Polizei Herford legt Kriminalstatistik vor: Straftäter werden immer jünger

Kreis Herford. Eine sinkende Zahl der Straftaten generell, eine verbesserte Aufklärungsquote und ebenfalls sinkende Zahlen im Deliktsfeld der &bdquo;Kinderpornografie“: Beim Blick auf die puren Daten der Kriminalstatistik für das Jahr 2023 ist für den Kreis Herford ein durchaus positiver Trend zu erkennen. Während im Land Nordrhein-Westfalen die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten im Vergleich zu 2022 um 3,38 Prozent gestiegen ist, ebenso im Regierungsbezirk Detmold (+4,07 Prozent), so kann der Kreis Herford mit -2,88 Prozent aufwarten. Gleichzeitig liegt die Aufklärungsquote mit 58 Prozent um 3,65 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. &bdquo;Das ist wirklich ein guter Wert“, lobte Landrat Jürgen Müller bei der Bekanntgabe der Kriminalstatistik. &bdquo;Herford ist eine der kleineren Polizeibehörden in NRW, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.“ Die Verteilung der bekannt gewordenen Straftaten im Kreis Herford im Jahr 2023 zeigt, dass die Rückgänge in Hiddenhausen (-27,7 Prozent; -210 Fälle), Vlotho (-13,68 Prozent; -94 Fälle), Spenge (-12,14 Prozent; -50 Fälle) und Löhne (-8,54 Prozent; -162 Fälle) besonders stark ausgefallen sind. Lediglich in Herford (+3,46 Prozent; +173 Fälle), Bünde (+1,02 Prozent; +21 Fälle) und Enger (+1,7 Prozent; +10 Fälle) sind kleinere Anstiege zu verzeichnen. Politische Weltlage führt zu Mehrbelastung der Polizei Der Chef der Herforder Polizei, Polizeidirektor Uwe Köhler, wies im Zusammenhang mit der sinkenden Zahl der Straftaten auch auf die &bdquo;extrem hohe Belastung in allen Bereichen durch die politische Weltlage“ hin. Die Polizei sei durch die Lage im Gazastreifen oder den Ukrainekrieg verstärkt mit Aufgaben wie Objektschutz oder Präventivmaßnahmen beschäftigt. Vor diesem Hintergrund sei es bemerkenswert, dass der Kreis Herford bei den Fallzahlen und auch im Bereich der Aufklärungsquote an der Spitze liege. Auffällig bei allen positiven Trends ist die Täterstruktur, die Kriminalhauptkommissar Detlef Oertel vorstellte. 5.644 Tatverdächtige sind im Jahr 2023 ermittelt worden, davon 4.251 männliche (75,32 Prozent) und 1.393 weibliche (24,68 Prozent). &bdquo;Von allen ermittelten Tatverdächtigen fallen 23 Prozent in den Bereich der Jugendkriminalität, bei den unter 21-Jährigen ist also weiterhin ein Anstieg zu verzeichnen.“ Die Straftäter würden insgesamt immer jünger, das sei allerdings ein gesamtgesellschaftliches Problem, bestätigte auch der Leiter der Direktion Kriminalität, Andreas Meyer. &bdquo;Eine große Rolle spielt dabei das Handy. Heute müssen Jugendliche nicht mehr in den Supermarkt gehen, um Kaugummis zu klauen. Sie können Straftaten zu Hause vom Handy aus begehen.“ Gewaltdelikte auch bei 6- bis 14-Jährigen zu verzeichnen Näher aufgeschlüsselt zeigen die Zahlen vor allem bei den Jüngsten einen starken Anstieg, wie Oertel errechnet hat: &bdquo;Legt man einen Fünf-Jahres-Mittelwert von 2019 an zugrunde, so gibt es bei den 6- bis 14-Jährigen einen Anstieg der Straftaten um 89 Prozent. Bei den 14- bis 18-Jährigen liegt er bei 34 Prozent. Nahezu gleichbleibend sind die Zahlen bei den 18- bis 21-Jährigen.“ Und auch bei den Jüngsten handele es sich nicht nur um Taten aus dem Bereich &bdquo;jugendlicher Leichtsinn“, sondern es seien durchaus auch Gewaltdelikte dabei, so Meyer. Die Herforder Kreispolizeibehörde hat bereits auf diesen Trend reagiert und nimmt seit Januar 2024 am präventiven Projekt &bdquo;Kurve kriegen“ des NRW-Innenministeriums teil. Gemeinsam mit zwei pädagogischen Fachkräften und einer Kraft aus der Justizvollzugsanstalt wird hier gezielt daran gearbeitet, so genannte &bdquo;Intensivtäterkarrieren“ frühzeitig zu verhindern. &bdquo;Es werden in dem Projekt die Familien von jungen Straftätern aufgesucht, die Gefahr laufen, eine klassische Intensivtäterkarriere zu starten“, erklärte Andreas Meyer. Für die Polizei stelle diese präventive Arbeit und die Tatsache, dass die Teilnahme der Familien an dem Projekt auf freiwilliger Basis stattfindet, einen Paradigmenwechsel dar. Meyer: &bdquo;Das ist für uns Polizisten erst einmal ungewohnt. Allerdings sprechen die Zahlen des Ministeriums, bei dem es das Projekt bereits seit zehn Jahren gibt, für sich: 50 Prozent der Teilnehmenden werden nicht mehr straffällig.“ Datenmengen im Bereich der Kinderpornografie immens Meyer arbeitet auch bereits seit rund 20 Jahren verstärkt im Bereich der so genannten Kinderpornografie. &bdquo;Das Wort Missbrauchsdarstellung trifft es meiner Meinung nach besser“, so Meyer. Denn das sei es, was verstärkt verfolgt werde und was den Polizeibeamten zunehmend viel und besonders belastende Arbeit beschere. &bdquo;Dass die Zahlen auch in diesem Bereich rückläufig sind, sagt nichts über die Arbeitsbelastung aus, die im Zusammenhang mit der technischen Entwicklung und den Datenmengen, mit denen wir es zu tun haben, anfällt“, so der Kriminalhauptkommissar. Auch Chatgruppen, beispielsweise in WhatsApp oder Signal, trügen dazu bei, dass Missbrauchsdarstellungen schnell weiterverteilt würden. &bdquo;Oftmals sind es auch pubertierende Jugendliche, die in so genannten Klassenchats solche Darstellungen weiterverbreiten.“ Da sei man dann ganz schnell schon im Bereich einer Straftat. Deutlich weniger Mord- und Ermittlungskommissionen als im Jahr 2022 gab es im Kreis Herford in 2023. &bdquo;Wir hatten vier Mordkommissionen und eine Ermittlungskommission, wobei die Mordkommissionen ja von Bielefeld übernommen werden“, so Detlef Oertel. Einer der Fälle, die Mordkommission &bdquo;Heide“ hatte besonders hohe Wellen geschlagen und überregional Aufsehen erregt: Der Vorfall am 3. Juni 2023 hatte in Herford zu zwei Demonstrationen gegen Polizeigewalt geführt. Bei einer Verfolgungsfahrt von Herford nach Bad Salzuflen gaben Polizeibeamte mehrere Schüsse auf das Auto eines 19-jährigen Fahrers ab, der dadurch schwerstverletzt wurde. Ermittlungen zur Mordkommission &bdquo;Heide“ laufen Die Ermittlungen zu dem Polizeieinsatz werden von der Staatsanwaltschaft Detmold geführt. &bdquo;Auch Träger hoheitlicher Gewalt wie Polizeibeamte unterliegen der Überprüfung durch die Justiz wie jeder normale Bürger auch. Die Ermittlungen laufen hier“, betonte Meyer zu diesem Fall. Sowohl im Jahr 2023 als auch im laufenden Jahr 2024 legt die Kreispolizei Herford einen besonderen Schwerpunkt auf die Kriminalitätsbekämpfung im Bereich &bdquo;sichere Innenstadt“. Speziell haben die Beamten dafür den Kernbereich der Herforder City, insbesondere rund um die Großdiskothek Go Parc, die Steinstraße und den Bahnhof im Auge. 119 Gewaltdelikte hatte es dort in 2023 gegeben, 127 waren es im Jahr 2022. Mit verstärkter Präsenz und Schwerpunkteinsätzen vor Ort will die Polizei Herford hier weiter daran arbeiten, dass die Fallzahlen sinken.

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