 im Wittekindskreis auf 6,975 Milliarden Euro, ein Rückgang um 5,4 Prozent zum Vorjahr.“ In Ostwestfalen insgesamt habe das Minus 9,1 Prozent betragen. &bdquo;Die Industrie im Kreis Herford steht damit also noch vergleichsweise gut da“, erklärt IHK-Geschäftsführer Götz Dörmann. Die Inlandsumsätze sanken den Angaben zufolge um 7,2 Prozent auf 4,289 Milliarden Euro. Die Auslandsumsätze fielen um 2,6 Prozent auf 2,756 Milliarden Euro, die Exportquote lag damit bei 38,5 Prozent (Ostwestfalen: 40,6 Prozent). Lesen Sie auch: &bdquo;Herford hinkt hinterher“ - Wirtschaft im Kreis schwächelt im Vergleich zu OWL &bdquo;Überdurchschnittlich gesunken ist im Kreis aber die Zahl der Industriebeschäftigten – um 3,6 Prozent auf 24.563 Mitarbeitende“, heißt es weiter. Mit einem Anteil von 38,9 Prozent an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Kreis bleibe die Bedeutung der Industriearbeitsplätze aber weiterhin hoch im Vergleich zu Ostwestfalen (33,6 Prozent) und vor allem Bund (26,8) und Land (24,9 Prozent). Zum Stichtag 30. Juni 2024 lag laut IHK die Gesamtzahl aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Kreis Herford mit 95.218 um knapp ein Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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