Prostitution Thema im Museum

Foto-Ausstellung in Herford zeigt Realität der Prostitution

Das Städtische Museum und die Städtegruppe Herford von Terre Des Femmes zeigen die Foto-Ausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“.

Die Vlothoerin Anita Hopf-Kordes inszeniert einen Schminktisch als Arbeitsplatz der Prostituierten. Im Spiegel sind Arbeiten der gesichtslos-Serie zu sehen. | © Ralf Bittner

Ralf Bittner
09.10.2024 | 09.10.2024, 12:47

Herford. Die Foto-Ausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“ wirft einen Blick hinter die Fassade des Geschäftes mit dem weiblichen Körper. „Hinter der Fassade verbergen sich mafiöse Strukturen und ein kriminelles Milieu, in dem Unmengen von Geld verdient wird – von den Frauen allerdings am allerwenigsten. Und wir wollen, dass das aufhört“, sagt Ella Kraft von der Städtegruppe Herford von Terre Des Femmes (TDF) bei der Vorstellung der gleichnamigen Ausstellung.

TDF und Städtisches Museum haben die von der diakonischen Beratungsstelle Amalie Mannheim und in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim konzipierte Ausstellung ins Städtische Museum geholt.

Ausgehend von den Erfahrungsberichten betroffener Frauen begleitete der Fotograf Hyp Yerlikaya die Frauen von Amalie zwei Jahre lang mit der Kamera. 40 der dabei entstandenen Schwarz-Weiß-Fotografien sind von Sonntag, 6. Oktober, bis zum 1. Dezember, im Daniel-Pöppelmann-Haus zu sehen.

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In Texten kommen die Frauen selbst zu Wort

Frauen in der Prostitution sind täglich damit konfrontiert, ihre wahre Identität zu verbergen. In der Gesellschaft verstecken sie ihr Gesicht, träumen „gesichtslos“ von einem anderen Leben. Die Anonymität und der Schutz der Abgebildeten werden durch das Tragen weißer Masken gewahrt. Durch diese Inszenierung entstanden Fotos ohne jeden Voyeurismus. In den Ausstellungstexten kommen die Frauen selbst zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen, Ängsten, Sorgen, aber auch Träumen und Hoffnungen.

Die Terre des Femmes Gruppe im Kreis Herford um Ella Kraft (l.) und Sonja Langkafel vom Städtischen Museum (3. v. l.) holten die Ausstellung nicht zufällig nach Herford. Der Kreis gilt als Hochburg der Prostitution im Land. - © Ralf Bittner
Die Terre des Femmes Gruppe im Kreis Herford um Ella Kraft (l.) und Sonja Langkafel vom Städtischen Museum (3. v. l.) holten die Ausstellung nicht zufällig nach Herford. Der Kreis gilt als Hochburg der Prostitution im Land. | © Ralf Bittner

Zwei Arbeiten lokaler Künstlerinnen ergänzen die Ausstellung. „Sexarbeit – Prekäre Räume“ hat Susanne Albrecht ihre Installation genannt. „Schminktisch. Prostitution – (k)ein Beruf wie jeder andere“ heißt die Installation der Vlothoerin Anita Hopf-Kordes. Die zeigt den Schminktisch als Ort, wo die Frauen sich nach den Wünschen der Freier verwandeln. Typische Medikamente in den Schubladen verweisen außerdem auf die gesundheitlichen Risiken des Berufs.

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Dass die Ausstellung in den Kreis Herford geholt wurde, ist kein Zufall, gelten doch Ostwestfalen und speziell der Kreis Herford als Hochburg der Prostitution in Nordrhein-Westfalen und Deutschland als das „Bordell Europas“, so Kraft weiter. 18 angemeldete Bordelle gebe es im Kreis, 5 oder 6 davon in der Stadt Herford. Ein weiteres halbes Dutzend sollen beantragt sein und werden – da die Gesetzeslage das zulässt – wohl auch genehmigt werden.

Organisatorinnen setzen auf Ächtung der Prostitution nach „Nordischen Modell“

Das 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz sollte eigentlich die Situation der Frauen verbessern, habe aber stattdessen teils neue Möglichkeiten entstehen lassen, sie auszubeuten und zu erpressen. Die Organisatorinnen setzen daher auf einen langfristigen gesellschaftlichen Wandel zur Ächtung der Prostitution und ein Gesetz nach dem sogenannten „Nordischen Modell“.

Das setzt auf Entkriminalisierung sich prostituierender Menschen und Hilfe bei Ausstieg und Rehabilitation, Kriminalisierung aller Profiteure von Freiern, Zuhältern, Bordellbetreibenden bis zu Menschenhändlern. Begleitet werden die Maßnahmen von Prävention und Bildung. „Wir möchten, dass die Nachfrage aufhört“, sagt Kraft.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei

Begleitet wird die Ausstellung von zahlreichen Veranstaltungen zu verschiedenen Aspekten des Themas. Das Programm kann als PDF von der Seite poeppelmannhaus.de/ausstellungen/sonderausstellung heruntergeladen werden.

Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 6. Oktober, um 11.30 Uhr im Daniel-Pöppelmann-Haus, Deichtorwall 2. Zu sehen ist sie dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt frei, Spende erbeten. Kostenfreie Führungen für Schulklassen und kostenpflichtige Sonderführungen nach Vereinbarung gibt es unter info-stadtmuseum@herford.de oder Tel. 05221 189689. Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Begleitband im Nünnerich-Asmus Verlag erschienen.

Die Herforder TDF-Gruppe hat sich 2019 gegründet und besteht aus zwölf Frauen, die sich mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz für die Umsetzung der Frauenrechte engagieren. Kontakt via E-Mail an herford@frauenrechte.org.