Bundesweite Polizei-Razzia: 36-jähriger Herforder landet in U-Haft – auch Bielefeld im Fokus

Herford/Bielefeld/Bückeburg. Sie sollen mit sogenannten Blitzeinbrüchen zahlreiche Tankstellen und Kioske in Niedersachsen und womöglich auch Ostwestfalen heimgesucht haben. Dabei haben sie nicht lange gefackelt. Mit gehörig Lärm geht es rein und innerhalb weniger Sekunden mit der Beute wieder raus. Den Tätern geht es um Zigaretten und Tabakwaren. Nun ist eine niedersächsische Ermittlungskommission der mutmaßlich zehnköpfigen Bande auf die Spur gekommen. Am Dienstag nahm sie einen der Köpfe der Bande in Herford fest. Die in Niedersachsen von langer Hand vorbereitete, bundesweite Razzia startete gegen 4 Uhr morgens. Plötzlich rollten zahlreiche Polizeibullis an – Mit einer Ramme verschaffen sich Einsatzkräfte der sogenannten Beweis- und Festnahmeeinheit (BFE) Zutritt zu einer Wohnung im ersten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses. Auch ein roter Golf, der mit platten Reifen vor dem Gebäude stand, wurde durchsucht. Insgesamt stürmen die Beamten 15 Wohnungen in Hameln, Berlin, Brandenburg und eben in den ostwestfälischen Nachbarstädten Herford und Bielefeld. Anlass für den Einsatz mit rund 300 Polizeibeamten seien die Ermittlungen gegen zehn Beschuldigte wegen des gewerbsmäßigen und strukturierten schweren Bandendiebstahls von Tabakwaren aus insbesondere Tankstellen und Supermärkten, erklärte später Polizeisprecherin Janet Rehburg von der Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg. Festnahme eines der vier Hauptverdächtigen in Herford Update, 8. Januar: Bei den ermittelten Beschuldigten handele es sich um zehn Männer im Alter von 36 bis 64 Jahren, von denen die Beamten vier am Dienstagmorgen antrafen und festnahmen. Einer der mutmaßlichen Köpfe der Bande – ein 36-jähriger Mann – wurde in seiner Herforder Wohnung festgenommen. Darüber hinaus wurden zwei Männer ohne festen Wohnsitz in Deutschland festgenommen und ein 45-jähriger Mann aus Hameln. Das bestätigte am Mittwoch Oberstaatsanwalt Nils-Holger Dreißig, Sprecher der ermittelnden Anklagebehörde in Bückeburg. Noch im Laufe des Tages habe ein Haftrichter für die vier Beschuldigten Untersuchungshaft angeordnet. Zwei weitere Personen seien nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder entlassen worden, hieß es. &bdquo;Die durch die Taten entstandenen Schäden summieren sich insgesamt zu einem Millionenschaden“, berichtete Rehburg in der Pressemitteilung. 40 Asservate in Kisten und Säcken werden beschlagnahmt Welche Tatbeiträge der Herforder innerhalb der Bande beigetragen haben soll, sei aktuell noch Gegenstand der Ermittlungen, so Dreißig. Vor Ort wurden 40 Asservate sichergestellt, die in blauen Müllsäcken und Kisten abtransportiert wurden. Um was für Asservate es sich konkret gehandelt hat, wurde aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht mitgeteilt. Lesen Sie auch: Kiosk-Razzia in Herford: Gefährliche Böller, unversteuerte Zigaretten und verbotene Vapes verkauft In der Polizeimeldung aus Nienburg heißt es weiter: &bdquo;Innerhalb einiger Durchsuchungsobjekte sowie in der unmittelbaren Nähe konnten mögliches Beweismaterial in Form von Tabakwaren, Bekleidung, mobilen Endgeräten, Bargeld, ein Kurzwaffenmagazin mit vermeintlich sieben scharfen Patronen und drei Pkw aufgefunden werden. Die drei Pkw wurden mit dem Ziel der Vorbereitung der Einziehung beschlagnahmt. Im Rahmen der polizeilichen Maßnahmen wurden durch das Amtsgericht Bückeburg ferner zwei weitere Durchsuchungen für ein Wohnhaus und einen Pkw angeordnet, wobei im durchsuchten Pkw unter anderem weiteres Diebesgut in Form von Tabakwaren aufgefunden werden konnte“. Vier Mannschaftswagen zu Besuch in Bielefeld Auch das Herforder Ordnungsamt wurde am Ende der Maßnahme hinzugezogen. Gegen 12 Uhr erschien schließlich ein Schreiner vor Ort, um die aufgebrochene Wohnungstür des Tatverdächtigen zu reparieren. Verletzt wurde bei dem Einsatz offenbar niemand. Auch im Bielefelder Osten wurde eine Wohnung durchsucht. Hier habe es aber keine Festnahme gegeben, sagt der Oberstaatsanwalt am Mittwoch. Hier sei nur durchsucht worden. Vermutlich deshalb seien die Schäden an den beteiligten Türen geringer ausgefallen, als in Herford. Hier zeugten lose Schrauben und Nägel an den Zargen vom mutmaßlichen Einsatz eines Stemmeisens zum Öffnen ohne Schlüssel. Ein NW-Leser hatte sich über die Mannschaftswagen der Polizei mit Kennzeichen aus Hannover gewundert. Die Bielefelder Polizei war informiert, aber nicht involviert in den Einsatz, die Beamten aus Niedersachsen erledigten den Job selbstständig, wie es hieß. Und in Bielefeld auch ziemlich unauffällig, da nur wenige Nachbarn des betroffenen Mehrfamilienhauses am östlichen Rand des Zentrums etwas von dem Einsatz mitbekamen. Und die Bewohner des Altbaus schon gar nicht – zumindest formulierten oder signalisierten sie es so. Auch am Mittwoch dauerten die Ermittlungen noch an, ebenso die Auswertung der sichergestellten und beschlagnahmten Gegenstände.

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