Falsche Freundschaften: Wurde demenzkranker Rentner um Ersparnisse gebracht?

Herford. Eigentlich lebt ein 68-Jähriger bescheiden und zurückgezogen in einer Herforder Pflegeeinrichtung. Der Witwer ist auf einen Rollstuhl angewiesen, halbseitig gelähmt und hat aufgrund seiner Demenzerkrankung auch Sprachprobleme. Nun fallen seine beiden Söhne, die sich liebevoll um ihren Vater kümmern, aus allen Wolken: Binnen nur weniger Wochen hat der Mann seine gesamten Ersparnisse durchgebracht. Doch wer ist der Nutznießer? &bdquo;Mein Vater war immer sehr bescheiden, hat nie mit Geld um sich geworfen“, sagt Sohn Markus (alle Namen von der Redaktion geändert) im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. &bdquo;Als wir seine Kontoauszüge überprüft haben, sind wir aus allen Wolken gefallen“, so der 32-Jährige. Innerhalb nur weniger Wochen gab es immer wieder Bargeldabhebungen. Mal 500 Euro, mal 1.000 Euro, mal 2.000 Euro – insgesamt 21.000 Euro. &bdquo;Alles begann im November des letzten Jahres“, sagt sein zweiter Sohn Stefan. Gemeinsam seien Vater und Sohn zur Bank gefahren, um Geld abzuheben. &bdquo;600 Euro habe ich in seinem Beisein am Automaten abgehoben, ihm das Geld in seine Geldbörse gesteckt“, so Stefan weiter. Als der Sohn ihn am nächsten Tag im Pflegeheim besucht habe, sei das Geld verschwunden gewesen. Häufige Besuche von Unbekannten Eine Nachfrage beim Pflegepersonal ergab, dass er am Tag zuvor Besuch von neuen Freunden gehabt habe, die ihn in letzter Zeit regelmäßig aufsuchen würden. Insbesondere eine blonde Frau würde immer mal wieder vorbeischauen und sich um den Demenzkranken kümmern. &bdquo;Wir haben dann sein ganzes Zimmer auf den Kopf gestellt, doch das Geld blieb verschwunden“, so Stefan weiter. Stattdessen finden sich in seinen Jackentaschen plötzlich zahlreiche Quittungen aus verschiedenen Geschäften der Herforder Innenstadt. Lesen Sie auch: Leben mit Demenz: So offen geht ein Herforder Ehepaar mit der Erkrankung um &bdquo;Alleine in einer Parfümerie hat er an wenigen Tagen hintereinander die angesagtesten Herren- und Damendüfte gekauft“, so Sohn Stefan. &bdquo;Und das, ohne sich richtig artikulieren zu können“, berichtet er weiter. Doch im Zimmer seines Pflegeheims sind die Düfte nie angekommen. Permanente Bargeldabhebungen &bdquo;Mein Bruder und ich sind dann in verschiedene Geschäfte der Innenstadt gegangen, um nachzufragen, ob unser Vater vielleicht auch in anderen Geschäften in solchen Größenordnungen eingekauft habe. Immerhin haben wir die hohen Bargeldabhebungen ja auf dem Kontoauszug festgestellt“, sagt Markus. In einem Uhrengeschäft und bei einem Juwelier wurden die beiden Söhne fündig. Immerhin: Die goldenen Ringe, die er sich bei dem Juwelier kaufte, befinden sich noch im Tresor des Vaters. Doch 21.000 Euro, die in insgesamt 24 Abhebungen von seinem Konto ausgezahlt wurden, bleiben verschwunden. Auch interessant: Herforder Demenzberaterin gibt neun Tipps, wie wir das Risiko selbst senken können &bdquo;Wir sind absolut überzeugt davon, dass unser Vater um sein Erspartes gebracht wurde“, sagen Markus und Stefan. &bdquo;Seine Hilflosigkeit wurde ausgenutzt“, stimmt Stefan zu, der gemeinsam mit seinem Bruder den Vorfall bei der Polizei gemeldet hat und hofft, dass nun auch der Verbleib des Geldes ermittelt wird. Einen konkreten Verdacht, aber keinen Beweis Ob es für die Polizei entsprechende Ermittlungsansätze gibt, wird sich nun erst einmal herausstellen müssen. &bdquo;Grundsätzlich kann jeder mit seinem Geld machen, was er möchte“, sagt Polizeisprecher Hendrik Drawe im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Ein gleichwie gearteter Betrug sei in solchen Fällen, wenn überhaupt, dann nur sehr schwer nachweisbar. Und auch anderen Geschenke zu machen, sei schließlich nicht verboten, so Drawe weiter. Erst dann, wenn eine klare Betrugsabsicht durch Vortäuschen falscher Tatsachen vorliegt, würde das in den strafrechtlichen Bereich hereingehen. Die aber konkret und faktensicher nachweisen zu können dürfte schwierig werden, da sich der demenzkranke Mann nicht adäquat mitteilen kann. &bdquo;Wir haben einen konkreten Verdacht, welche Personengruppe ihn mutmaßlich ausgenommen hat“, sagt Markus. Seinen Recherchen zufolge soll die Gruppe aus dem Bettler-Milieu stammen. Einen Beweis dafür gibt es aber bislang nicht. Die beiden Söhne wollen auch auf eigene Faust weiter recherchieren, sofern ihnen die Polizei nicht helfen kann. &bdquo;Unserem Vater geht es nicht gut, er weint häufig“, so Stefan. &bdquo;Er versteht gar nicht, was um ihn herum passiert“, führt er weiter aus. &bdquo;Wir lassen die Sache nicht auf sich beruhen, schließlich geht es um unseren Vater“, zeigt er sich zuversichtlich, den oder die Nutznießer der Ersparnisse früher oder später zur Rede stellen zu können. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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