Verzweifelte Eltern, reduzierte Öffnungszeiten: Wie viel Geld fehlt den Herforder Kitas?

Herford. Kurzfristig eine Lösung für die Kinderbetreuung finden zu müssen, ist für Eltern von Kitakindern mittlerweile keine Seltenheit mehr. Denn immer mehr Kitas können nur noch das Minimum an Personal bieten. Bei Krankheit oder Fortbildungen gibt es keinen Ersatz – Gruppen werden geschlossen. Die Stadt hat nun eine Idee, wie es weitergehen könnte. Laut Patrick Puls, Dezernent für Bildung, Jugend und Soziales, sei dieses Problem &bdquo;landauf, landab dasselbe“, wie er in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses erklärte. Es fehlt Geld, um die Kitas am Laufen zu halten. Landesweit haben Kommunen und Kitas die Landesregierung um Hilfe gebeten, seit Monaten gibt es Proteste – ohne Erfolg. Lange wird auch schon im Herforder Jugendhilfeausschuss über das Problem gesprochen. Die chronische Unterfinanzierung hat seit geraumer Zeit Konsequenzen, die sich weiter zuspitzen: Zwei Träger haben die Kosten des laufenden Betriebs und auch die Personalkosten reduziert. Heißt für Eltern: Die Kitas schränken ihre Öffnungszeiten ein. Kinderfreibetrag, Unterhalt, Elterngeld: Das ist neu für Familien mit Kindern in diesem Jahr Wenn Kita-System kollabiert, leidet auch die Herforder Wirtschaft Für Eltern bedeutet das weniger Flexibilität: Sie können zwar immer noch die gebuchten Betreuungszeiten in Anspruch nehmen, aber nur noch in einem beschränkten Zeitrahmen. Wer sein Kind zum Beispiel später bringt, weil der Arbeitstag erst um 9 Uhr beginnt, kann es dafür nicht später abholen. Für Eltern ein Dilemma. Und irgendwann auch für die Herforder Wirtschaft, wie Puls betont: &bdquo;Wenn das System kollabiert, kommen die Menschen nicht mehr zur Arbeit.“ Für Dezernent Puls steht die gesamte Kita-Landschaft in Herford derzeit an einem Scheideweg. Die Stadt hat daher alle Träger zu einem Kita-Gipfel eingeladen. Denn bislang weiß offenbar niemand, wie viel Geld denn nun fehlt: &bdquo;Die Zahlen müssen auf den Tisch“, sagt Patrick Puls. Und weiter: &bdquo;Ich hoffe, dass wir nach der Sommerpause Zahlen, Daten, Fakten nennen können.“ Ist eine Summe erst einmal benannt, könnte die Stadt über Lösungen zur Finanzierung nachdenken – und möglicherweise selbst einspringen. So geht eine andere Kita mit dem Thema um: Eltern bezahlen weniger, wenn sie ihr Kind früher abholen Frühkindliche Bildung in der Kita besonders wichtig Für Eltern wäre das ein Hoffnungsschimmer. Denn: &bdquo;Eltern stehen massiv unter Druck. Dieser Druck muss aufgefangen werden“, forderte daher auch Meike Voßmerbäumer (CDU). Ein solches strukturelles Problem könne nicht sofort gelöst werden, aber mit dem Kita-Gipfel sehe sie die Stadt auf einem guten Weg: &bdquo;Wir dürfen nicht vergessen, dass gerade frühkindliche Bildung in der Kita besonders wichtig ist.“ Wie immens der Druck auch aufseiten der Kita ist, berichtete Dana Kuntemeier-Wolff (SPD): &bdquo;Aktuell sitzen wir in einem Dilemma, wie es schlimmer nicht geht. Jede Kita bangt: Welche Kollegin meldet sich jetzt wieder ab? Montags ist immer der schlimmste Tag, weil man nicht weiß, wie wenig Personal man für den Rest der Woche hat.“ Die Finanzsituation zwinge Eltern außerdem dazu, anders auf die Kita-Wahl zu schauen. Denn bei den städtischen Kitas, immerhin fünf, gibt es einen Pool von Springerkräften, die aushelfen können. Die freien Träger haben das nicht: &bdquo;Eltern sollten nach Interesse, nach Schwerpunkt der Kita oder auch Wohnortnähe wählen“, sagt sie: &bdquo;Das muss weiterhin gesichert werden.“ Mehr zum Thema: Tagesmütter am Limit - &bdquo;Ich traue mich kaum, krank zu sein“ Eltern haben Rechtsanspruch auf Kita-Platz DRK-Geschäftsführer Ralf Hoffmann sieht das Land in der Pflicht, meint aber auch: Die Kita-Finanzierung wurde &bdquo;von Schwarz-Gelb zu Grabe getragen“ (2017-2022). Er fragt sich: &bdquo;Wie kann es sein, dass eine Landesregierung sich weigert, zur Kenntnis zu nehmen, dass nicht nur pädagogische Fachkräfte, sondern auch Eltern, Träger und die Wohlfahrtsverbände Sturm laufen?“ Am Ende haben die Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Was, wenn die freien Träger ihre Kitas dichtmachen? Dann muss die Stadt Herford einspringen. &bdquo;Was würde das die Stadt kosten? Wie soll sie das schaffen“, fragt Hoffmann weiter. &bdquo;Wir als freie Träger können irgendwann sagen, wir hören auf, die Stadt aber nicht“, verdeutlicht er den Politikern die Situation. Wie viel Geld fehlt den 37 Kitas in Herford? Zudem sei es zwar richtig, dass man den Fehlbetrag jetzt ermittle. Aber: &bdquo;Wir müssen uns einigen auf Standards und Leistungen. Wenn die Stadt Herford Geld gibt, muss sie sagen, wofür. Für eine Fachkraft? Eine Ergänzungskraft? Für welche Inhalte?“ Immerhin gibt es einen Fahrplan: Der Kita-Gipfel soll zeitnah stattfinden. Wenn noch vor den Sommerferien Zahlen für die 37 Kitas feststehen, kann die Verwaltung das Problem neu angehen.

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