Erste legale Cannabis-Ernte in Sicht: Herforder Anbauverein vor Verkaufsstart

Herford. Das Licht ist hell am Boden des großen Pflanzzeltes. Ventilatoren surren, damit die Luft zirkulieren kann. Ein feiner, leicht süßlicher Geruch schwebt durch den Raum. Die ersten Hanfpflanzen des Anbauvereins &bdquo;Greengrow Herford“ gedeihen in sorgfältig aufgereihten Pflanzgefäßen. &bdquo;Wir sind froh, dass wir jetzt endlich welche haben“, sagt Vereinsgründer und -vorsitzender Kai Meißner. Es war ein langer und nicht immer einfacher Weg hin zur Gründung des Vereins, wie er in seinen Räumen in einem Gewerbegebiet im Kreis Herford erzählt. Am 18. Dezember 2024 erhielt der Verein von der Bezirksregierung Detmold die Lizenz für den gemeinschaftlichen Anbau von Cannabis für den Eigenkonsum. Seit dem 28. Mai des Vorjahres ermöglicht dies ein neues Bundesgesetz. Schon im April, als sich die Gesetzesänderung abzeichnete, hatte sich Meißner über das Thema Gedanken gemacht. &bdquo;Es ging darum, dass ich einem Verein beitreten wollte.“ Doch die Konzepte anderer Clubs sagten ihm zumeist nicht zu: Sie waren zum Teil in Ketten organisiert, so dass die Preise für Pflanzen und anderes Equipment vorgegeben gewesen seien. Andere Clubs wiederum forderten eine verbindliche Mitgliedschaft für ein Jahr. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Investment von 40.000 Euro So entschloss sich Meißner zur Eigengründung. Ein Schritt, der großen finanziellen Aufwand in Form von Krediten zur Folge hatte, wie er berichtet. &bdquo;Ich habe bisher rund 40.000 Euro investiert.“ Bis zur ersten Abgabe des Cannabis kämen wohl noch einmal 15.000 bis 20.000 Euro hinzu. Lesen Sie auch: Cannabis-Legalisierung: Was sich für Herforder Händler mit Hanfprodukten ändert Die erste Ernte sei für den Zeitraum zwischen dem 28. Februar und dem 13. März zu erwarten, die erste Abgabe des Cannabis voraussichtlich 20 bis 25 Tage danach. Denn zuvor muss der Verein das Cannabis im Labor auf den Gehalt von THC und CBD testen lassen. Erst danach kann die Abgabe an die derzeit 81 Vereinsmitglieder beginnen. Diese stammen keineswegs ausschließlich aus Herford, wie Meißner berichtet. Sie kommen auch aus der gesamten Umgebung, zum Beispiel aus Lage, Bielefeld, Vlotho, Bad Salzuflen oder Minden. Die Auflagen Das Genehmigungsverfahren durch die Bezirksregierung Detmold sei &bdquo;sehr angenehm“ gewesen, sagt Meißner. Die Experten dort seien jederzeit für Fragen offen gewesen. Der Weg hin zu einem genehmigungsfähigen Antrag sei durchaus anspruchsvoll. Zum Beispiel müsse jeder Anbauverein einen eigenen Präventionsbeauftragten haben. Diese Funktion habe er selbst übernommen. Auch interessant: Labor des Landeskriminalamts untersucht Drogen aus Hiddenhauser Cannabis-Plantage Einen entsprechenden Lehrgang zu finden, sei allerdings gar nicht so einfach gewesen. Dafür habe es zunächst nur Angebote in Schleswig-Holstein gegeben. &bdquo;Dann habe ich in Mannheim einen gefunden“, so Meißner. Die Kinderschutzdebatte und die Einhaltung entsprechender Vorschriften &bdquo;finde ich wichtig“, sagt der Clubchef, der selbst Vater von drei Kindern ist. Bei Festen, auf denen Kinder vor Ort sein könnten, &bdquo;will ich nicht, dass gekifft wird“. Kinderschutz besonders wichtig Meißner weist zugleich aber auch darauf hin, dass die Debatte zu diesem Thema nicht immer aufrichtig sei. &bdquo;Es kann nicht sein, dass jemand, der Alkohol trinkt, einem Kiffer sagt, das Kiffen sei schlecht“, findet Meißner. Aber natürlich müssten die Menschen wissen: &bdquo;Das ist eine Droge.“ Dementsprechend sei der Konsum in Maßen angesagt. Wussten Sie schon: Nach Cannabis-Legalisierung: So viele Häftlinge sind bislang in Herford freigekommen Zudem gebe es viele Missverständnisse beim Umgang mit Cannabis. &bdquo;Viele Menschen denken, wenn man sich Cannabispräparate verschreiben lässt, darf man unter diesem Einfluss auch Auto fahren.“ So zu denken, sei falsch. &bdquo;Das kann nicht sein.“ Dass aber durch die gesetzliche Erlaubnis zum Anbau von Cannabis durch lizenzierte Vereine das Autofahren unter Cannabis-Einfluss zugenommen habe, ist aus Meißners Sicht falsch. &bdquo;Das war schon lange so, es wurde nur nie getestet.“ &bdquo;Kämpfen hat sich gelohnt“ Ein bis zwei Zentimeter tief werden die Samen der Cannabispflanzen in die Pflanzerde eingebracht. &bdquo;Der große Anzuchtraum bekommt jetzt LED-Leuchten“, erzählt Meißner. Dieser Raum habe eine Fläche von 18 Quadratmetern; es gebe zwei weitere mit zwölf und neun Quadratmetern Fläche. Die Anzucht erfolge in Zelten, da dies &bdquo;vom Klima her einfacher“ sei. &bdquo;Wir brauchen 50 bis 58 Prozent Luftfeuchtigkeit, nachts auch bis 65 Prozent.“ Dafür sorgt eine an der Wand installierte, ebenfalls neu angeschaffte Luftbefeuchtungsanlage. Umluft durch Ventilatoren sei ebenfalls sehr wichtig, um Schimmelbildung bei den Pflanzen zu verhindern. &bdquo;Das sind die Erfahrungen, die die Vereine erst machen mussten“, so der gelernte Maschinenanlagenführer. Unter dem Strich gesehen ist Meißner froh über den gelungenen Start des Herforder Anbauvereins. Er sagt: &bdquo;Das Kämpfen hat sich gelohnt.“

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