Wie Herbert Even bei den Herforder Grünen fehlt - und wie es dennoch weitergeht

Herford. Er fehlt, auch wenn sein Foto auf einem kleinen Tischchen neben dem großen Versammlungstisch in der Geschäftsstelle der Herforder Grünen steht: Herbert Even, der am 9. Januar dieses Jahres im Alter von nur 68 Jahren einer schweren Krankheit erlag, die er schon überwunden glaubte, hat die Arbeit der Herforder Grünen fast von Beginn an geprägt. &bdquo; Herbert war immer bereit zu diskutieren, hatte immer eine klare Meinung, er war beharrlich und verlässlich. Er war oft unser Kompass“, heißt es in einem Nachruf, den Kreis- und Stadtverband der Grünen im Internet veröffentlichten. Und weiter: &bdquo;Wir sind dankbar für die Zeit mit ihm.“ Doch wie geht es nun weiter ohne &bdquo;den Frontmann“ der Herforder Grünen, wie Ulrike Blucha vom Vorstand des Stadtverbandes ihn bezeichnet? &bdquo;Allerdings haben wir immer schon im Team an Sachen gestrickt - auch als Herbert noch da war.“ Auch wenn Even in der Öffentlichkeit häufig als Gesicht der Herforder Grünen wahrgenommen worden sei - nicht zuletzt, weil er 2020 ja auch für das Bürgermeisteramt kandidiert habe -, so hätten auch andere im Hintergrund immer schon inhaltlich viel getan. Dennoch: Even fehlt. Darüber sind sich alle Mitglieder des Vorstandes und des erweiterten Vorstandes im Stadtverband einig. &bdquo;Es geht aber weiter - nicht besser, nicht schlechter, sondern anders“, sagt Irene Broßeit, Fraktionssprecherin der Grünen im Herforder Stadtrat. Herbert Even hat vor allem den Umgang miteinander geprägt Nach einer angemessenen Zeit der Trauer - denn Herbert Even sei noch bis kurz vor Weihnachten online bei allen wöchentlichen Treffen dabei gewesen und dann doch ziemlich plötzlich verstorben - funktioniere alles schon wieder ziemlich gut. &bdquo;Nicht zuletzt deshalb, weil Herbert uns alle und den Umgang miteinander geprägt hat und wir darauf zurückgreifen können.“ Die wöchentlichen Treffen zum Beispiel, jeden Montag in der Geschäftsstelle an der Clarenstraße, zu denen auch Parteilose, die Interesse haben, willkommen sind und in denen offen diskutiert und basisdemokratisch entschieden werde, seien Herbert Even immer sehr wichtig gewesen, weiß Johannes Ridderbusch, der sich mit Irene Broßeit den Posten des Stadtverbands-Sprechers teilt. &bdquo;Herbert hat uns vor allem geprägt, was den Umgang miteinander angeht und auch in der Diskussionskultur. Trotz aller unterschiedlichen Positionen hat er immer darauf geachtet, dass es schlussendlich zu einem Konsens kam - auch für die Wirkung nach außen“, so Ridderbusch. Fertigkeiten tauchen auf, die vorher nicht abgerufen werden mussten Die Themen, die der Stadtverband aktuell auf der Agenda hat, sind fast alle noch mit Herbert Even mit angestoßen worden. Ob der Wohnungsnotstand und das Ziel, für mehr Verdichtung in vorhandenen Gebieten und durch Mehrgeschossigkeit auch in neuen Wohngebieten zu sorgen, um ein Ausbreiten in die Fläche zu vermeiden, die mit dem neuen Haushalt anstehenden Kürzungen im sozialen Bereich, gegen die angegangen werden soll, der Fokus auf das Entstehen bezahlbaren Wohnraums oder das Vorantreiben der Mobilitätswende in Herford - Herbert Even hat immer hartnäckig, aber auch besonnen die grünen Themen in der Stadt eingebracht. &bdquo;Das werden wir weiter so machen“, so Broßeit. Der Stadtverband habe viel Wissen und Qualifikation in seinen Reihen - man werde die Zuständigkeiten jetzt allerdings auf mehrere Schultern verteilen. &bdquo;Herbert hat mit seinem großen Wissens- und Erfahrungsschatz viel übernommen und wir haben das gerne angenommen. Aber für eine oder einen alleine sind diese Fußstapfen zu groß“, so Broßeit weiter. &bdquo;Wir müssen einfach neue Fußstapfen machen.“ Bereits in den Haushaltsberatungen habe sich gezeigt, dass Talente und Fertigkeiten in den Reihen der Herforder Grünen vorhanden seien, die vorher einfach nicht hätten abgerufen werden müssen, weil Herbert Even ja da war, ergänzt Ridderbusch. &bdquo;Herbert war ein Zahlenmensch durch und durch. Aber jetzt können auch andere übernehmen.“ Ein weiterer Verlust liegt noch nicht lange zurück Vor nicht allzu langer Zeit hatte der Stadtverband der Grünen schon einmal einen herben Verlust erleben müssen. Im Juni 2021 war Angela Schmalhorst, Gründungsmitglied der Herforder Grünen und ebenfalls über Jahrzehnte Fraktionssprecherin im Stadtrat, gestorben. &bdquo;Das waren jetzt zwei Einschnitte, sowohl menschlich als auch politisch. Aber die beiden haben uns viel mitgegeben“, so Ridderbusch. Im Sommer wird nun der Stadtverbands-Vorstand neu gewählt und in diesem Zuge auch die aufgrund von Herbert Evens Tod derzeit unbesetzte sechste Position im Vorstand wieder neu besetzt. Und spätestens zur Kommunalwahl im kommenden Jahr wird sich dann die Frage stellen, ob es ein neues Gesicht, eine neue Frontfrau oder einen Frontmann der Herforder Grünen geben wird - auf den Wahlplakaten in der Stadt. &bdquo;Aber so weit sind wir noch nicht“, sagt Irene Broßeit.

Meistgelesen