Kindergärten

NRW steckt sechs Milliarden Euro für frühkindliche Bildung – weiter häufig Notbetreuung in Kitas

Zum 1. August erhöht das Land die Mittel, die ein Träger pro betreutem Kind erhält. Programme wie die Sprach-Kitas und die Kita-Helfer werden bis 2029 finanziert.

Kinder haben in einem Kindergarten farbige Abdrücke ihrer Hände auf einem Fenster hinterlassen. | © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/

31.07.2025 | 31.07.2025, 11:36

Düsseldorf (epd/dpa). Die NRW-Landesregierung wird im kommenden Haushaltsjahr die Mittel für die frühkindliche Bildung weiter erhöhen. Fast 370 Millionen Euro zusätzlich stünden 2026 zur Verfügung, teilte das NRW-Kinder- und Jugendministerium am Donnerstag in Düsseldorf mit. In Summe investiere das Land damit knapp sechs Milliarden Euro in die frühkindliche Bildung.

Zum 1. August erhöht das Land den Angaben zufolge die Kindpauschalen, also die Mittel, die ein Träger pro betreutem Kind erhält, um fast 9,5 Prozent. Ziel dieser Dynamisierung sei es, die Realkosten weiter abzubilden und auszugleichen. „Es ist mein Anspruch, dass wir für Kinder, ihre Eltern und die Beschäftigten auch im kommenden Jahr mehr Stabilität und Verlässlichkeit in der frühkindlichen Bildung erreichen“, sagte Ministerin Josefine Paul (Grüne). Gemeinsam mit den kommunalen und freien Trägern, den Beschäftigten, den Eltern und der Bundesregierung sollten Schritt für Schritt „Verbesserungen für das System“ erarbeitet werden.

Für Programme wie die Sprach-Kitas und die Kita-Helfer sei zudem eine weitere Finanzierung bis 2029 vorgesehen, hieß es. Seit Einführung des Programms der Kita-Helferinnen und -Helfer seien rund 660 Millionen Euro zusätzlich zu den Kindpauschalen von den Trägern abgerufen worden. Ziel sei es, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglichst allen Kitas die Möglichkeit zu eröffnen, von dem Programm zu profitieren.

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Bis zu 900 Ausbildungsplätze können bezuschusst werden

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, fördere die Landesregierung weiterhin die praxisintegrierte Ausbildung von Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern, hieß es. Insgesamt rund elf Millionen Euro stelle das Land den Trägern im Zeitraum von 2025 bis 2026 zur Verfügung. Bis zu 900 Ausbildungsplätze könnten damit bezuschusst werden.

Auch die Reform des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) möchte die Landesregierung weiter voranbringen. Zentrales Ziel der Reform sei es, die Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen zu stabilisieren und ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot in der frühkindlichen Bildung zu schaffen. Dazu sollten vor allem die Fachkräftesituation verbessert, Bürokratie abgebaut und Förderungen konzentriert werden.

Personalnot in den Kitas hält an

Geschlossene Gruppen, verkürzte Öffnungszeiten, kurzfristige Kita-Schließungen: Im abgelaufenen Kindergartenjahr haben sich die Einschränkungen durch Personalnot nicht gebessert. Zwischen August 2024 und Juli 2025 meldeten die Einrichtungen rund 34.000 Mal personelle Unterbesetzungen, wie aus Daten hervorgeht, die das Familienministerium auf dpa-Anfrage zur Verfügung gestellt hat.

In der überwiegenden Zahl der Fälle gaben die Kitas kurzfristige Erkrankungen bei den Erzieherinnen und Erziehern als Grund an, sagte eine Sprecherin. Entsprechend häufig waren die Ausfälle in der Erkältungszeit: Im November und im Februar gab es mit jeweils mehr als 4.400 Meldungen besonders viele Probleme.

Was passiert bei Personalnot?

Sind Kitas unterbesetzt, reduzieren sie besonders häufig ihre Öffnungszeiten oder betreuen übergangsweise nicht alle Kinder, die einen Platz haben. Knapp mehr als 1.000 Mal kam es aber auch vor, dass Kitas komplett dicht gemacht wurden, wenn die Erzieher fehlten. Dass einzelne Gruppen geschlossen werden, kam weitaus häufiger vor.

Laut Familienministerium geben auch zahlreiche betroffene Kitas den Jugendämtern gegenüber an, dass Eltern gebeten werden, ihre Kinder früher abzuholen, dass Überstunden geleistet werden oder Familien sich abwechseln, welches Kind wann betreut wird.

Im Kitajahr 2023/24 hatten die Zahlen auf einem ähnlich hohen Niveau gelegen. Das Familienministerium wies allerdings darauf hin, dass die Erfassung der Meldungen keine statistische Funktion habe. Seit Anfang Oktober 2024 werden die Angaben landesweit einheitlich online erfasst – in leicht abgewandelter Form, was die Vergleichbarkeit erschwert.

Lockerung bei der Personalverordnung soll Betrieb flexibler machen

Um die angespannte Personalsituation in den Kitas abzumildern und dem Betreuungsbetrieb mehr Flexibilität zu geben, setzte die Landesregierung eine neue Personalverordnung in Kraft. Die Lockerungen bei den Vorgaben für Personal sollen es bei Engpässen ermöglichen, Ergänzungskräfte aus anderen pädagogischen Bereichen flexibler einzusetzen.

Die kommunalen Jugendämter in NRW haben laut Familienministerium für das neue Kita-Jahr 759.018 Plätze in Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege angemeldet. Davon seien 216.162 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren und 542.856 Plätze für die Ü3-Betreuung vorgesehen. Insgesamt verfügt Nordrhein-Westfalen den Angaben zufolge aktuell über rund 11.000 Kindertageseinrichtungen.